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Aqua

Aqua

Titel: Aqua
Autoren: Martini
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Wagen wendete.
    »Was nun?«, fragte sie, während sie der grinsenden Taxifahrerin mit dem erhobenen Zeigefinger drohte und dann lachend winkte, als sie die Schwarze Rosi erkannte.
    »Hier können wir das Auto unmöglich stehen lassen.« Sie drehte sich zu Grabbe um. »Einer von uns muss alleine zurückfahren.«
    Die drei passierten eine auf der Straße errichtete Kontrolle, an der sie den Kollegen von der Bereitschaftspolizei ihre Dienstausweise zeigen mussten. Nach der zuerst verhängten nächtlichen Ausgangssperre war nun die gesamte Hochwasserzone auch tagsüber für Zivilpersonen gesperrt. Während Walde noch überlegte, ob es für Besucher des Krankenhauses, zumindest für diejenigen, deren Kinder dort Patienten waren, Ausnahmen gab, erreichten sie die Hochwasserzone.
    Wie bei beginnender Ebbe am Meeresstrand hatte sich ein Spülsaum etwa einen Meter oberhalb des Hochwassers gebildet. Das Wasser war nur um höchstens zehn Zentimeter gefallen. Das konnte Walde an den Stützen des halbhohen Fußgängerstegs erkennen, der zuletzt errichtet worden war, weil der ursprüngliche verlängert werden musste. Die Wasseroberfläche war ruhig wie die eines Sees, begrenzt von den weit auseinander liegenden Häuserreihen entlang der Allee, wo die Kastanienbäume aus dem Wasser ragten. Weit hinten erzeugte ein mit Paddel angetriebenes Schlauchboot leichte Wellen. Darin saßen Männer, die Schwimmwesten über den Jacken trugen.
    Walde, Gabi und Burkhard schritten stumm über den langen Steg zum Krankenhaus.
    Nach der Kleidung zu urteilen handelte es sich bei den Leuten, die ihnen auf dem kaum einen Meter entfernten parallelen Steg entgegenkamen, um Personal der Klinik. Ihre Gesichter wirkten müde.
    Auf dem düsteren Flur der verwaist wirkenden Station glimmten nur die grünen Hinweistafeln zu den Ausgängen. Einzig das Licht aus einem Fenster am Ende des langen Ganges half den dreien bei der Orientierung. Bei dem Aufstieg im Treppenhaus hatte Burkhard das Tempo vorgegeben. Walde und Gabi hatten sich nicht abhängen lassen und keuchten hörbar, als sie am verglasten Stationszimmer vorbeikamen, das ebenfalls dunkel war. An einem der Krankenzimmer leuchtete ein rotes Alarmlicht.
    Während Walde sich fragte, ob die Station geräumt war, erkannte er weiter vorn im Gegenlicht die Umrisse von ein paar Leuten, die schweigend vor einem Zimmer standen.
    Frau Hansen ignorierte ihren Gruß, die Stationsschwester schaute böse und selbst der zu Hansens Bewachung vor der Tür postierte Kollege grüßte nur knapp, als habe er sich mit den beiden Frauen verbündet oder wolle ihnen zumindest seine Solidarität zeigen.
    Walde klopfte an die Tür.
    »Ja bitte!«, rief eine würdevoll klingende Männerstimme von drinnen.
    Die Luft in dem schmalen Zimmer war stickig. Von Hansen war lediglich sein blasses Gesicht zu sehen. Seine Augen waren nur einen Spalt breit geöffnet. Der dünne Schlauch von der über dem Bett hängenden Infusionsflasche führte zu einer Kanüle in seinem auf der Bettdecke liegenden Handrücken.
    »Sie sehen ja, wie eng es hier ist.« Haftrichter Tränkle wartete, weil sich ein Hubschrauber dem Landeplatz mit Getöse näherte. Der Lärm von draußen schien der Grund dafür zu sein, warum kein Fenster geöffnet werden konnte.
    Tränkle nutzte die Gelegenheit, um Hansen genauer zu mustern. Dieser Mann hatte ein Mädchen aus höchster Lebensgefahr gerettet und dabei seine eigene Gesundheit aufs Spiel gesetzt. Vorhin hatte Tränkle erfahren, dass es sich auf dem Weg der Besserung befand und wahrscheinlich keine bleibenden Schäden davontragen würde. Hätte Tränkle nicht die Feuerwehr alarmiert, wäre nicht einmal die Frau im Auto gerettet worden, aber was Hansen getan hatte, war eine Heldentat.
    Während Gabi und Burkhard hinter ihm eintraten, musste Walde an dem Besuchertisch vorbei, hinter dem eine Gerichtsschreiberin an einem kleinen Laptop saß, und bis zu dem Stuhl des Richters am Kopfende des Bettes aufrücken. Auf dem gegenüberliegenden, mit einer Kunststofffolie abgedeckten Krankenbett hockte der unruhig wirkende Stationsarzt. Staatsanwalt Roth saß, mit losen Papieren auf seinen Oberschenkeln hantierend, auf einem der Besucherstühle daneben. Den Mann auf dem Stuhl neben dem Bett hielt Walde für Hansens Anwalt. Draußen nahm der Lärm ab.
    »Sie sehen ja, dass die Situation etwas beengt ist.« Tränkle wendete sich lächelnd Walde zu, während er seine Hände über der Robe faltete. »Dürfte ich Sie bitten, noch ein
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