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Antiheld - Thriller (German Edition)

Antiheld - Thriller (German Edition)

Titel: Antiheld - Thriller (German Edition)
Autoren: Stacie McQueen
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einen ihr fremden Stadtteil fuhren.
    »Wo ist dieser Ort denn, wohin wir fahren?«
    »Aber, wenn ich dir das sage, dann ist es keine Überraschung mehr und es soll doch eine Überraschung sein.«
    »Da fällt mir ein. Wir sollten noch Vince anrufen.«
    Seine Finger verkrampften sich um das Lenkrad. Er versuchte seinen Ärger hinunterzuschlucken. »Und warum sollten wir dies tun?«
    »Ich wollte heute bei ihm übernachten.«
    Erst jetzt bemerkte er die Sporttasche, die sie auf dem Schoß trug, als er einen Blick in den Rückspiegel warf. Dieses miese Schwein wollte sie also wirklich umbringen. Wie gut, dass Christian ihm zuvor kam.
    »Er wird sicherlich Verständnis dafür aufbringen, wenn ich etwas mit dir unternehme. Wir rufen ihn an, sobald wir angekommen sind.«
    Mit diesem Vorschlag schien sie einverstanden zu sein. »Wie du meinst.«
    Den Rest der Fahrt überbrückten sie mit Schweigen. Christian betätigte das Radio, um wenigstens den Hauch von Normalität aufkommen zu lassen.
     
    *
     
    »Und was machen wir nun hier oben?«
    Sie befanden sich auf dem Dach eines Hochhauses. Schon oft stand Christian hier. Dachte über dieses und jenes nach. Stand hier vor der Hochzeit mit Rachel. Nach der Geburt Rubys.
    »Ich möchte dir etwas zeigen.«
    Unsicher trat sie näher, blickte in die Tiefe hinab. Als der Anblick zu lange anhielt, begann ihr schwindelig zu werden. Sie krallte sich an das Bein ihres Vaters fest. So lange sie aber auch hinab sah, sie erkannte nichts Interessantes.
    »Was soll ich denn hier sehen können?«
    »Die Stadt, mein Liebling. Deine Heimatstadt. Siehst du, wie winzig klein alles von hier oben aussieht?«
    Ruby wusste immer noch nicht, worauf er hinaus wollte, doch nickte sie. »Es sieht hübsch aus.«
    »Dort leben sehr viele Menschen. Gute wie auch böse.« Er sah zu ihr hinüber. »Zu welchen Menschen, glaubst du, gehört dein Vater?«
    »Du?« Sie überlegte. »Zu den guten natürlich.«
    »Manchmal kann man sich dessen nicht wirklich sicher sein.« Eine Windböe fuhr ihnen durch Haar und Kleidung. »Vincent ist böse.«
    Nun wurde Rubys Neugier endgültig geweckt. »Vincent ist böse ?« Sie sprach es voller Entsetzen aus. Keller musste sein Schauspiel wahrlich perfekt dargeboten haben. Sie wendete den Blick. »Das glaube ich nicht.«
    Was für Lügen er ihr wohl die ganze Zeit über aufgetischt hatte, um seine Maske wahren zu können!? Nicht nur Ruby und Rachel hatte er getäuscht. Schließlich unterrichtete er Kinder. Junge Menschen, die er auf ihr weiteres Leben vorbereitete.
    »Wie dem auch sei«, meinte Christian. In diesem Leben wäre seine Tochter wohl zu keiner Einsicht mehr bereit. »Jedenfalls wollte ich es erwähnt haben.«
    Ruby behielt es zwar für sich, doch schien sie über die Worte ihres Vaters leibhaftig nachzudenken. Ob sie denn auch wirklich verstand, was er mit böse meinte? Für ein kleines Kind wie Ruby konnte dies vieles bedeuten.
    Keller schubste andere Leute in der Bahn an, klaute alten Damen die Handtasche, quälte zum Spaß Tiere. Es gäbe zig Möglich keiten, doch niemals würde sie zu dem Entschluss kommen, dass Keller ein Frauenmörder sei.
    Er hat Mama umgebracht. Er hat sie in viele winzige Stücke zerteilt, sie in einen Karton gepackt und mir als Präsent zukom men lassen.
    »Du glaubst also, dass ich einer von den Guten bin«, begann Christian, wobei auch er seinen Blick auf die Stadt gerichtet hielt. »Glaubst du denn, dass ich auch ein Held bin?«
    Ruby kannte Helden bisher nur aus den Märchen, die sie las und den Zeichentrickserien, die sie im Fernsehen verfolgte. Spon gebob Schwammkopf war für sie ein Held. Ebenso aber auch der Prinz, der auf seinem weißen Ross angeritten kam, um die Prin zessin zu retten.
    Ob ihr Vater ein Held war? Er tat nur gutes. Er schenkte Mama und ihr stets Liebe und Vertrauen. Er saß einmal den ganzen Tag neben ihrem Bett, als sie stark Fieber hatte. Munterte sie mit Ge schichten und Witzen auf.
    Für Ruby war ihr Vater ein Held. Ein sogar noch größerer als Spongebob oder der Ritter auf dem Ross es je sein könnten.
    »Ja.« Sie nickte. »Das glaube ich.«
    Christian schloss die Augen. Hier oben war es recht kühl. Doch nicht nur der starke Wind trieb ihm die Tränen in die Augen.
    »Würdest du deinem Vater einen Gefallen tun?«
    »Welchen?«
    »Kannst du bitte Tiger aus deiner Sporttasche nehmen?«
    Ruby sah auf die Tasche, deren Riemen quer über ihrer Brust lag. Sie war rosa und mit verschiedenen Barbies bedruckt,
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