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Anruf aus Nizza

Anruf aus Nizza

Titel: Anruf aus Nizza
Autoren: Alexander Borell
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mich hier auf keinen Fall festhalten.
    Ein Mann und eine Frau standen gebückt neben dem Mädchen, das unmittelbar vor den Vorderrädern auf der Straße lag. Als Monika dazukam, richtete sich der Mann auf.
    »Beinahe wär’ sie jetzt unter Ihrem Wagen. Immer diese blödsinnige Raserei, man sollte...«
    Monika fand es höchste Zeit, einzugreifen. »Helfen Sie mir«, sagte sie. »Ich bin Ärztin und bringe das Mädchen sofort in die nächste Klinik.«
    Man half Monika, das bewußtlose Mädchen in ihren Wagen zu heben. Langsam, um nur ja nicht aufzufallen, fuhr Monika los. Als sie von dieser Straße abbog, atmete sie auf. Sie wußte nicht, daß der Mann sich ihre Nummer für alle Fälle notiert hatte.
    Wenige Minuten später klingelte sie Sturm an Wolfgangs Haustür.
    »Ja, hallo?«
    »Wolf!« Ihre Stimme erstickte vor Aufregung, sie fürchtete, er würde droben kein Wort verstehen. »Wolf, komm rasch herunter und bring deine Wagenpapiere mit. Du mußt mir helfen.«
    Sie wartete und konnte den Blick nicht von ihrem Wagen losreißen, in dem das Mädchen lag. Wenn es jetzt zu sich käme, Fragen stellte oder gar schrie? Wo blieb nur Wolfgang?
    Endlich stand er neben ihr.
    Wortlos deutete sie auf ihren Wagen, auf dessen Rücksitz das Mädchen lag, noch immer regungslos.
    »Ich hab’ sie angefahren, nein, nicht angefahren, ich weiß nicht, wie es gekommen ist. Schaff sie gleich mit deinem Wagen in irgendeine Klinik. Die Leute auf der Straße haben gesagt, ich sei nicht schuld daran, sie sei mir direkt vor den Wagen gelaufen. Wolf! Hilf mir!«
    Er setzte sich hinters Steuer und fuhr Monikas Wagen in die Tiefgarage. Monika lief nebenher die steile Rampe hinunter. Wolfgang stieg aus.
    »Wir können sie nicht auf der Straße umladen«, sagte er. »Wo ist es denn passiert?«
    »In — in der Ringstraße.«
    Gemeinsam betteten sie das Mädchen in Wolfgangs Wagen um. Dann zog er Monika an sich, sanft, beschützend.
    »Ich bin beinahe froh, Moni, daß ich nun doch noch was für dich tun darf. Was auch immer geschieht, du weißt, daß ich dich liebe und du weißt, wie glücklich ich wäre, wenn du für immer zu mir kämst.«
    Sie küßte ihn rasch und wandte sich ab. Wortlos, mit Tränen in den Augen, stieg sie in ihren Wagen, gab Gas und fuhr die Rampe hinauf.
    Eine Viertelstunde später hatte Monika die Stadt verlassen. Ihr Wagen jagte nach Nizza.

    *

    Irene fühlte, daß sie in einem Auto saß, daß sie gefahren wurde. Vorsichtig schlug sie die Augen auf.
    Wie war sie in dieses elegante Auto gekommen? Wie neben diesen wildfremden Mann, der so ruhig das Steuer führte und der so gut aussah? Wohin fuhr er mit ihr?
    Eine Weile beobachtete sie ihn heimlich aus den Augenwinkeln, dann merkte er es, schaute sie an und lächelte.
    »Na, geht’s jetzt wieder? Fühlen Sie sich besser?«
    Irene wußte noch nicht, was eigentlich geschehen war.
    »Wer sind Sie und wie bin ich in Ihr Auto gekommen?«
    »Sie sind umgekippt«, sagte Wolfgang. »Mitten auf der Straße und ausgerechnet vor meinem Kühler. Danken Sie Gott und meinen guten Bremsen, daß ich Sie nicht überfahren habe.«
    »Und dann haben Sie mich mitgenommen? Wohin fahren wir?«
    Er beugte weiteren gefährlichen Fragen vor.
    »Eine Menge Leute stand herum. Sie haben gesehen, daß ich Sie nicht angefahren habe. Aber ich wollte Sie doch lieber in ein Krankenhaus bringen. Sicher ist sicher.«
    Sie runzelte die Stirn. Umgekippt? Richtig, wie im Nebel sah sie ein Auto, einen großen, hellen Wagen, der in rasender Fahrt auf sie zugekommen war.
    Zögernd fragte sie: »Wollen Sie mich nicht lieber nach Hause bringen?«
    »Offen gestanden, ich wäre ruhiger, wenn ich Sie in der Obhut eines Arztes wüßte. Ihre Ohnmacht hat ziemlich lange gedauert.«
    So, dachte sie, und die ganze Zeit über fährt er mit mir spazieren? Und war nicht... ja, da war doch eine Frau am Steuer des Wagens gesessen, der auf mich losfuhr? Ihre blauen Augen musterten ihn unverhohlen.
    Sie hörte den Mann neben sich fragen: »Haben Sie Schmerzen?«
    »Nein«, sagte sie nachdenklich. »Nein, ich spüre nichts, keine Schmerzen. Ein wenig... benommen bin ich.«
    »Sehen Sie«, sagte er. »Sie müssen doch zu einem Arzt. Es hätte viel schlimmer kommen können — Sie taumelten und brachen direkt auf der Straße zusammen.«
    Also war es doch keine Frau, überlegte Irene. Merkwürdig, wie man sich irren kann, wenn man erschrickt. Oder lügt er? Hat er neben der Frau gesessen?
    Und plötzlich verspürte sie tatsächlich
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