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Anonym - Briefe der Lust

Anonym - Briefe der Lust

Titel: Anonym - Briefe der Lust
Autoren: Megan Hart
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musste.“
    Sie tippte auf ein Blatt in schlichtem Weiß, das leicht schimmerte. „Sieht gar nicht so besonders aus, aber es saugt die Tinte in einer Weise auf …“
    Seufzend schüttelte sie den Kopf, während sie weiterblätterte und ein paar Bögen auffing, die nicht befestigt waren. „Ich bin sicher, ich habe in diesem Album genau das Richtige für Sie. Es ist Papier für ganz besondere Gelegenheiten.“
    „Ich weiß noch nicht einmal, wofür ich es brauche.“ Das klang wie ein Protest, obwohl ich es nicht so meinte. Es juckte mich in den Fingern, diese Bögen zu berühren. Und genau den richtigen zu finden.
    „Grandma?“ Ari schob den Kopf durch den Vorhang. „Ich habe den Brief für dich abgeliefert – oh, Entschuldigung. Ich wusste nicht, dass du nicht allein bist.“
    Miriam wedelte mit der Hand. „Es ist in Ordnung. Entschuldigen Sie mich für eine Minute, Paige? Ich muss mich rasch um etwas kümmern.“
    „Sicher. Natürlich.“
    „Machen Sie einfach weiter.“ Im Vorbeigehen legte Miriam ihre Hand auf meine Schulter, als wollte sie mich unterstützen.
    Gierig zog ich das Album zu mir heran, aber als sie mich berührte, hielt ich inne. Ich schaute auf. Sie war eine kleine Frau, und obwohl sie stand und ich saß, waren wir beinah auf Augenhöhe. Sie legte den Kopf schief.
    „Sie werden genau das Richtige finden. Das tun Sie immer. Ich habe es Ihnen schon gesagt, Paige, Sie haben ein Gespür dafür, genau das zu finden, was jemand braucht.“ Mit diesen Worten drückte sie meine Schulter und verschwand.
    Sie hat recht, dachte ich, während ich im Album bereits zum Anfang zurückblätterte, damit ich wieder bei der ersten Seite beginnen und jede einzelne würdigen konnte. Ich war gut darin zu wissen, was andere Leute brauchten, und wie man es ihnen verschaffte oder ihnen half, es sich zu nehmen. Dumm nur, dass ich nicht wusste, wie ich dasselbe für mich tun konnte.
    Und dann sah ich es.
    Ich fand es in der Mitte des Albums. Eine schwere cremefarbene Karte aus hochwertigem Leinen. Teures Zeug. Die Sorte Papier, die ich begehrte und hortete, aber niemals wirklich benutzte. Einer der Ränder war ein wenig rau. Ich konnte sehen, dass das Stück aus einem größeren Bogen herausgeschnitten war. Nicht ganz so fest wie eine richtige Briefkarte, aber zu dick, um sie mit einem Drucker zu beschriften.
    Sollen wir anfangen?
    Er war aus dem Laden herausgekommen, ich war hineingegangen. Einige Tage später war die erste Nachricht gekommen.
    Hi, Ari. Was machst du hier?
    Ich habe nur für meine Großmutter etwas abgeliefert.
    Mit zitternden Fingern zog ich das Papier aus dem Album. Wow, ich hätte nicht gedacht, dass wir uns hier zufällig treffen.
    Natürlich nicht, meine Liebe.
    Ich musste mich nicht länger fragen, wer mir die erste Nachricht geschickt hatte. Die Karte, die mein Leben verändert hatte. Miriam, so schien es, wusste, was ich brauchte.
    Nun wusste ich, was ich zu tun hatte.
    Die richtige Kleidung macht den ganzen Unterschied.
    Ich trug einen schwarzen Bleistiftrock und hauchzarte schwarze Strümpfe mit Strumpfgürtel. Dazu eine taillierte weiße Bluse mit Knöpfen und langen Ärmeln. Darunter trug ich schlichte weiße Spitzenhöschen und einen dazu passenden BH. Schwarze Stilettos. In Schuhen mit so hohen Absätzen ist es unmöglich, nicht so zu gehen, als würde man bei jedem Schritt die Welt vögeln.
    Endlich sah ich wie eine Domina aus, obwohl ich keinen Overall aus Vinyl anhatte, wie er gewöhnlich zum Peitscheschwingen getragen wurde. Ich fühlte mich auch wie eine Domina, was wahrscheinlich wichtiger war. Mein Outfit trug ich wie eine Rüstung, einen Schild, und es bestand kein Zweifel daran, dass sich Köpfe nach mir drehten.
    Ich war ein paar Minuten zu früh dran, aber nicht viele. Die Eingangshalle des Hotels war in gedämpften Rot-, Gold-und Brauntönen eingerichtet. Der Teppich war sauber, aber an einigen Stellen abgenutzt, wo das Blumenmuster wie geometrische Formen wirkte. Die Paneele an den Wänden verwandelten das Ganze in einen Herrenclub, in dem nur Zigarre rauchende Männer mit Krawatten fehlten. Die Aufzüge lagen links, während sich rechts hinter dem Empfangstresen Couchen und Sessel in Sitzgruppen befanden und Türen zu den Konferenzräumen führten. Ich setzte mich in einen Sessel, der halb verborgen hinter einer Topfpflanze stand, von der sich herausstellte, dass sie aus Plastik war.
    Ich sah ihn sofort, als er das Hilton betrat. Er bemerkte mich nicht, aber natürlich
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