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Annas Erbe

Annas Erbe

Titel: Annas Erbe
Autoren: Horst Eckert
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reingekommen bist. Mein Gott, bist du krank?«
    »Sag Karl zu mir.«
    »Du siehst nicht gut aus.«
    »Danke.«
    »Magst du einen Kaffee? Hast du gefrühstückt?«
    »Nein danke, Enrico. Was gibt's Neues von den beiden?«
    »Ein Pizzafahrer will Schneider erkannt haben. Ein Tankwart will Dalla erkannt haben. Und ein Spaziergänger will beide gesehen haben.«
    »Wann?«
    »Alle Angaben beziehen sich aufs Wochenende.«
    »Wer arbeitet noch dran?«
    »Es ist Heiligabend, Karl. Ich bin froh, dass die Schutzpolizei wenigstens die wichtigsten Punkte überwacht: ihre Wohnungen, die von Dallas Freundin und den Nachtklub.«
    »Also tatsächlich nur wir beide.«
    »Einer von uns befragt die Zeugen, der andere bleibt hier als Anlaufstelle.«
    Thann war bereits an der Tür. »Ich melde mich, Enrico!«
    Eigentlich hatte er ihn noch nach einer Schmerztablette fragen wollen.
     
     
    74.
     
    »Ach, Sie sind's. Hereinspaziert!«
    Thann betrat die Wohnung. Die Bilder an der Wand erschienen ihm bereits wie alte Bekannte. Rapsfeld, Straßenschlucht, tanzendes Pärchen. Die Bulldogge schnupperte an seinen Beinen und wedelte mit ihrem Stummelschwanz.
    »Sie haben die beiden Gesuchten erkannt?«
    »Ja. Ich führte meinen Hund spazieren, gleich hier draußen im Park.«
    Thann sah durchs Fenster auf die Bäume, den Park und das Hochhaus, dessen erleuchtete Fenster einen Weihnachtsbaum formten. Heiligabend. »Sind Sie sicher?«
    »Ja, ich habe die beiden Gesichter wiedererkannt. Bullenvisagen. Entschuldigung. Sie nehme ich natürlich aus. Ich habe noch nie jemanden an die Polizei verpfiffen. Aber als ich die Zeitung las, dachte ich mir, es geht nach dem Motto: gute Bullen gegen böse Bullen. Und da sind mir die guten lieber. Dass ich Sie wiedersehe, ist 'ne echte Überraschung, Herr Kommissar.«
    »Was haben Sie genau gesehen?«
    Die Bulldogge lief durchs Zimmer. Das wackelnde Hinterteil wirkte grotesk.
    »Es war gestern früh, draußen im Park. Ich hörte die drei schon von Weitem.«
    »Drei?« Bollmann?
    »Ja, Ihre beiden gesuchten Kollegen und ein Dritter. Sie stritten sich. Ich habe nicht hingehört, aber es ging um eine Wohnung, mit der die beiden nicht zufrieden waren, und um Hausaufgaben, die sie nicht gemacht hätten, wie der Dritte meinte.«
    »Wie sah der Dritte aus?«
    »Groß und breit, feiner dunkler Mantel, sehr kurze, blonde Haare, Schnurrbart. Alter irgendwo zwischen vierzig und sechzig.«
    Bollmann! Schneider und Dalla hatten ihn getroffen. Hausaufgaben nicht gemacht. Karl und Eva waren noch am Leben.
    »Und weiter?«
    »Ich lief dem Hund hinterher, bis er sein Geschäft machte. Auf dem Rückweg sah ich die beiden wieder, ohne den Dritten. Sie gingen in Richtung Straße, und der eine stolperte fast über die Hundeleine. Wirklich unangenehme Typen, Ihre bösen Kollegen.«
    Wo sie danach hingegangen waren, hatte Fritz Engels nicht mehr verfolgt. Immerhin. Für den alten, zerknitterten Exkommunarden dennoch eine gute Leistung.
    »Was macht eigentlich Ihre Suche nach Annas Erbe?«
    »Ihr Gruß an Karl ist angekommen. Schönen Gruß zurück.«
     
     
    75.
     
    »Er ist mir aufgefallen, weil er nicht genügend Geld hatte. Er musste zurück zum Auto. Dann kam er mit einem Fünfhunderter. Da hatte ich Probleme mit dem Herausgeben.«
    Thann legte dem Tankwart ein Foto Dallas vor.
    »Ja, das war er. Sagen Sie, ist er wirklich bewaffnet gewesen?«
    Bewaffnet und als Killer unterwegs. Hausaufgaben machen. Thann, dich machen wir alle. »Wann war das?«, fragte Thann statt einer Antwort.
    »Gestern am frühen Nachmittag. Das war aber auch eine Tankrechnung. Fast siebzig Liter hatte der geschluckt. Ich hab' dem Typen hinterhergeguckt. Hübsche alte Karre. Die säuft natürlich was weg.«
    »War noch jemand im Auto?«
    »Ja. Ich weiß aber nicht, ob es der andere Typ aus der Zeitung war.«
    Der andere Typ: Schneider.
     
     
    76.
     
    Pizza-Pronto hieß der Laden. Er lag im Viertel südlich des Bahnhofs. Die Betreiber waren Türken. Der Fahrer hatte auch an diesem Tag Dienst. Während Thann auf ihn wartete, spendierte ihm der Chef des Unternehmens eins seiner runden, original italienischen Erzeugnisse. Noch während Thann aß, begann sein Magen zu rumoren. So schlimm, dass er die Nahrungsaufnahme abbrechen musste.
    »Schon fertig? Geschmeckt?«
    »Danke.«
    »Das hier ist Stefan. Er hat Mann gesehen. Aber machen kurz. Nächste Kunde warten schon auf ›Pizza-Pronto‹.«
    Thann machte es kurz. »Sie haben uns angerufen?«
    »Stimmt. Ich
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