Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anna und Anna (German Edition)

Anna und Anna (German Edition)

Titel: Anna und Anna (German Edition)
Autoren: Charlotte Inden
Vom Netzwerk:
hat. Versteht ihr? Wer glaubt denn schon, dass ich im Alleingang neunzehn feindliche Soldaten niedergemäht habe? Haha, das muss ja ein ganz schöner Döskopp sein. Zwölf vielleicht, aber doch nicht neunzehn.«
    Ich lachte und nach einer kleinen Pause lachten die Kinder verlegen mit.
    »Aber«, sagte das unangenehme Kerlchen mit den blassen Wangen und den weißblonden Haaren, »wieso haben Sie denn dann nur ein Bein?«
    »Das ist eine hochinteressante Frage«, antwortete ich. »Und ich werde sie dir gerne beantworten. Hast du schon mal etwas vom großen weißen Hai gehört?«
     

     
    Bella wurde von einer Mutter aus der Nachbarschaft angerufen und es dauerte eine ganze Weile, bis ich merkte, dass hier jemand ziemlichen Ärger hatte. Und dass dieser jemand ich war.
    Als eine erschöpfte Bella schließlich zurück in die Küche kam, klärte sie uns auf: Der kleine Sven würde sich weigern, im Hallenbad, da, wo es richtig fies tief ist, ins große Becken zu springen. Das müsste er aber, sonst kriegte er sein Schwimmabzeichen nicht, und seine Mutter wollte partout, dass er das kriegte. Nur der kleine Sven, der wollte das eben überhaupt gar nicht mehr. Und anstatt in den nächsten Sommerferien ans Meer zu fahren, wo das Haus mit Blick auf die Nordsee schon gemietet war, wollte er jetzt auch viel lieber in die Berge.
    »Tja«, sagte ich. »Schick sie nach Tirol. Dort ist es herrlich. Und garantiert haifischlos.«
    Da fing der große Benni so an zu lachen, dass er Atemnot bekam und ihm Tränen über die Wangen liefen.
    Anna sah ihrem Vater fasziniert zu.
    »Papa«, rief der kleine Benni erschrocken.
    »Ben«, rief Bella. »So geht das nicht.«
    Ben wischte sich mit dem Hemdsärmel das Gesicht trocken und nickte. »Stimmt.« Er wandte sich an mich. »Anna B., so geht das auf gar keinen Fall. Sag mir bitte Bescheid, bevor du so etwas das nächste Mal tust. Da muss ich nämlich unbedingt dabei sein.«
    Sprach’s und lachte weiter.
    Ich konnte ihn mir glatt mit Augenklappe vorstellen.
     

     
    Neuerdings hat meine Anna nicht mehr viel von einem Piraten.
    Das liegt an Marie-Luise. Marie-Luise war gestern da. Sie ist jetzt ständig da. Sie ist zwölf, genau wie Anna. Und sie ist ein richtiges Mädchen und bestimmt in ihrem ganzen Leben noch auf keinen Baum geklettert. Die große Kastanie kann sich an Anna kaum noch erinnern, denn Anna flicht jetzt lieber Marie-Luise Zöpfe oder lässt sich von Marie-Luise die Lider bemalen.
    Bella freut sich, dass Anna ein bisschen mädchenhaft wird. Ich denke, meine kleine Anna wird sich trotz der Zöpfe nicht ganz vergessen.
     

     
    Ich hatte recht.
    Meine kleine Anna steht auf einem Bein im Garten.
    »Ich muss doch wissen«, hat sie gesagt, »wie sich ein einbeiniger Pirat so fühlt.«
    Dann hat sie mich angeschaut, lieb gelächelt und gesagt: »Und du, Oma Bloom.«
    Und dann hat sie gewackelt und gesagt: »Ganz schön schwierig.«
    Ich konnte ihr nur von Herzen zustimmen.
     

     
    Jan hat endlich geschrieben. Anna ist außer sich vor Freude, keine Sekunde kann sie still stehen. Mitten in ihrem Bewegungsdrang hat sie nur kurz angehalten, um mir den Brief in die Hand zu drücken.
    Ich durfte ihn nämlich lesen.
     

     
    Hallo Anna,
    stand da.
    Ich finde, deine Oma hat recht: Einen Brief zu bekommen ist schöner, als eine E-Mail zu kriegen. Besonderer irgendwie. Vielen Dank also für deine besondere Nachricht.
    Amsterdam ist schon in Ordnung. Die Schule ist etwas schwieriger, weil dort alle Englisch reden. Am Anfang habe ich kaum etwas sagen können, aber inzwischen geht es ganz gut. Und die vielen Wasserstraßen sind prima! Es gibt jede Menge Brücken und Boote!
    Ich wäre auch gern ein einbeiniger Pirat, obwohl es sich mit nur einem Bein bestimmt schwer auf den Kastanienbaum klettern lässt. Oder den Ahorn.
    Aber einen Versuch wäre es wert!
     
    Jan
     
    Da könnte er recht haben.
     

 

     
    Lieber Jan,
     
    ich war dir sehr böse. Aber Oma Bloom hat gesagt, du kannst nichts dafür. Sie sei nur auf unseren Kastanienbaum gestiegen, weil sie plötzlich so eine Lust darauf gehabt habe. Ich würde ja auch nicht aus dem Fenster springen, nur weil jemand sagt: Das ist doch eine tolle Idee.
    Also schreibe ich dir jetzt wieder, obwohl meine Oma eine Woche im Bett liegen musste. Und sie hasst das!
    Sie ist vom Baum gefallen.
    Aber nicht, weil es nicht geht, mit nur einem Bein hinaufzuklettern. Es ging sehr wohl, sie saß oben, ich habe es gesehen.
    Doch dann wurde ihr schwindelig.
    »Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher