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Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Titel: Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen
Autoren: Jeanne C. Stein
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Nase weg verkauft. Blöde Idee. Vor allem einer der Vorstände fand es nicht lustig, dass ihm auf diese Weise ein Deal von ein paar Milliarden entging. Er hatte wohl das Kleingedruckte in seinem Vertrag nicht gelesen. Die Rechte an der Formel gehörten O’Sullivan, und als eine ausländische Regierung ihm einen Haufen Geld dafür bot, entschied er sich für den schnellen und einfachen Weg. Bedauerlicherweise hat seine Gier ihn eine Menge gekostet. Das Leben nämlich.
    Bisher habe ich nicht einmal ein Dankeskärtchen von Gloria bekommen. Aber um ehrlich zu sein, hat sie ihren Teil unserer Abmachung erfüllt. Ich hatte mich bereit erklärt, für sie zu ermitteln, wenn sie David endgültig in Ruhe lässt. Da David gerade auf Paradise Island in der Sonne liegt, mit einer heißen Immobilienmaklerin, die er bei der Suche nach einer Anlageimmobilie kennengelernt hat, würde ich sagen, es hat funktioniert.
    Ich bin mit der Zeitung und meinem Kaffee fertig, und da Lance weg ist und mir an diesem grauen, bewölkten Montag nichts Besseres einfällt, wende ich mich dem zu, was ich am allerwenigsten gern tue – Putzen und Wäsche waschen. Der Staubsauger steht mitten im Wohnzimmer, meine Wäsche ist in Weiß und Buntwäsche sortiert und Creedence Clearwater Revival rocken aus der Stereoanlage, da klingelt mein Handy.
    Ich hechte zur Fernbedienung, um die Anlage stumm zu schalten, und klappe das Handy auf. Diesmal erkenne ich die Nummer – von gestern. »Culebra.« Meine Stimme klingt kalt, denn meine Wut auf ihn wegen des miesen Tricks gestern brodelt wieder hoch. »Das war ja ein kurzer Urlaub.«
    »Nein, hier ist Sandra.«
    Sandra? Ich ziehe scharf die Luft ein. »Warum rufst du mich von Culebras Handy aus an? Ist er schon wieder zurück?«
    Nach ganz kurzem Zögern antwortet sie: »Ja. Du musst herkommen, Anna. Culebra ist krank. Ich glaube, er stirbt.«
    Kapitel 9
    Eine Stunde später parke ich vor der Bar. Alles, was ich getan habe, um hierherzukommen – mich anziehen, ins Auto steigen, nach Mexiko rasen –, geschah wie in Trance. Ich habe immer nur Sandras Stimme gehört, wie sie klang, als sie mir sagte, Culebra läge im Sterben. All die Bitterkeit von gestern, meine Wut und Enttäuschung sind vergessen. Culebra darf nicht sterben.
    Die Straße ist leer. Sobald meine Füße den Boden berühren, spüre ich das Flattern einer seltsamen Energie. Nicht positiv, nicht negativ, aber sie brennt leicht auf der Haut wie kleine Stromschläge. Das Gefühl wird stärker, als ich die Bar betrete. Jetzt höre ich auch ein Geräusch, ein Summen. Es lässt sich in der Mitte meiner Brust nieder und bringt mein Herz zum Rasen. Ich presse mir die Hand auf die Brust und kämpfe gegen den Drang an, kehrtzumachen und zu flüchten.
    Wo sind denn alle? Die Bar ist nicht besetzt. Überall stehen leere Gläser und ein paar Bierflaschen herum. Die meisten sind halb voll, als wäre jemand eilig aufgebrochen. Keine Gäste. Keine Sandra. Ich rufe ihren Namen. Keine Antwort. Ich gehe durch das Haus bis zur Hintertür, schaue in alle Wirtszimmer, finde aber immer noch niemanden. Ein ungutes Gefühl kriecht mir den Rücken hinauf. Sind sie vielleicht in den Höhlen?
    Ein Pfad führt von der Bar zu einer Felszunge, die einen knappen Kilometer entfernt aus der Wüste aufragt. Ein kurzer Lauf. Ich war schon früher dort und weiß, was mich bei den Felsen erwartet. Sie verbergen den Eingang zu einem Gewirr unterirdischer Gänge – die Unterkunft der Bewohner und Gäste von Beso de la Muerte.
    Ich spähe nach drinnen. Die Gänge sind mit Glühbirnen an langen Leitungen beleuchtet. Ich lausche. Aber ich höre und spüre niemanden, nur dieses unablässige Summen, das ich in der Bar zum ersten Mal wahrgenommen habe. Ich drücke mich flach an die Wand und folge dem Tunnel, bis er sich nach etwa 400 Metern gabelt. Das Summen wird zu einem dumpfen, eintönigen Heulen, das Gefühl prickelnder Statik auf meiner Haut stärker. Der Druck in meiner Brust baut sich weiter auf.
    »Sandra?«, rufe ich wieder, schon der Panik nahe.
    Diesmal höre ich scharrende Schritte. Ein Mann erscheint, und ich erkenne ihn. Er hat sich damals um David gekümmert, als ich ihn nach Averys Angriff hierhergebracht habe. Er ist Amerikaner, ein Arzt, dem zu Hause die Approbation entzogen wurde – menschlich, blond, dünn. Dünner, als ich ihn zuletzt gesehen habe. Da war er ein Junkie, und so, wie er aussieht, ist er immer noch einer. Aber er hat David geholfen. Ich strecke die Hand
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