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Ann Pearlman

Ann Pearlman

Titel: Ann Pearlman
Autoren: Apfelblüten im August
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hat nie betrogen, aber er ist gelegentlich auf Wanderschaft gegangen. Hoffentlich sind die Tourneen für meinen Aaron genug Wanderschaft. Was hat er gesagt? »Ich würde mich selbst verlieren, wenn ich dich verliere.« Daran denke ich gerade, als wir auf der I-94 nach Ann Arbor reinfahren.
    »Da ist unsere Ausfahrt«, rufe ich und zeige auf ein Schild, auf dem »Jackson Road« steht. Aber als ich es sehe, sind wir schon fast daran vorbei.
    »Sorry, ich war in Gedanken.«
    Aaron schaut mich stirnrunzelnd an.
    »Ich hab an dich gedacht«, erkläre ich und lächle.
    Er streichelt meinen Schenkel.
    Sky hat einen lichten künstlichen Baum – einen Charlie-Brown-Baum –, dekoriert mit bunten Lichtern, ein paar von Moms Makrame-Ornamenten und wunderschön verzierten Ausstechern an roten Bändern. Girlanden aus Cranberrys und Popcorn hängen halbmondförmig von den Zweigen, um das Wohnzimmerfenster schimmern Minilichter, neben dem Hochzeitsfoto von ihr und Troy brennt eine Kerze. Mir fällt auf, dass seine Urne verschwunden ist und dass Sky beim Schmücken viele von Moms Ideen übernommen hat.
    Sie ähneln sich so, die beiden, aber auch das ist in Ordnung. Ich fühle mich nicht mehr vernachlässigt. So ist meine Familie eben. Mom stellt nicht viele Fragen, sie wartet, bis man ihr etwas erzählt. Das habe ich ihr lange als mangelndes Interesse ausgelegt, und sie dachte, ich würde sie zurückweisen, weil ich nichts erzählt habe. Offenbar zeigen und empfangen wir Liebe auf unterschiedliche Weise, und so haben wir aneinander vorbeigeliebt. Irgendwann ist aus unserer Enttäuschung Wut geworden, aber jetzt erzähle ich ihr einfach das, was ich ihr erzählen möchte, und sie freut sich. Sie ruft mich an, und ich weiß, sie tut es, weil sie mit mir reden will, auch wenn sie mich nicht nach mir fragt. Dieses Gefühl, außen vor zu sein, als wäre ich ein Fremdkörper in meiner eigenen Familie, hat sich deutlich abgemildert.
    Auf Skys Küchentisch liegt eine grün-rot karierte Tischdecke, darauf hat sie in kleinen Grüppchen glänzende Ausstechförmchen drapiert.
    »Sieht toll aus, Sky. Ich bin beeindruckt.«
    »Danke«, sagt sie, als wäre mein Kompliment nur höflich gemeint.
    »Ich sag das nicht einfach so, ich finde, du hast das wunderschön gemacht, und es ist absolut erstaunlich, was du in einem einzigen Monat alles geleistet hast. Du bist umgezogen, hast dich eingerichtet, einen neuen Job angefangen, Rachel im Kindergarten eingewöhnt und jetzt auch noch das hier. Ich bin sehr stolz auf dich.«
    »Ich hab nur getan, was ich tun musste«, erwidert sie.
    »Du bist stark, genau wie Mom. Komme, was wolle, Mom hat immer dafür gesorgt, dass der Laden läuft, und immer praktisch gedacht. Ganz gleich wie fertig, verletzt oder wütend sie war.«
    »Wir sind alle stark«, sagt Sky.
    Auf dem Tisch stehen schon der gebackene Brie in Pastetenteig mit karamellisierten Walnüssen, eine große Gemüseplatte, Hummus, Käse und Cracker und eine Obstschale. Mein Sushi, das ich gerade noch gekauft habe, passt gut dazu.
    Molly umarmt Levy, nimmt ihn bei der Hand und zeigt ihm, wie man Karotten in den Hummus taucht. »Das ist mein lieblingstes Essen«, verkündet er sofort.
    Rachel sitzt auf Pauls Schoß, und er liest ihr gerade eine Geschichte vor. Marissa und Andy treffen zusammen mit Jennifer und ihren Zwillingen Karen und Kevin ein. Ich habe Marissa und Jennifer nicht mehr gesehen, seit Sky mit der Highschool fertig war. Damals war ich elf. Die beiden können es kaum fassen, dass ich erwachsen geworden bin, und fangen gleich an zu jammern, wie grässlich alt sie sich jetzt fühlen. Sie klingen genau wie Moms Freundinnen.
    »Haben wir uns so sehr verändert?«, fragt Jennifer.
    »Ach was, ihr seht aus wie immer. Na ja, ein bisschen weniger geschminkt vielleicht. Ihr wart ja die Lidschatten-und-Mascara-Königinnen, und jedes Mal wenn ich auf die Bühne gehe, imitiere ich ein paar von euren Tricks!« Die beiden legen ihre mitgebrachten Plätzchentüten auf Skys Bett ab.
    »Wow, Tara. Wir sind so stolz auf dich. Ich weiß noch, wie du immer an der Tür gelauscht hast, wenn wir bei Sky übernachtet haben«, sagt Melissa.
    »Was wir uns damals erzählt haben, verwendet sie jetzt wahrscheinlich in ihren Songtexten«, meint Jennifer lachend.
    »Ich bin ein großer Fan von euch«, fügt Andy hinzu. Er folgt uns sogar auf Facebook.
    Dann erscheinen Jennie und Robin. Sie sind beide in den Semesterferien zu Hause und noch ganz aufgeregt, dass sie
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