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Ann Pearlman

Ann Pearlman

Titel: Ann Pearlman
Autoren: Apfelblüten im August
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jetzt im Wohnheim wohnen und so wahnsinnig viel Spaß haben. Robin studiert an der Michigan State, Jennie an der New York University, und beide beteiligen sich sofort am Gespräch.
    »Gott! Ich hätte nie gedacht, dass ich mal einen Rap-Star von früher kennen würde«, ruft Marissa.
    »Ich schon«, sagt Robin. »Sie hat doch ständig Klavier geübt und Aaron geschrieben, das war ihre große Leidenschaft.« Sie isst ein Stück von dem Brie und fährt fort: »Ich möchte Lehrerin werden. Glaube ich jedenfalls. Aber eine richtige Leidenschaft ist das bei mir nicht«, fügt sie achselzuckend hinzu. »Ich denke einfach, das wäre eine gute Idee.«
    Eine Weile unterhalten sich die beiden mit Brooke und Sky über ihre Dates, und ich höre, wie Sky sagt: »Ich glaube, dazu bin ich überhaupt noch nicht bereit«, und fast ein wenig ver wundert hinzufügt: »Genau genommen hatte ich ja auch noch nie ein richtiges Date, ich müsste wahrscheinlich erst mal Unterricht nehmen.«
    »Ich kann es dir beibringen, inzwischen bin ich da echt Expertin«, meint Brooke und lacht ihr heiseres Lachen.
    Molly spielt die Mom für alle, hilft den kleineren Kindern beim Essen und macht Werbung für den Hummus und das Gemüse, das Brooke und sie mitgebracht haben. »Das ist gut für dich«, beharrt sie immer wieder, und ich höre Brookes Tonfall in ihrer Stimme.
    Rachel erhebt sich schließlich von Pauls Schoß und zeigt Levy den gebackenen Brie. Aber er ist etwas skeptisch. »Welcher Teil ist denn zum Essen?«, fragt er.
    »Das ist alles total lecker«, antwortet Rachel, nimmt ein Stückchen Pastete zwischen die Finger und steckt es Levy in den Mund. »Das mag ich am lieblingsten«, sagt sie, während sie ihn beim Kauen und Schlucken beobachtet. Zögernd isst er noch einen Bissen und wendet sich dann wieder den Karotten zu.
    Die Erwachsenen erzählen sich absurde Geschichten über Internet-Dating. Jennifer listet die ganzen Lügen auf, die man ihr dort schon aufgetischt hat – ein Mann hat ein Bild von vor zehn Jahren eingestellt, ein anderer war verheiratet. Andy erzählt ähnliche Dinge von den Frauen.
    Ich spitze die Ohren, denn vielleicht kann ich von Andy herausfinden, wie Männer denken, aber so aufmerksam ich auch zuhöre, es scheint mir nicht so viel anders zu sein als bei den Frauen. Vielleicht ist es ein Kampf, den beide nach ähnlichen Regeln, aber mit unterschiedlichen Zielen führen. Andererseits – vielleicht sind die Ziele letztlich gleich, denn wir wollen doch alle Liebe, tollen Sex und Freiheit. Alles auf einmal. Dabei gehen Nähe und Liebe flöten, wenn Freiheit und Selbstbestimmung einander attackieren.
    Irgendwann sitzen Sky und Rachel, Brooke und Molly, Jennifer, Karen und ich zusammen in der Küche. Marissa und Andy sind mit Levy und Paul im Wohnzimmer.
    Als ich mich umschaue, fällt mir plötzlich auf, dass wir alle vaterlose Töchter sind. Ich spüre ein tiefes Mitgefühl, als Sky Rachel auf den Arm nimmt, sie an sich drückt und das kleine Mädchen ihre Beine um die Taille meiner Schwester schlingt. Ich sehe ihre Liebe, ich kann sie spüren, als wäre ich gleichzeitig sowohl Sky als auch Rachel, und mir wird klar, was für eine Reise vor ihnen liegt. Vielleicht findet Sky einen Mann, der für Rachel ein Vater sein kann, vielleicht kann Aaron helfen. Oder Paul.
    Aber ich kenne die Wunde der vaterlosen Töchter, egal warum sie im Stich gelassen wurden. Wenn man den Männern nicht vertraut, ist es schwieriger, eine Familie durch harte Zeiten zu führen. Man ist stets bereit abzuhauen, sich einzureden, dass es einem gleichgültig ist. Ich darf meinen Mut nicht verlieren.
    Momentan haben Levy und ich das Glück, dass Aaron bei uns ist. Das gilt für jetzt, für diesen Augenblick. Wir sollten es genießen, solange es hält, und ich hoffe, das wird bis an unser Lebensende sein. Ich weiß nicht, was ich ohne Aaron tun würde, und ich weiß nicht, wie es dazu gekommen ist. Aber ich würde fast alles dafür tun, dass wir zusammenbleiben. Wenn wir das nächste Woche bei unserer Hochzeit geloben, stehe ich mit jeder Faser meiner Existenz hinter diesem Schwur. Aaron ist für mich fast genauso wichtig, wie ich für mich selbst wichtig bin, genau wie Levy – der Unterschied geht gegen null. Vermutlich fühlt sich eine echte Bindung immer so an.
    Auch das gehört dazu, wenn ich die Heldin meines Lebens sein möchte. Meine eigene Heldin zu sein erfordert Mut. Und ich brauche auch Mut, meinem eigenen Lebenssinn zu folgen, der in
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