Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
Autoren: Markus Mayer
Vom Netzwerk:
Ankwin öffnete sie, und wie sein Onkel gesagt hatte, lagen darin mit Stroh gepolstert zwei melonengroße graugrüne Eier und die Schale eines dritten. Daneben war eine Lücke im Stroh, in der etwas Eckiges gelegen haben musste – die Schinderbibel.
    Er wusste noch nicht, was er von all dem zu halten hatte, aber er wusste, er hatte auch von dem Ei getrunken. Eine wispernde Stimme, mehr zischend als sprechend, machte sich in Ankwins Kopf breit. Er verstand sie nicht und doch wusste er, was sie ihm riet.
    Er würde alles erst einmal geheim halten. Er würde Zeit brauchen, um sich klar zu werden über seine Zukunft. Steif und beinahe abwesend begann der Krieger, die Überreste der Karaffe mit seinem Hemd aufzuwischen. Es kostete ihn einige Beherrschung, nicht an seinen Fingern zu lecken. Dann hob er die abgetrennte Drachenpranke auf und legte sie mit dem rotgetränkten Hemd in das Stroh.
    Am Boden neben der Kiste lag der große Foliant. Mit hölzernen Bewegungen hob Ankwin das schwere Buch auf. Die Schrift auf dem Einband war aus ihm völlig unbekannten in sich verschlungenen Runen geformt, wobei er bereits erahnte, was sie bedeuteten. Langsam legte er das Buch ins Stroh. Ankwin schloss die Truhe und legte das rote Tuch darüber. Ein lautes Klacken bestätigte ihm, dass die Truhe wieder verriegelt war. Der Krieger rutschte an der Truhe herunter und saß neben seinem toten Onkel, den er geliebt hatte wie einen Vater.
    Ein weiteres Klacken gefolgt vom einem Quietschen und die schwere Tür wurde von einem völlig verschwitzten Garock aufgedrückt. Lavielle schlang sich an ihm vorbei und rannte auf Ankwin zu. Hektisch sprach sie auf ihn ein und tastete ihn auf Verletzungen ab, bis sie in der Bewegung erstarrte, als sie begriff, dass der weinende Bärenfelsener nur ihre Umarmung suchte.

Wiedergeburt
    (Birgenheim im Winter)
    Theodus erhob sich und sah seine Freunde beim Scheiterhaufen besorgt an. »Wir müssen prüfen, ob die Eier in der Truhe sind. Wir müssen sie finden!«
    Wieder entstand eine Pause, da keiner von ihnen wusste, wie sie die Truhe aus dem Feuer bekommen sollten, wenn sie überhaupt noch existierte. Dann begann Theodus wieder einen Teil der Schinderbibel zu zitieren: »... und nur der, der unberührt ist, wird schadlos kosten können von der Frucht des Drachen. Jeder, der der Frucht nahe kommt, wird verderbt sein und der Menschenschinder wird weiter leben in uns.«
    Lavielles Augen weiteten sich und sie wirkte sonderbar steif, Theodus sprach weiter: »Wenn also damals der alte Bungad tatsächlich in den Besitz von Dracheneiern gelangt ist, und Ankwin davon gekostet hat ...? Aber das macht immer noch keinen Sinn.«
    Wieder kam ein Schweigen auf, das angesichts der Gefahr, in der sie schwebten umso drückender wirkte.
    »... nur der, der unberührt ist, wird schadlos kosten können von der Frucht des Drachen.«, diesmal hatte Lavielle, die Tragweite ihrer eigenen Worte nur langsam begreifend, das Buch zitiert.
    Theodus blickte sie fragend an und auch Garock schien damit nichts anfangen zu können, doch Bermeer führte ihren Gedanken weiter. »Ankwin war ein Krieger und durfte nur um Frauen werben ...«
    »... um eine Familie zu gründen ...«, Lavielle starrt ins Leere und war leichenblass.
    »Das war sein Verderben.«, Bermeer hatte den letzten Teil kaum auszusprechen gewagt.
    Lavielle schossen die Bilder von damals durch den Kopf. Wie sie Ankwin zum ersten Mal sah, wie sie sich auf der Brücke im Wald unterhalten hatten, die eine wundervolle Nacht und wie sich dann die Ereignisse überschlagen hatten. Wie konnte das Myriton so etwas zulassen? Ihre Gefühle waren ehrlich und aufrichtig gewesen und hätte der Richter Ankwin nicht weggesperrt, sie hätte ihn sofort geheiratet.
    Tränen brachen hervor und Lavielle begann, am ganzen Leib zu zucken. Sie hatte begriffen und doch konnte sie den Gedanken nicht fassen. Sie konnte nicht zulassen, dass eine Nacht unschuldiger aufrichtiger Liebe so viele Leben zerstören konnte. Die Heilerin sank auf die Knie.
    Garock, der sie stütze und Bermeer, der ihr etwas um die Schultern legte, nahm sie nicht wahr. Sie hatte mit Ankwin geschlafen und das war sein Verderben. Sie hatte ihn berührt. Lavielle riss den Mund auf und sah aus, als hätte ihr jemand direkt ins Herz gestochen. Lange brauchte der Schrei, bis er ihre Kehle verlassen konnte, doch umso länger hielt er an.
    Selbst die ersten Bauern, die geflohen und bereits auf der anderen Seite des Tals waren, hörten diesen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher