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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
Autoren: Markus Mayer
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verleihen, die Macht, König zu werden.« Bungad hatte die Augen weit aufgerissen und schien die Worte mehr zu spucken als zu sprechen.
    »In der Truhe vor dir liegen die anderen Eier. Genug für uns beide. Ankwin, lass uns herrschen über diese Stadt, über dieses Land. In dem Buch, das dort liegt, ist alles erklärt. Anfangs war mir die Schrift fremd, doch als ich von dem Ei getrunken hatte, wurde alles so klar.« Plötzlich sprach Bungad mit doppelter Stimme einen Dämon gleich in einer völlig fremden Sprache und lachte wieder. »Ha, ha, und diese alte Sprache kann ich sogar sprechen. Ich werde einen neuen Glauben auf den Weg bringen, der so alt ist wie die Welt selbst.«
    Größenwahnsinnig blickte Bungad in die Ferne. »Wusstest du eigentlich, das Brakenburg in alten Zeiten noch Drakenburg hieß. Irgendwann hat ihn jemand falsch übertragen und da die Schrift geduldiger ist als der Mensch. Ja, hier, hier unten hat alles angefangen und ich werde es erneut auf den Weg bringen. Meine Boten bringen bereits jetzt mithilfe dieses Buches das Wissen in die Welt.«
    Langsam kehrten tatsächlich die Lebensgeister in Ankwins Körper zurück. Er schielte auch schon wieder nach der Karaffe. Doch einer inneren Stimme folgend verbannte der Bärenfelsener den Gedanken sofort in die hinterste Ecke seines Bewusstseins. Er musste seinen Onkel aufhalten und er durfte ihn kein zweites Mal unterschätzen. Als sich sein Blick wieder an dem Richter festklammerte, traute er seinen Augen nicht.
    Sein Onkel hielt die rechte Hand, die eben noch in dem Verband gesteckt hatte, frei von seinem Körper weg. Ein paar Verbandsfetzen hinge an ihr herunter aber darunter sah man kein verbranntes Fleisch oder Ähnliches. Es schimmerte grün und schuppig hervor. Ankwin stockte der Atem. Bungad bemerkte seinen Blick und sah zu seiner Hand.
    »Ach das, ja, ja, das ist ein kleiner Nebeneffekt des Eiergenusses. Der kleine Villon blickte genauso drein, zu dumm nur, dass mich der mutige kleine Tölpel dann auch noch mit seinem Dolch angegriffen hat.«, wieder lachte er. Dieses Mal überschlug sich seine Stimme aber fast und dann lachte er nur noch lautlos, während er seine Rechte betrachtete, die mehr wie die Pranke eines Krokodils als wie die Hand eines Menschen aussah. Mit belustigtem Blick hastete der Richter mit der Freude eines faszinierten Kindes an das Kohlebecken hinter sich.
    »Das Verrückte daran ist, dass ich es erst bemerkte, als ich auf der Tribüne ins Feuer geriet.« Seine Pranke schoss mitten in die Glut. Im Nu waren die letzten Reste des Verbandes verglüht. Die Pranke blieb unverletzt und schien sogar noch etwas zu wachsen. Begeistert riss Bungad den Arm aus der Glut und rannte Ankwin fröhlich entgegen. Er hielt ein paar glühende Kohlen in der Pranke. »Sieh doch, Ankwin!«
    Ankwin war klar, dass sein Onkel den Verstand verloren hatte. Er nutze den Schwung seines Onkels und ließ ihn geradewegs in das Schwert laufen. Bungads Gesichtsausdruck war der Welt völlig entrückt. Diesen Blick würde Ankwin nie vergessen. Schnell zog er das Schwert heraus und mit einem beherzten Hieb trennte er den rechten Arm seines Onkels von der Schulter. Dumpf fiel er zu Boden.
    Ungerührt stand Bungad da, das Gesicht mehr die Fratze eines Albs als die eines Menschen. Verwirrt starrte er der Blutfontäne nach, die stoßweise aus seiner rechten Schulter schoss.
    Mit lang geübter Schnelligkeit drehte sich der Bärenfelsener um die eigene Achse und enthauptete seinen Onkel und mit einem Geräusch, dass nur brechender Knochen auf Stein zu verursachen vermag, schlug der Kopf des Richters kurz vor seinem Körper auf dem steinernen Boden auf.
    Mit einer letzten Anstrengung bäumte sich Ankwin auf und stach dem Enthaupteten das Schwert mitten ins Herz. Als die Klinge durch den Körper glitt, geriet sie in eine der Fugen zwischen den groben Steinen und brach ab.
    Schwer atmend griff Ankwin erneut nach der Karaffe und setzte sie an seinen Mund, nur um sie einen Augenblick später mit einem Wutschrei an die Wand zu schleudern. Sie zerschmetterte in einer Wolke aus Kristallscherben und roten Tropfen. Mit schwankender Bewegung warf der Krieger den Schwertstumpf in die Weite des Raumes, dann riss er das Tuch von der Truhe. Sie war grün und über und über mit ornamentalen Schriftzeichen bedeckt. Nirgends war ein Griff oder ein Öffnungsmechanismus zu erkennen.
    Ein deutliches Klacken zerriss die Stille im Raum. Die Truhe hatte wohl ihren neuen Meister erkannt.
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