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Ankunft

Ankunft

Titel: Ankunft
Autoren: Anne McCaffrey
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beträchtliche Werte an, und der Rücken des Ungeheuers war mit anhaften-den Insekten übersät.
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    »Externes Verdauungssystem?« überlegte Shavva,
    während sie das Scheusal inspizierte. »Und… ach du
    meine Güte!«
    Unverhofft vollführte das Wesen einen Satz nach
    vorn; sein hinteres Ende war plötzlich mit winzigen Stacheln übersät. Gleichzeitig spielte das Olfaktometer verrückt, weil die Skala nicht mehr ausreichte, um die auf-genommenen Duftstoffe zu verarbeiten. Ein ekelhafter Gestank verpestete die Luft auf der kleinen Lichtung.
    »Seht doch, es hat mit dem Schwanz diese stachelige Pflanze berührt«, erklärte Ben, auf den kleinen, wehr-haften Busch deutend. »Und erhielt eine Ladung Pfeile in den Arsch.«
    Einen großen Abstand haltend, berührte Shavva mit
    einem langen Stock einen der noch am Strauch befindlichen Stacheln und wurde mit einer zweiten Salve belohnt.
    »Ganz schön clever, die Pflanze. Verschießt ihre Munition nicht wahllos in alle Richtungen. Ob es etwas gibt, das sie lahmlegt?«
    »Kälte vielleicht?« mutmaßte Liu.
    »Hier ist ein kleines Exemplar«, bemerkte Shavva.
    Sie besprühte es mit dem Kryo-Mittel und stieß sie ver-suchsweise mit dem Stecken an. Als sie nicht reagierte, packte sie sie in eine Präparatenbox.
    Abends, als sie dabei waren, die Ausbeute des Tages zu Castor hinauf zu befördern, stieß Liu einen Schrei der Überraschung aus und hielt einen hellfunkelnden 32
    Probenzylinder hoch, damit die anderen ihn sehen
    konnten.
    »Dieses Gewächs, das ich in der großen Höhle fand!
    Eine Art lumineszierender Pilz!« Er schirmte das Röhrchen mit einer Hand ab. »Tatsächlich! Jetzt schaut mal alle her …« Er öffnete die Hand, und der Zylinder begann erneut zu glühen. »Und nun hört es auf zu leuchten.« Abermals schloß er die Faust und spähte durch den Spalt zwischen zwei Fingern. »Ob Sauerstoff die Lumineszenz auslöst?«
    »Heute nacht gehst du mir nicht in die Höhle zurück, Liu!« befahl Shavva streng. »Wir haben nicht die
    speläologische Ausrüstung, die verhindert, daß du dir deinen dämlichen Hals brichst.«
    Er zuckte die Achseln. »Lumineszierende Flechten
    oder Organismen sind ohnehin nicht mein Fachgebiet.«
    Sorgfältig wickelte er den Zylinder in lichtundurchlässige Piasfolie. »Das Zeug soll seine Leuchtkraft nicht erschöpfen, ehe Castor es gesehen hat.«
    Später am Abend wurden sie von piepsenden und
    zwitschernden Tönen von ihrem Lager fortgelockt. Das dichte Blattwerk, das sie umgab, vorsichtig mit den Händen teilend, erblickten sie ein wahrhaft spektakulä-
    res Schauspiel.
    Anmutige Geschöpfe, völlig verschieden von den tol—
    patschigen Flugwesen, die sie in der südlichen Hemisphäre gesehen hatten, vollführten in der Luft höchst komplizierte fliegerische Kunststücke. Die tiefstehende Sonne spiegelte sich gleißend auf grünen, blauen, braunen, bronzefarbenen und goldenen Rücken, und durch-33
    sichtige Schwingen glitzerten wie schwebende, flirrende Juwelen.
    »Ob sie die Eier gelegt haben, die wir am Strand fanden?« fragte Shavva im Flüsterton.
    »Sehr gut möglich«, antwortete Liu genauso leise.
    »Herrlich! Schau, sie spielen Fangen!«
    Eine geraume Zeit lang beobachteten die drei Forscher entzückt das ätherische Ballett, bis die schnell hereinbrechende tropische Nacht den Himmel verfinsterte und die geflügelten Wesen ihr Spiel abbrachen.
    »Empfindungsfähig?« sinnierte Shavva, die selbst
    nicht wußte, ob sie sich darüber freuen oder ärgern sollte, falls sich diese wunderschönen Geschöpfe als die dominante, gefühlsbegabte Lebensform auf dieser Welt entpuppten.
    »Minimal«, murmelte Liu. »Wenn sie ihre Eier an einem Küstenstreifen ablegen, wo hoher Wellengang sie jederzeit fortspülen könnte, besitzen sie keine hohe Intelligenz.«
    »Dafür um so mehr Grazie«, ergänzte Ben. »Vielleicht entdecken wir größere Vertreter dieser Gattung, die denselben evolutionären Stammbaum haben, und du bist endlich zufrieden, Liu.«
    Gelassen hob Liu die Schultern und schickte sich an, zu ihrem Biwakfeuer zurückzugehen. »Wenn wir sie
    finden, ist es gut; wenn nicht, soll es mir auch egal sein.«
    Sie machten sich Notizen von dem, was sie erlebt
    hatten, dann rüsteten sie sich für die Nacht. Am näch-34
    sten Tag erforschten sie die von der Insel ins Wasser vorstoßenden Riffsysteme und besichtigten etliche kleinere Eilande. Ein Abstecher zu der tiefer in die tropische Zone eindringenden östlichen Halbinsel
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