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Ankunft

Ankunft

Titel: Ankunft
Autoren: Anne McCaffrey
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bescherte ihnen ein komplexes Riffgebilde, das aus einem koral-lenähnlichen Material bestand, und dessen fossile Strukturen nach Bens Schätzung ungefähr fünfhundert Millionen Jahre alt waren.
    Wenigstens war dies ein ökologisch potenter Organismus und kein stagnierendes Biotop wie beispiels—
    weise ein tropischer Regenwald, in dem jede lebentragende Nische besetzt war, und ein Element das andere quasi erstickte. Derlei sporadische, vitale Systeme unterstützten eher Bens Theorie von einem kürzlich er-folgten Meteoritenschauer und ließen den Verdacht, der Planet befände sich in einer Phase der Zwischeneiszeit, fragwürdig erscheinen.
    Die kahlen, vegetationslosen Kreise fanden sich
    überall auf dem Planeten, bis auf die Polkappen und einen schmalen Streifen der südlichen Hemisphäre; und obwohl das Erkundungsteam akribische Nachforschungen anstellte, fand man keine Spur von den Meteoriten, die die Ursache für dieses sonderbare Phänomen sein mochten. Außerdem, rätselte Ben, war keine dieser runden Stellen tief genug, um die Folge eines Einschlags zu sein, und auch das Überlappungsmuster sprach nicht für einen ausgedehnten Meteoritenhagel.
    Die Nordhalbkugel lag teilweise noch unter einer
    dicken Schneedecke, trotzdem führte man reichlich
    Kernbohrungen durch, um später Gesteins-und Bo—
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    denproben analysieren zu können. Aus den sumpfigen
    Niederungen des riesigen Flußdeltas, das die Zentral-ebene durchschnitt, entstiegen die üblichen hoch—
    konzentrierten Schwefeldämpfe; der Schlamm enthielt eine Überfülle von ungewöhnlichen Bakterien, auf die sich Shavva voller Begeisterung stürzte.
    Landeinwärts, am Oberlauf des gewaltigen, schiffba—
    ren Stroms, stießen sie auf nicht geringe Vorkommen von Eisen, Kupfer, Nickel, Zinn, Vanadium, Bauxit und sogar etwas Germanium, doch keines der Metalle und Mineralien war in einer solchen Quantität vorhanden, um Bergbaukonzerne ernsthaft zu interessieren.
    Am vorletzten Morgen ihrer Vermessungstour fand
    Ben in einem mit Geröll gespickten Gebirgsbach
    Goldnuggets.
    »Eine richtig altmodische Welt«, bemerkte er, mit
    den schweren Nuggets jonglierend. »Früher kam auf der guten alten Erde auch Gold in Flüssen vor. Noch eine Parallele.«
    Shavva bückte sich und hob einen Goldklumpen auf,
    der eine nahezu perfekte Tropfenform besaß. Bewundernd hielt sie ihn zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Meine Beute«, erklärte sie und verwahrte ihn in
    ihrer Gürteltasche.
    Im oberen Teil der östlichen Halbinsel entdeckten sie eine faszinierende Pflanze, einen kräftigen Baum, dessen Borke einen beißenden Geruch absonderte, wenn man sie mit den Fingern zerrieb. Am Abend stellte sie aus der Rinde einen Aufguß her und schnupperte ge-nüßlich an dem Aroma. Tests ergaben, daß der Sud 36
    nicht toxisch war, und nach dem ersten Probeschluck seufzte sie vor Wonne.
    »Koste mal, Liu, es schmeckt großartig!«
    Mißtrauisch beäugte Liu die dünne schwarze Flüssigkeit, doch bei dem Duft lief auch ihm das Wasser im Mund zusammen, und er bekam Appetit, davon zu trinken. »Hmmm, nicht schlecht. Wenn auch ein biß-
    chen fade. Laß es noch ein Weilchen länger ziehen oder nimm weniger Wasser. Womöglich hast du hier eine
    ganz tolle Entdeckung gemacht.«
    Auch Ben probierte den Aufguß, und nachdem
    Shavva weitere Experimente anstellte, die Borke fein zermahlte und heißes Wasser hindurchfilterte, sagte ihm das Ergebnis zu.
    »Schmeckt wie eine Mischung aus Kaffee und Scho—
    kolade, finde ich, mit einem pikanten Nachgeschmack.
    Sehr lecker.«
    Shavva hortete einen Vorrat von Borke, und in den
    nächsten zwei Tagen stellten sie daraus ihre Getränke her. Einen Teil der Rinde verwahrte sie, damit auch Castor in den Genuß einer Kostprobe käme.
    Obwohl keiner der drei ein Wort darüber verlor, be—
    dauerten alle, den Planeten verlassen zu müssen;
    gleichzeitig waren sie froh, daß es keinen Unfall oder irgendein anderes Mißgeschick gegeben hatte.
    Falls nicht ein unvorhergesehener Umstand eintrat,
    daß die Analysen der eingesammelten Proben zum Beispiel bedenkliche Werte ergaben, waren alle drei Teammitglieder damit einverstanden, daß Castor diese Welt 37
    als P.E.R.N. kennzeichnete – Parallel-Erde, Ressourcen nebensächlich. Rechts oben fügte er ein »k« hinzu, was bedeutete, daß dieser Planet sich für eine Kolonisierung eignete.
    Vorausgesetzt, es gab Kolonisten, die sich auf einem ländlichen Planeten niederlassen wollten, der abseits der
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