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Ankunft

Ankunft

Titel: Ankunft
Autoren: Anne McCaffrey
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etablierten Handelsrouten lag und so weit vom zentralen Machtbereich der Konföderation Vernunftbegabter Rassen entfernt, wie es im bislang erschlossenen Teil der Galaxis überhaupt nur möglich war.
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    ls Jim Tillek in der Monaco-Bucht mit der
    Großen Glocke das Signal für die
    A Alarmstufe Rot läutete, traf Teresas Schule
    binnen weniger Minuten ein; flankiert wurde Teresa von Kibby und Amadeus, die dicht neben ihr in die Höhe
    sprangen und wieder abtauchten. Im Verlauf einer
    Stunde versammelten sich die von Aphro, China und
    Captiva angeführten Schulen – insgesamt siebzig
    Delphine, einschließlich der drei Kälber, die noch kein Jahr alt waren.
    Junge Männchen und Einzelgänger kamen aus allen
    Richtungen herbeigeschwommen, quietschend,
    klickend, laut prustend, derweil sie unentwegt die unglaublichste Wasserakrobatik vollführten. Nur wenige Delphine hatten dieses spezielle Glockensignal je ge-hört, und sie brannten darauf, dessen Bedeutung zu erfahren.
    »Warum hast du Roten Alarm geläutet?« erkundigte
    sich Teresa, während ihr Kopf vor Jim auf-und abtauchte; die Beine gespreizt, um nicht den Halt zu verlieren, stand Jim auf der heftig schaukelnden schwimmenden Landebrücke, die an der äußersten Spitze von Monaco Wharf verankert war. Teresas schnabelartig ge-streckte Schnauze trug zahlreiche Schrammen und Narben, die sowohl von ihrem hohen Alter wie auch von einem aggressiven Charakter zeugten. Sie neigte dazu, sich als Sprecherin der Delphine aufzuschwingen.
    Der Ponton besaß beachtliche Ausmaße und fungierte
    traditionell als Versammlungsplatz, wo sich die
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    Delphineure mit den Schulen oder Individuen berieten.
    Hierhin wandten sich auch die Tiere, wenn sie der
    Strandaufsicht ungewöhnliche Vorkommnisse melden
    wollten oder – was selten vorkam – medizinische Behandlung brauchten. Die äußeren Balken des Floßes
    waren blank poliert, weil die Delphine sich gern an ihnen scheuerten.
    Über der Landebrücke hing die Große Glocke; das
    Gerüst, an dem sie befestigt war, steckte in einem massiven Kunststoffpfeiler, der tief in den Meeresboden hineinragte. Die Kette, an der die Delphine zogen, um Menschen anzulocken, pendelte nun im Rhythmus mit den Wellen leicht klatschend gegen den Pylon.
    »Das Landvolk hat Probleme und benötigt die Hilfe
    der Delphine«, erklärte Jim. Er zeigte landeinwärts, wo aus zweien der drei sonst schlummernden Vulkane un-heilverkündende graue und weiße Rauchwolken gen Himmel stiegen. »Wir müssen diesen Ort verlassen und alle bewegliche Habe mitnehmen. Kommen die anderen Schulen auch?«
    »Große Probleme?« hakte Teresa nach, gemächlich
    den breiten Landungssteg umkreisend, um sich selbst einen Eindruck von der Situation zu verschaffen. Sie reckte sich hoch aus dem Wasser und wandte erst das eine, dann das andere Auge in die Richtung, in die Jim wies. Ihre Flanken trugen die Spuren etlicher Ausein-andersetzungen mit liebeshungrigen oder kampfes-lustigen Männchen. »Viel Qualm. Schlimmer als der Young Mountain.«
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    »So arg war es noch nie«, bekräftigte Jim und verwünschte einen Moment lang den ewig heiteren Gesichtsausdruck der Delphine. Die hochgezogenen Mundwinkel, die ständig ein Lächeln anzudeuten
    schienen, wirkten äußerst fehl am Platz angesichts der bevorstehenden Katastrophe. Die Hauptsiedlung der
    Kolonie mit ihren Laboratorien, Wohnhäusern und
    Warendepots, die harte Arbeit von fast neun Jahren, würde – wenn sie noch einmal Glück hatten – in einem Ascheregen versinken und schlimmstenfalls in die Luft gesprengt werden.
    »Wohin geht ihr?« Teresa schwamm zurück und
    machte vor Jim halt. Alsdann schenkte sie ihm ihre
    volle, ernsthaft gelassene Aufmerksamkeit. »Wieder
    zurück auf die Welt mit den kranken Ozeanen?«
    »Nein.« Heftig schüttelte Jim den Kopf. Da die Delphine die fünfzehn Jahre dauernde Reise auf den Kolonistenschiffen im Kälteschlaf zugebracht hatten, war ihnen der Zeitbegriff abhanden gekommen. Im Atlantik hatten sie sich damals in ihre mit Wasser gefüllten Transportbehälter begeben und waren erst nach ihrer Ankunft in der Monaco Bay geweckt worden. »Wir flüchten in den Norden.«
    Teresa schlug mit ihrer flaschenhalsähnlichen Nase
    auf das Wasser und spritzte Jim naß, wie wenn sie damit Zustimmung bekunden wollte. Dann tauchte sie ab und erteilte den Mitgliedern ihrer Schule in einer rasant heruntergeratterten Wortfolge Bericht; sie sprach so schnell, daß Jim kaum etwas verstehen konnte, obwohl
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