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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten
Autoren: Laurell K. Hamilton
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normales, makelloses Braun hatten. Seit einigen Jahren versuchte ich schon, ihm solche Dinge zu erklären. Mir wurde endlich klar, dass er es nie verstehen würde, und ich war es leid, so was immer wieder erklären zu müssen, nicht nur Richard, sondern jedem.
     
    »Gib mir die Taschenlampe, Richard.«
     
    Er hielt sie mit beiden Händen fest. »Warum muss das sein? Erklär's mir einfach. Du hast solche Angst, dass dein Mund ganz trocken ist. Das rieche ich an deinem Atem.«
     
    »Und ich rieche an deinem frisches Blut. Ich muss es tun, weil es mir Angst macht.«
     
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist kein Mut, das ist Sturheit, Anita.« Ich zuckte die Achseln. »Kann sein, ich muss es trotzdem tun.«
     
    Er hielt die Taschenlampe umso fester. »Warum?« Und mir kam das Gefühl, dass es bei seiner Frage um mehr ging und nicht nur darum, wer in die Oubliette steigt.
     
    Ich seufzte. »Es gibt immer weniger, was mir Angst macht, Richard. Wenn ich auf etwas stoße, was mich beunruhigt, muss ich es ausprobieren. Ich muss sehen, ob ich es überwinden kann.«
     
    »Warum?« Er musterte mein Gesicht, als müsste er es sich einprägen. »Nur um zu sehen, ob ich es kann.« »Warum?« Jetzt war mehr als ein Hauch Ärger da.
     
    Ich schüttelte den Kopf. »Mir kommt es nicht darauf an, mich mit dir oder anderen zu messen. Es ist mir scheißegal, wer besser, schneller oder tapferer ist.«
     
    »Worauf kommt es dir dann an?«
     
    »Ich messe mich nur mit mir selbst, und ich würde in meinem Ansehen sinken, wenn ich dich oder jemand anderen zuerst da runter steigen ließe. Gregory gehört zu meinen Leuten, nicht zu deinen. Ich muss ihn retten.«
     
    »Du hast ihn doch schon gerettet, Anita. Es spielt keine Rolle, wer in das blöde Loch steigt.« Ich musste lächeln wegen seiner neuen Ausdrucksweise. »Gib mir die Taschenlampe, bitte, Richard. Ich kann es dir nicht erklären. «
     
    »Versteht dein Nimir-Raj das?« Sein Ärger brannte mir auf der Haut wie ein Heer von Insektenstichen. Es tat beinahe weh.
     
    Ich sah ihn böse an. »Frag ihn selbst. Und jetzt gib mir die verdammte Lampe.« Wenn jemand auf mich wütend wird, dauert es nicht lange, bis auch mir die Wut kommt.
     
    »Ich will dein Ulfric sein, Anita, an deiner Seite sein, was immer das heißt. Warum lässt du mich nicht dein ...?« Er stockte und sah weg. »Mann sein? Wolltest du das sagen?«
     
    Er sah mich wieder an und nickte. »Hör zu, wenn wir weiter zusammen sein wollen oder wie immer wir das nennen, muss eine Sache klar sein. Dein Ego ist nicht mehr mein Problem. Spiel nicht den harten Kerl an meiner Seite, sondern sei der Mensch, den ich brauche. Du musst nicht größer und stärker sein, um mein Mann zu sein. Ich habe genug Freunde, die ständig beweisen wollen, dass sie größere Eier haben als ich. Ich brauche das nicht auch noch von dir.«
     
    »Und wenn ich das für mich selbst brauche?«
     
    ich dachte ein, zwei Augenblicke darüber nach, dann sagte ich: »Du hast keine Angst, in die Oubliette zu steigen, oder?«
     
    »Ich möchte nicht da runter, und ich möchte nicht sehen, was ich Gregory angetan habe, aber ich fürchte mich nicht so sehr wie du, nein.«
     
    »Dann macht es dich auch nicht tapferer, wenn du in das Loch steigst, nicht wahr? Weil es dich nichts kostet, es zu tun.«
     
    Er neigte sich sehr dicht an mein Ohr, dann hauchte er kaum hörbar: »Wie es dich nichts kosten würde, Jacob für mich zu töten.« Ich wurde steif, dann wandte ich mich ab und versuchte, mir meine Bestürzung nicht anmerken zu lassen.
     
    »Ich habe gesehen, was du dachtest, sowie du ihn vor dir hattest«, sagte Richard. »Würdest du es mich tun lassen?«, fragte ich leise, aber nicht so leise wie er. Wir blickten uns an. Schließlich nickte ich.
     
    »Das weiß ich noch nicht. Aber wäre es nicht deine Begründung, dass es dir nichts, mir aber sehr viel ausmacht?« Er lächelte. »Dann lass mich in das verdammte Loch runter steigen.«
     
    »Wann hast du angefangen zu fluchen ?« »Während du weg warst. Anscheinend hab ich das vermisst« Er grinste mich plötzlich an, ein Lichtstrahl im Dunkeln.
     
    Ich konnte nicht anders, als auch zu grinsen. Trotzdem schmeckte ich meine Angst auf der Zunge, während ich am Rand der finsteren Öffnung kniete, und sein Ärger stand nach wie vor zwischen uns. Aber wir lächelten uns an. »Ich lasse dich als Ersten runter steigen«, sagte ich.
     
    Sein Lächeln wurde breiter und erreichte seine Augen. Ich sah
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