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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten
Autoren: Laurell K. Hamilton
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sie belustigt funkeln, obwohl es dunkel war. »Okay.« Ich neigte mich heran und gab ihm einen schnellen Kuss. Zu schnell, als dass die Kräfte zwischen uns reagierten, zu schnell, als dass ich das Blut in seinem Mund schmeckte, zu schnell, um herauszufinden, ob unsere Tiere sich füreinander interessierten
     
    Ich küsste ihn nur, weil ich es wollte, weil ich zum ersten Mal dachte, wir könnten beide bereit sein, ein bisschen nachzugeben. Würde das reichen? Wie sollte man das wissen? Aber ich hatte Hoffnung. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte ich wirklich Hoffnung. Ohne Hoffnung stirbt die Liebe, und man trocknet innerlich aus. Ich wusste nicht, was das für Micah bedeutete, dass ich für Richard und mich hoffte. Wir hatten offen übers Teilen gesprochen, aber mir war nicht ganz klar wie weit er das nur für fremde Ohren gesagt hatte. Doch in dieser Sekunde war mir das egal. Ich klammerte mich an das positive Gefühl und hielt es fest. Später, später konnte man sich über das Weitere Gedanken machen. Ich würde Richard als Ersten hinabsteigen lassen und ihm dann folgen, und dazu wollte ich die kleine warme Hoffnung zusammen mit der Angst in meiner Brust.
     

27
     
    Richards Gewicht zog die Leiter unter mir stramm. Er hatte sich die Taschenlampe ums Handgelenk geklettet. Als ich den gelben Lichtkegel in der finsteren Röhre verschwinden sah, wurde mir bewusst, dass ich mit dem Kopf noch über der Erde war.
     
    Micah kniete neben dem Einstieg. »Du wirst es schon schaffen«, sagte er.
     
    Ich schluckte und sah ihn an. Meine Augen waren bestimmt ten. Ich küsste ihn nur, weil ich es wollte, weil ich zum ersten ein bisschen größer als sonst. »Ich weiß«, sagte ich, aber es kam mehr gehaucht.
     
    »Aber eigentlich ist das nicht nötig«, sagte er leise und so neutral wie möglich. Ich warf ihm einen bösen Blick zu. »Fang du nicht auch noch an.« »Dann beeil dich lieber.« Das klang schon nicht mehr so , neutral, ich hätte aber nicht sagen können, was in seinem Tonfall steckte.
     
    Mit ärgerlichen, schnellen Bewegungen ließ ich mich an den ungleichmäßigen Stricken hinab. Eigentlich ärgerte ich nicht über Micah, sondern über mich selbst. Der Ärger half mir hinab in die Dunkelheit, wo das Licht der Taschenlampe sehr gelb und sehr scharf umrissen auf die Erdwände schien.
     
    Ein, zwei Sekunden lang hielt ich inne und starrte auf das feste Erdreich. Dann hob ich langsam den Kopf und sah Micah von oben zu mir herunterschauen, von so weit oben, dass ich seine Augenfarbe oder seine Haarfarbe nicht mehr erkennen konnte. Nur an den Umrissen von Kopf und Schultern erkannte ich, dass er es war. Mein Gott, wie tief ging es denn noch runter?
     
    Es kam mir vor, als würden sich die Erdwände um mich schließen wie eine Hand, die mich zerquetschen wollte, sodass ich nicht genug von der abgestandenen Luft in die Lunge bekam. Ich schloss die Augen und zwang mich, die Leiter mit einer Hand loszulassen und die Wand zu berühren. Sie war weiter weg als vermutet, und als ich sie endlich spürte, erschrak ich. Sie fühlte sich sehr kalt an, und jetzt erst merkte ich, wie kalt es in der Grube war, trotz der Sommerhitze, die oben herrschte. Ich machte die Augen auf, und das Loch hatte noch denselben Durchmesser wie oben. Es verjüngte sich nicht, nur meine Phobie redete mir das ein.
     
    Ich kletterte weiter und hielt nicht mehr an, bis ich unter mir die Leiter locker werden fühlte, und dann war es schwierig, hinabzusteigen, ohne ständig gegen die Wand zu prallen. Richards Gewicht zog die Stricke nicht mehr für mich straff. Wäre ich nicht gerade noch so eine Nervensäge gewesen, hätte ich ihn bitten können, sie festzuhalten, bis ich unten wäre. Stattdessen hielt ich mich krampfhaft fest, was ziemlich schwer ist, wenn man gleichzeitig abwärts klettern will, aber ich schaffte beides.
     
    Die Welt verengte sich auf das Gefühl der Seile in meinen Händen, während ich mit den Füßen nach Halt suchte, und auf den simplen Akt der Abwärtsbewegung. Irgendwann kam der Moment, wo ich nicht mehr zusammenzuckte, wenn ich gegen die Erdwand stieß. Schließlich spürte ich zwei Hände an meiner Taille, und ich stieß diesen kleinen spitzen Schrei aus, den nur Frauen draufhaben. Ich hasste ihn an mir.
     
    Natürlich waren es Richards Hände. Er gab mir auf den letzten Sprossen Halt, aber ich hatte trotzdem heftiges Herzklopfen. Ich trat auf den Boden, wo es unter mir knackte und rollte. Die Knochenschicht war
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