Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit
Autoren: Laurell K. Hamilton
Vom Netzwerk:
auf ein nickelgroßes Etwas zwischen den Fingern. Ich sah, was es zu sehen gab. Lange, gepflegte Fingernägel, einige abgebrochen, als hätte sie sich gewehrt. Sie. Ich blickte auf den Ringfinger.
     
    Der Ehering und der Vorsteckring sahen schwer und teuer aus, doch um sicher zu sein, hätte ich die Hand hochnehmen müssen, und dazu war ich noch nicht bereit. Ich registrierte all diese Hinweise aus großer Distanz. Ich hatte etwas gefunden. Ich richtete den Blick darauf wie auf eine Rettungsleine, und vielleicht war es das auch.
     
    »Sie hat etwas in der Hand. Vielleicht ist es nur ein Stück Stoff, aber ...« Ich beugte mich so nah heran, dass mein Atem über die Haut strich und mir einen Geruch unter die Nase wehte. Moschusartig, tierisch. Mein Atem tat auch noch etwas anderes. Er strich über den Rand dieses Etwas, der nicht so blutgetränkt war, und er bewegte ihn.
     
    Ich richtete mich auf. »Ich glaube, das ist eine Feder.« Ich blickte suchend durch den Raum, woher sie stammen mochte. Außer dem Geweihleuchter gab es in dem Zimmer nichts, das von einem Tier stammte.
     
    Bradford und Franklin wechselten einen Blick. »Was denn?«, fragte ich. »Weshalb reden Sie von einer Sie?«, fragte Franklin.
     
    »Wegen der Fingernägel und dem Vorsteckring.« Ich sah auf das Stück Rumpf. Das Einzige, was sonst noch auf eine Frau schließen ließ, war die Breite des Nackens. Er war zierlich. »Sie war klein, etwa so wie ich, vielleicht auch kleiner.« Ich hörte mich das sagen und empfand gar nichts. Ich fühlte mich leer wie eine Muschelschale am Strand, ein hallender Hohlraum. Es war ein bisschen wie bei einem Schock, und ich wusste, dass die Quittung noch kommen würde. Entweder ein hysterischer Weinkrampf, sobald ich alleine war, oder ... es würde etwas in mir zerbrechen, das sich nicht mehr kitten ließ.
     
    »Was sehen Sie sonst noch, außer dass es eine Frau ist?«, fragte Franklin. Ich mochte keine Prüfungsfragen, hatte aber irgendwie nicht die Energie, um zickig zu werden. »Die anderen Opfer wurden bis hinunter zu den Fingerknöcheln zergliedert. Sie hier nicht. Als ich anfangs hörte, dass die überlebenden Opfer gehäutet und verstümmelt und die Ermordeten zerrissen wurden, tippte ich auf zwei Täter, auf einen gut organisierten Anführer und einen unbeherrschten Komplizen. Aber die toten Opfer wurden nicht zerrissen, sondern säuberlich zergliedert. Sehr ordentlich, sehr geplant. Entweder verliert der Täter seinen Ordnungssinn und verhält sich weniger schlüssig, oder wir haben es mit zwei Tätern zu tun, wie ich anfangs vermutete. Wenn es zwei sind, dann hat der Ordentliche die Kontrolle über seinen Komplizen verloren. Dieser Mord war nicht so gut geplant. Das heißt, es wurden Fehler gemacht, die uns nützen werden. Es kann aber auch heißen, dass jeder, der diesem Wesen über den Weg läuft, tot ist. Dann erhöht sich von jetzt an die Zahl der Opfer und es passiert häufiger, vielleicht aber auch nicht.«
     
    »Nicht schlecht, Ms Blake. Bei dem meisten stimme ich Ihnen sogar zu.«
     
    »Danke, Agent Franklin.« Ich wollte schon fragen, wo er mir nicht zustimmte, war aber ziemlich sicher, was er antworten würde. »Sie vermuten nach wie vor, dass das ein Mensch getan hat?«
     
    Er nickte. »So ist es.«
     
    Ich betrachtete die menschlichen Überreste auf dem Tisch. Es sah aus, als hätte jemand verklumpte Farbe darauf gegossen. Eine Blutlache hatte sich ausgebreitet, die mir fast an die Schuhe reichte. Die Polizei konnte es nicht leiden, wenn man überall Blut vertrat. Ich wich zurück, und der Fleck breitete sich weiter aus. Ich trat noch einen Schritt zurück. Unter meiner Sohle knirschte es. Ich bückte mich und fand Salzkörner auf dem Boden. Da hatte wohl jemand unordentlich gegessen. ich richtete mich auf.
     
    »Die Leiche ist noch frisch, Agent Franklin, sehr frisch. Wie lange dauert es, bis ein Mensch, oder sagen wir zwei, ihr Opfer so zugerichtet haben?«
     
    Seine langen Finger tasteten über die Krawatte. Ich fragte mich, ob er wusste, dass er das bei Nervosität tat. Wenn nicht, würde ich jederzeit mit ihm pokern. »Da kann ich wirklich keine Einschätzung abgeben, zumindest keine realistische.«
     
    »Gut. Glauben Sie wirklich, dass ein Mensch stark genug ist, um jemanden so schnell zu zerreißen, dass das Blut am Ende noch frisch ist? Das Blut ist noch so dünnflüssig wie bei einem Lebenden. Ich glaube nicht, dass ein Mensch das so schnell schaffen könnte.«
     
    »Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher