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Anita Blake 05 - Bleich Stille

Anita Blake 05 - Bleich Stille

Titel: Anita Blake 05 - Bleich Stille
Autoren: Laurell K. Hamilton
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näher.
     
     
     
    3
     
     
     
     
     
    Eine Hand um den Gurt gekrallt, der aus der Wandöse kam, drückte ich mich gegen die Wand des Hubschraubers. Ich hätte mich gern mit beiden Händen festgehalten, als ob es mich bei einem Absturz retten könnte, wenn ich mich nur gut genug festhielt. Ich beschränkte mich auf eine, weil es mit beiden feige ausgesehen hätte. Ich trug ein Headset, ähnlich dem Ohrenschutz auf dem Schießstand, aber mit einem Mikrofon, damit man sich trotz des zähneklirrenden Lärms unterhalten konnte. Ich hatte nicht gewusst, dass der Hubschrauber ringsherum verglast war. Es war, als säße man in einer großen brummenden, vibrierenden Seifenblase. Ich hielt die Augen so oft wie möglich geschlossen.
     
    »Geht es Ihnen gut, Ms Blake?«, fragte Lionel Bayard. Die Stimme erschreckte mich. »Ja, danke.« »Sie sehen nicht gut aus.« »Ich fliege nicht gern«, sagte ich.
     
    Er lächelte milde. Ich glaube nicht, dass ich bei Lionel Bayard, Anwalt und Kofferträger bei Beadle, Beadle, Stirling und Lowenstein, großes Zutrauen weckte. Bayard war ein kleiner, adretter Mann mit einem winzigen blonden Schnurrbart, der aussah, als hätte er in seinem ganzen Leben keinen Zuwachs zu erwarten. Vielleicht war der Bart angeklebt. Der braune Anzug mit dem feinen gelben Überkaro passte ihm wie ein Handschuh. Die schmale Krawatte mit der goldenen Nadel war gelb-braun gestreift. Die Krawattennadel trug ein Monogramm. Seine schmale Ledermappe hatte auch ein Monogramm. Alles passte zusammen bis hinunter zu den goldenen Troddeln an den Mokassins.
     
    Larry drehte sich im Sitz. Er saß neben dem Piloten. »Haben Sie wirklich Angst beim Fliegen?« Ich sah die Lippenbewegungen, aber der Ton kam allein aus dem Headset. Ohne das hätte ich ihn bei dem Lärm überhaupt nicht verstehen können. Er klang belustigt.
     
    »Ja, Larry, ich habe wirklich Angst beim Fliegen.« Ich hoffte, die Headsets übertrugen Sarkasmus genauso klar wie Belustigung.
     
    Larry lachte. Der Sarkasmus war angekommen. Larry sah frisch gewaschen aus. Er hatte den anderen blauen Anzug an, sein weißes Hemd - eins von den dreien, die er besaß - und seinen zweitbesten Schlips. Sein bester Schlips hatte Blutflecke. Er ging noch aufs College und arbeitete am Wochenende für uns, bis er seinen Abschluss haben würde. Sein kurzes Haar hatte die Farbe einer schamroten Möhre. Er hatte Sommersprossen, hellblaue Augen und war etwa so groß wie ich, also klein. Man dachte unwillkürlich an Opie & Anthony.
     
    Bayard gab sich alle Mühe, mich nicht stirnrunzelnd anzusehen. Das war ihm so sehr anzumerken, dass er sich die Anstrengung hätte sparen können. »Sind Sie sicher, dass Sie der Aufgabe gewachsen sind?«
     
    Ich begegnete seinen braunen Augen. »Hoffen Sie es lieber, Mr Bayard, denn ich bin alles, was Sie haben.«
     
    »Ich bin mir Ihrer besonderen Fähigkeiten bewusst, Ms Blake. Ich habe die vergangenen zwölf Stunden damit verbracht, jede Animatorenfirma in den Vereinigten Staaten anzurufen. Philippa Freestone von Resurrection Company sagte mir, sie könne nicht tun, was wir verlangen, und dass die einzige Person im Land, die dazu fähig sein könnte, Anita Blake sei. Elan Vital in New Orleans sagte dasselbe.
     
    Sie erwähnten noch John Burke, trauten ihm aber nicht recht zu, dass er unseren Wünschen restlos nachkommen kann. Wir müssen alle Toten erwecken lassen, wenn es uns etwas nützen soll.«
     
    »Hat mein Boss Ihnen erklärt, dass ich nicht hundertprozentig sicher bin, ob es mir gelingt?« Bayard sah mich groß an. »Mr Vaughn schien da sehr zuversichtlich zu sein.« »Bert kann so zuversichtlich sein wie er will. Er muss dieses Durcheinander ja nicht erwecken.«
     
    »Ich begreife, dass die Erdarbeiten Ihre Aufgabe kompliziert haben, M s B1ake, aber das haben wir nicht absichtlich getan.«
     
    Ich ließ es dabei bewenden. Ich hatte die Fotos gesehen. Sie hatten versucht, es zu vertuschen. Hätte die Baustellenmannschaft nicht aus Einheimischen bestanden, darunter auch einige Bouvier-Sympathisanten, sie hätten den Friedhof umgepflügt und betoniert, und siehe da, keine Beweise.
     
    »Wie auch immer. Ich werde tun, was ich kann, mit dem, was Sie übrig gelassen haben.« »Wäre es so viel einfacher geworden, wenn man Sie hergeholt hätte, bevor die Gräber zerstört waren?« »Ja.«
     
    Er seufzte. Der Seufzer bebte durch das Headset. »Dann bitte ich um Entschuldigung.« Ich zuckte die Achseln. »Sofern Sie es nicht
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