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Anita Blake 05 - Bleich Stille

Anita Blake 05 - Bleich Stille

Titel: Anita Blake 05 - Bleich Stille
Autoren: Laurell K. Hamilton
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hervorzurufen. Fragen Sie mich nicht, warum.
     
    Ich konnte meinen Overall einpacken und später überziehen. Ja, das gefiel mir. Veronica Sims - Ronnie, meine beste Freundin - hatte mich überredet, einen modischen dunkelblauen Rock zu kaufen. Er war so kurz, dass er mich ein bisschen verlegen machte, aber er passte gut in den Overall. Er knitterte nicht und raffte sich nicht zusammen, wenn ich ihn am Tatort oder bei Vampirpfählungen anhatte. Zog ich den Overall aus, war ich büro- oder ausgehtauglich gekleidet. Darüber war ich so erfreut, dass ich hinging und mir zwei weitere in einer anderen Farbe kaufte.
     
    Einer war karmesinrot, der andere violett. Es war mir noch nicht gelungen, einen in Schwarz zu finden. Zumindest keinen, der nicht so kurz war, dass ich mich weigerte, ihn anzuziehen. Zugegeben, in kurzen Röcken sah ich größer aus. Sogar langbeinig. Das will was heißen, wenn man nur eins einundsechzig groß ist. Aber zu dem violetten hatte ich nur wenige passende Sachen, also blieb noch der rote.
     
    Ich hatte eine kurzärmlige Bluse in demselben Farbton, einem Rot mit einem Stich ins Violette, eine kalte, harte Farbe, die großartig zu meiner blassen Haut, den schwarzen Haaren und den dunkelbraunen Augen passte. Das Schulterholster und die 9mm Browning Hi-Power sahen darauf sehr dramatisch aus. Ein eng geschnallter schwarzer Gürtel in der Taille hielt die Schlaufen am Holster unten. Um das alles zu verbergen, zog ich eine schwarze Jacke mit umgeschlagenen Ärmeln darüber. Ich drehte mich vor dem Spiegel im Schlafzimmer nach allen Seiten. Der Rock war nicht viel länger als die Jacke, aber man konnte die Pistole nicht sehen. Wenigstens nicht so leicht. Wenn man nicht geneigt ist, sich die Sachen maßschneidern zu lassen, ist es schwierig, eine Waffe zu verstecken, besonders wenn man sich fein anzuziehen hat.
     
    Ich legte gerade so viel Make-up auf, dass das Rot mich nicht erschlug. Außerdem würde ich mich für mehrere Tage von Richard verabschieden. Ein bisschen Make-up würde da nicht schaden. Wenn ich Make-up sage, meine ich nicht mehr als Lidschatten, Rouge und Lippenstift.
     
    Außer der Strumpfhose und den hochhackigen schwarzen Pumps, die ich auf jeden Fall hätte tragen müssen, war die Aufmachung bequem. Solange ich daran dachte, mich nicht zu bücken, war ich sicher.
     
    Der einzige Schmuck, den ich anlegte, war das Silberkreuz, das unter der Bluse hing, und die Armbanduhr. Meine feine Ausgeh-Uhr war defekt, und ich hatte es einfach nie geschafft, sie reparieren zu lassen. Das Modell, das ich jetzt trug, war eine Taucheruhr für Herren und wirkte an meinem schmalen Handgelenk deplatziert. Aber, Mann, sie leuchtete im Dunkeln, wenn man auf einen Knopf drückte. Sie gab das Datum samt Wochentag an und hatte sogar Stoppuhrfunktion. Ich hatte noch keine Damenuhr gefunden, die das alles konnte.
     
    Das Laufen mit Ronnie morgen brauchte ich nicht abzusagen. Sie war wegen eines Falles verreist. Ein Privatdetektiv ist immer im Dienst.
     
    Ich lud den Koffer in meinen Jeep und war etwa gegen eins auf dem Weg zu Richards Schule. Ich würde zu spät im Büro ankommen. Na ja. Sie würden entweder auf mich warten oder eben nicht. Es würde mir nicht das Herz brechen, wenn ich den Hubschrauber verpasste. Flugzeuge waren mir schon ein Gräuel, aber ein Hubschrauber ... da stand ich Todesängste aus.
     
    Ich hatte erst Angst vor dem Fliegen, seit ich einmal in einem Flugzeug gesessen hatte, das innerhalb von Sekunde ein paar Tausend Meter gefallen war. Die Stewardess klebt, mit Kaffee überschüttet an der Decke. Die Leute kreischten und beteten. Die ältere Dame neben mir sprach das Vaterunser auf Deutsch. Ihr liefen vor Angst die Tränen übers Gesicht. Ich bot ihr meine Hand, und sie nahm sie. Ich wusste, ich würde sterben und dass ich nichts dagegen tun konnte. Aber wir würden sterben und uns dabei an der Hand eines Menschen festhalten. Überschwemmt von Tränen und Gebeten. Dann fing sich das Flugzeug wieder, und plötzlich waren wir außer Gefahr. Seitdem habe ich keinem Lufttransport mehr getraut.
     
    In St. Louis gibt es gewöhnlich keinen Frühling. Wir haben den Winter, zwei Tage lang mildes Wetter und dann die Sommerhitze. Dieses Jahr war der Frühling zeitig gekommen und geblieben. Die Luft war angenehm. Der Wind roch nach wachsendem Grünzeug, und der Winter schien ein böser Traum gewesen zu sein. Rechts und links beugten sich die Äste von Judasbäumen über die Straße. Kleine
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