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Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Titel: Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten
Autoren: Laurell K. Hamilton
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sehen, wie noch keine Stadt es erlebt hat. Sie werden sich an dem Fleisch und Blut dieser Stadt sättigen, bis sie blutleer und leblos ist.« Auf halbem Weg die Treppe hinab war er stehen geblieben. Nun begann er wieder hinaufzusteilen. »Wir kämpfen um Ihr Leben, um Ihre Seelen. Beten Sie, dass wir gewinnen, liebe Menschen; beten Sie inbrünstig.«
     
    Er setzte sich auf den Thron. Ein Wolf legte die Pranke auf sein Bein. Er strich ihm beiläufig über den Kopf.
     
    »Der Tod kommt zu allen Menschen«, sagte Oliver.
     
    Der Scheinwerfer über Jean-Claude erlosch und hinterließ Oliver als das Licht in der Dunkelheit. Erstklassige Symbolik.
     
    »Sie werden alle eines Tages sterben. Bei einem kleinen Unfall oder nach langer Krankheit. Schmerz und Todeskampf erwarten Sie.« Das Publikum rutschte unruhig auf den Sitzen hin und her.
     
    »Beschützen Sie mich vor seiner Stimme?«, fragte ich. »Das tun meine Zeichen«, antwortete Jean-Claude. »Was spüren die Zuschauer?«
     
    »Einen stechenden Schmerz über dem Herzen. Die Gliedersteife des Alters. Das Entsetzen eines kürzlich erlebten Unfalls.«
     
    Schreie und Stöhnen erhoben sich im Dunkeln, als Olivers Worte den Weg zu jedem Einzelnen fanden und ihn seine Sterblichkeit spüren ließen.
     
    Es war obszön. Ein Wesen, das eine Million Jahre hatte verstreichen sehen, hielt ein paar schwachen Menschen vor Augen, wie rasch ihr bisschen Leben zu Ende sein konnte.
     
    »Wenn Sie sterben müssen, wäre es dann nicht besser, in unserer prachtvollen Umarmung zu sterben?« Die Lamia kroch die Stufen hinab, um sich dem Publikum zu zeigen. »Sie kann Sie so süß, so sanft, so milde in jene Finsternis führen. Wir machen den Tod zu einem Fest, zu einem freudigen Hinübergleiten. Ohne verbleibende Zweifel. Am Ende wollen Sie ihre Hände auf sich spüren. Sie wird Ihnen Freuden zeigen, von denen wenige Sterbliche je geträumt haben. Ist der Tod denn ein so hoher Preis, wenn Sie ohnehin sterben werden? Wäre es nicht besser, unter der Berührung unserer Lippen zu sterben, als durch die langsam tickende Uhr der Zeit?«
     
    »Ja ... Bitte ...«, schrien manche. »Halten Sie ihn auf«, sagte ich. »Das ist sein Auftritt, ma petite. Ich kann ihn nicht aufhalten.«
     
    »Ich lasse Ihre dunkelsten Träume wahr werden, in unseren Armen, meine Freunde. Kommen Sie zu uns.«
     
    Es raschelte überall. Die Lichter gingen an, und ringsum standen Leute von ihrem Platz auf. Stiegen über das Geländer. Kamen, um den Tod zu umarmen.
     
    Dann blieben sie alle plötzlich starr stehen. Sie blickten um sich wie erwachende Schlafwandler. Einige sahen verlegen aus, ein Mann am Manegenrand wirkte wie den Tränen nahe, einer strahlenden Hoffnung beraubt. Er fiel schluchzend auf die Knie. Was hatte er bei Olivers Worten gesehen? Was hatte er empfunden? Gott bewahre uns davor.
     
    Inzwischen war zu sehen, was im Dunkeln hereingetragen worden war. Es sah aus wie ein Marmoraltar mit ein paar Stufen, die zu ihm hinaufführten. Er stand zwischen den beiden Podesten und harrte seiner Bestimmung. Welcher? Ich beugte mich zu Jean-Claude, um ihn zu fragen, aber dann passierte etwas.
     
    Rashida verließ das Podest und stellte sich dicht an den Manegenrand nahe bei den Zuschauern. Stephen in seiner Stringbadehose ging auf die entgegengesetzte Seite. Er war nahezu nackt und sah so glatt und makellos aus wie Rashida. Wir heilen schnell, hatte sie gesagt.
     
    »Verehrtes Publikum, wir lassen Ihnen ein paar Augenblicke Zeit, um sich von dem ersten Zauber dieses Abends zu erholen. Danach enthüllen wir Ihnen einige Geheimnisse.«
     
    Die Leute lehnten sich bequem in ihre Sitze. Ein Platzanweiser half dem weinenden Mann auf seinen Platz zurück. Im Publikum breitete sich Schweigen aus. Ich hatte noch nie eine so große Menschenmenge so still erlebt. Man hätte eine Nadel fallen hören können.
     
    »Vampire haben die Fähigkeit, sich Tiere zu Hilfe zu rufen. Mein Tier ist der Wolf.« Jean-Claude ging auf dem Podest einmal im Kreis und präsentierte die Wölfe. Ich stand im Scheinwerferkegel und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wurde nicht vorgezeigt, ich war nur zufällig zu sehen.
     
    »Aber ich kann auch seinen menschlichen Vetter herbeirufen, den Werwolf.« Er machte eine weit ausholende Armbewegung. Die Musik setzte ein. Zunächst leise und tief, dann schwoll sie zu einem schimmernden Crescendo.
     
    Stephen brach in die Knie. Ich drehte mich um, und Rashida lag ebenfalls am Boden. Sie
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