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Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Titel: Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Geländerstange. Er wirkte hilflos, wie er so allein dastand, aber dort war er sicher, und das war das Wichtigste.
     
    Ich berührte den Vorhang, es lag an der Beleuchtung. Der Stoff war aus der Nähe weiß. Ich schob ihn zur Seite und ging hindurch, Edward dicht hinter mir.
     
    Da stand ein mehrstufiges Podium mit einem Thron in der Mitte. Rashida stand mit Stephen am Fuß der Stufen. Ich erkannte Richards Haar und seine nackte Brust, ehe er die Maske vom Gesicht zog. Es war eine weiße Maske mit einem blauen Stern auf einer Wange. Er trug glitzernde blaue Pluderhosen mit passender Weste und Schuhen. Jeder war kostümiert außer mir.
     
    »Ich hatte gehofft, Sie würden es nicht mehr rechtzeitig schaffen«, sagte Richard. »Wie, und die beste Halloween-Orgie aller Zeiten verpassen?«
     
    »Wer ist das da bei Ihnen?«, fragte Stephen. » Der Tod«, antwortete ich. Edward verbeugte sich. »Sieht Ihnen ähnlich, dass Sie den Tod zum Ball einladen, ma petite.«
     
    Ich schaute auf. Auf dem obersten Podest stand Jean-Claude vor dem Thron. Er trug endlich, was seine Hemden nur andeuteten. Ein vollendeter französischer Höfling. Ich hätte nicht für die Hälfte dessen, was er anhatte, eine Bezeichnung gewusst. Der Rock war schwarz mit ein paar geschmackvollen silbernen Verzierungen hier und da. Über einer Schulter trug er einen kurzen Halbumhang. Die Hosen waren bauschig und steckten in wadenhohen Stiefeln. Am umgelegten Stiefelrand schaute Spitze hervor. Um den Hals trug er einen breiten weißen Kragen. Aus den Jackenärmeln schäumte üppig Spitze heraus. Das Ganze wurde vollendet durch eine Art breitkrempigen Schlapphut, an dem lange, gebogene schwarze und weiße Federn steckten. Die kostümierte Schar teilte sich, um die Stufen zum Thron für mich freizugeben. Aus irgendeinem Grund wollte ich nicht hinaufsteigen. Außerhalb des Vorhangs kam Lärm auf. Schwere Gegenstände wurde hin und her bewegt. Kulissen und Requisiten wurden aufgebaut.
     
    Ich sah Edward an. Sein Blick wanderte über die Akteure, jede Einzelheit aufnehmend. Suchte er ein Opfer oder forschte er nach bekannten Gesichtern?
     
    Alle waren im Kostüm, aber nur wenige trugen eine Maske. Yasmeen und Marguerite standen in der Mitte der Stufen. Yasmeen in einem scharlachroten Sari mit lauter Schleiern und Ziermünzen. Ihr dunkles Gesicht sah in der roten Seide sehr natürlich aus. Marguerite trug ein langes Kleid mit Puffärmeln und breitem Spitzenkragen. Es war aus einem dunkelblauen Stoff, schlicht und schmucklos gehalten. Ihre blonden Haare waren über den Ohren zu komplizierten Lockenbergen aufgetürmt, dazwischen ein kleiner Haarknoten. Was sie und Jean-Claude trugen, sah weniger nach einem Kostüm aus, als vielmehr nach historischen Kleidungsstücken.
     
    Ich stieg die Stufen zu ihnen hinauf. Yasmeen senkte ihre Schleier so weit, dass ich die kreuzförmige Narbe sehen konnte, die ich ihr zugefügt hatte. »Das wird dir heute Nacht jemand heimzahlen.«
     
    »Nicht Sie persönlich?«, fragte ich. »Noch nicht.« »Es ist Ihnen egal, wer gewinnt, ja?« Sie lächelte. »Ich bin Jean-Claude gegenüber natürlich loyal.« »Mordsmäßig.« »So loyal, wie du gewesen bist, ma petite.« Sie zog jede Silbe in die Länge, um sie dann einzeln abzubeißen.
     
    Ich ließ sie hinter mir darüber lachen. Ich durfte mich wegen irgendwelcher Loyalitäten vermutlich nicht beschweren.
     
    Zu Jean-Claudes Füßen saßen zwei Wölfe. Sie fixierten mich mit fremdartigen hellen Augen. Ihr Blick hatte nichts Menschliches. Wirkliche echte Wölfe. Wo hatte er die her?
     
    Ich stand zwei Stufen unter ihm und seinen beiden Spielgefährten. Seine Miene war undurchdringlich, leer, makellos.
     
    »Sie sehen aus wie einer von den drei Musketieren«, sagte ich. »Ganz recht, ma petite.« »Ist das Ihr ursprüngliches Jahrhundert?«
     
    Er zeigte ein Lächeln, das alles und nichts besagte. »Was soll heute Nacht passieren, Jean-Claude?« »Kommen Sie, stellen Sie sich neben mich, wo mein menschlicher Diener hingehört.« Er streckte mir seine bleiche Hand entgegen.
     
    Ich ignorierte sie und nahm die letzten Stufen. Er hatte in meinem Kopf gesprochen. Deswegen zu streiten wurde langsam albern. Streiten machte es nicht weniger wahr.
     
    Einer der Wölfe fing leise an zu knurren. Ich hielt inne. »Sie werden Ihnen nichts tun. Sie sind meine Geschöpfe. « Wie ich.
     
    Jean-Claude hielt dem Tier eine Hand hin. Es duckte sich und leckte ihm die Finger. Ich ging
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