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Angstschrei: Thriller

Angstschrei: Thriller

Titel: Angstschrei: Thriller
Autoren: James Hayman
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ihrem Stuhl niederließ. » Vielleicht ist sie ihm ja irgendwie entkommen.«
    » Ja, kann sein«, erwiderte McCabe. » Das weiß man nie.«
    Aber ihnen beiden war klar, dass sie sich nur etwas vormachten. Die Chancen, dass Wolfe alle anderen umgebracht, aber ausgerechnet dieses Mädchen am Leben gelassen hatte, waren praktisch gleich Null. Suchtrupps mit Radargeräten und Leichenhunden waren bereits unterwegs und suchten John Kellys zwei Hektar großes Grundstück ab. Falls sie dort nicht fündig wurden, würden sie die Suche auf die restliche Insel ausdehnen. Aber die Leiche konnte im Grunde genommen überall sein. Das Mädchen gehörte ja offenbar nicht zu Wolfes Plan, Kelly die Taten in die Schuhe zu schieben, und wie Maggie gesagt hatte: Maine war ein großer Bundesstaat.
    » Kelly kann uns bestimmt sagen, wie sie heißt«, sagte McCabe. » Falls er bereit ist, uns zu helfen.« Die Staatsanwaltschaft hatte vor einer knappen Stunde die Entlassung des ehemaligen Priesters angeordnet. Wahrscheinlich war er jetzt schon zu Hause.
    McCabe fuhr seinen Computer herunter, stopfte ein paar Akten in die unterste Schreibtischschublade und stand auf. » Warum gehst du nicht nach Hause?«, wandte er sich an Maggie. » Du bist doch bestimmt genauso erschöpft wie ich. Vielleicht sogar noch erschöpfter. Du hast im Gegensatz zu mir immerhin zwei Schusswunden vorzuweisen. Tom oder Brian können Kelly die Bilder doch genauso gut vorlegen.«
    » Geh du«, sagte sie. » Hast du schon vergessen, was ich gestern Abend gesagt habe? Ich bin Superwoman. Und außerdem würde ich die ganze Angelegenheit gerne persönlich zu Ende bringen.«
    McCabe saß in seinem Auto und rief Kyra an. Sagte ihr, dass es vorbei war. Dass er wieder da war. Sie erwiderte, sie sei im Atelier und gerade dabei, einem neuen Bild den letzten Schliff zu verpassen. In ungefähr einer Stunde sei sie zu Hause.
    » Vergnügt wie ein Fisch im Wasser und mit wedelndem Schwänzchen?«
    » Auf jeden Fall. Ich fahre unterwegs noch bei Hannaford’s vorbei und kaufe ein. Irgendwie habe ich das Gefühl, als könntet ihr beide eine vernünftige Mahlzeit gebrauchen.«
    Als McCabe auf seinen Parkplatz in der Eastern Prom rollte, brannte in seiner Wohnung Licht. Er ging hinauf in den zweiten Stock und schloss die Tür auf.
    » Hallo«, rief er, bekam jedoch keine Antwort. Er probierte es noch mal. » Ist jemand da?«
    Immer noch keine Reaktion. Er ging in Caseys Zimmer. Sie hätte eigentlich schon da sein müssen.
    War sie auch. Saß auf dem Bett, den Rücken gegen das Kopfteil gelehnt, Harry Potter und der Halbblutprinz auf den Knien. Kopfhörer im Ohr. Er betrachtete ihr ernstes, konzentriertes Gesicht.
    » Hast du das nicht schon mal gelesen?«, rief er laut, damit sie ihn trotz der Musik hören konnte.
    » Ich lese es noch mal«, sagte sie, den Blick ungerührt auf das Buch gerichtet.
    » Darf ich reinkommen und mir vielleicht einen Hallo-du-hast-mir-gefehlt-und-schön-dich-zu-sehen-Kuss abholen?«
    » Eine Minute… bloß noch dieses Kapitel. Bloß noch eine…«, sie blätterte vor, » …noch drei Seiten.«
    » Oh, nein!« Er griff sich an die Brust. » Schon wieder abgewiesen.«
    Sie fand das anscheinend nicht besonders witzig, jedenfalls lachte sie nicht. » Nur noch ein paar Minuten, okay?«, meinte sie.
    » Okay.« Er ging in die Küche und goss ein paar Fingerbreit Macallan in das geschliffene Kristallglas, kehrte in ihr Zimmer zurück und ließ sich auf dem dunklen Holzfußboden nieder, den Rücken gegen ihren Kleiderschrank gelehnt. Er nippte an dem Scotch und betrachtete ihr Gesicht. Sie wurde so schnell größer und sah Sandy immer ähnlicher. Viel ähnlicher, das wurde ihm jetzt klar, als es bei Lainie Goff je der Fall gewesen war. Sie besaß den gleichen Mund und die gleiche Nase. Das gleiche seidige, dunkle Haar. Die gleichen faszinierenden blauen Augen. Die gleiche vollkommene Haut. Vierzehn Jahre alt und nicht die geringste Spur eines Pickels. Sie war mit dem Segen und dem Fluch geschlagen, eine wunderschöne Frau zu werden. Genau wie Sandy. Aber an diesem Punkt, Gott sei Dank, war auch schon Schluss mit den Übereinstimmungen.
    Innerlich war Casey ein vollkommen anderer Mensch. Sie war klug und witzig und großzügig auf eine Art, wie Sandy es nie gewesen war, und sie besaß einen ausgesprochen albernen Humor, den sie zu einhundert Prozent von McCabe geerbt hatte. Sie hatte von beiden Elternteilen das Beste übernommen. Casey würde ihren Weg machen, und
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