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Angstschrei: Thriller

Angstschrei: Thriller

Titel: Angstschrei: Thriller
Autoren: James Hayman
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des Time & Temperature Building. 19.46 Uhr. Vier Minuten seit dem letzten Blick. Minus zehn Grad Celsius. Drei Grad weniger als noch vor einer Stunde. Seit vier Wochen hatte die Kälte die Stadt fest im Griff, und sie machte keine Anstalten nachzulassen. Genau die richtige Zeit, um in die Sonne zu fliegen. Die richtige Zeit, um zu feiern. Zumindest, wenn Hank endlich seinen Arsch hochbekommen und sie anrufen würde. Henry C. » Hank« Ogden, geschäftsführender Teilhaber des lukrativen Geschäftsfeldes » Firmenfusionen und Übernahmen« bei Palmer Milliken. Ihr Mentor. Ihr Vorgesetzter. Ihr Liebhaber. Elegant, reich, dreiundfünfzig Jahre alt und sehr, sehr verheiratet.
    Hank hatte gesagt, er werde um halb acht anrufen. Sie hatte keine Ahnung, warum er so spät dran war, aber es verursachte ihr ein ungutes Gefühl. Die Sitzung des Komitees, das über neue Teilhaberschaften befand, hätte schon vor Stunden beendet sein sollen. Sie trommelte mit ihren langen Fingernägeln auf die Fensterbank. Vielleicht hing Hank einfach in einer anderen Sitzung fest. Dann würde er sich melden, sobald er fertig war. Vielleicht. Das war die gnädigste Erklärung. Die beste von drei Möglichkeiten. Die zweite lautete, dass er sie nur zum Spaß auf die Folter spannen wollte. Um sie noch ein bisschen nervöser zu machen. Eines seiner beliebten Machtspielchen. Um ihr zu demonstrieren, wer hier die Fäden in der Hand hielt. Idiotisch und sinnlos, wie ein kleiner Junge, der mit einem Stöckchen in seinem Hamsterkäfig herumstochert. Nun, sagte sie sich, mit diesen Spielchen konnte sie umgehen. Ganz sicher. Sie war aus einem härteren Holz geschnitzt. Weniger sicher war sie, was die dritte Möglichkeit betraf, das Katastrophenszenario– nämlich dass die Teilhaber in ihrer unendlichen Weisheit, und obwohl Hank sich, wie versprochen, mit aller Kraft für sie eingesetzt hatte, beschlossen hatten, ihr kein Angebot zu unterbreiten. Falls das der Fall sein sollte, dann meldete Hank sich nicht, weil er sich vor ihrer Reaktion fürchtete. Er verabscheute Szenen, in der Öffentlichkeit ebenso wie im Privaten, und er wusste, dass eine Szene in diesem Fall nicht ausbleiben würde. Sie holte tief Luft. Zehn Minuten würde sie ihm noch geben. Dann würde sie ihn anrufen.
    Sie schob die Ängste, die sich um das Teilhaber-Komitee drehten, beiseite und beschloss, stattdessen an ihren bevorstehenden Urlaub zu denken. Das war sehr viel erfreulicher. Sich zwei Wochen lang in der Sonne verwöhnen lassen. Zwei Wochen, in denen sie entweder ihren Triumph feiern oder ihren Stolz wiederherstellen konnte. Massagen. Gesichtsbehandlungen. Schlammbäder. Am Strand liegen, ganz allein, nur mit ein paar Schundromanen. Na ja, vielleicht auch nicht ganz allein. Sie würde sich schon jemanden suchen, mit dem sie sich ein bisschen vergnügen konnte. Jemanden ohne jede Verbindung nach Maine oder zu Palmer Milliken. Ein Europäer wäre nicht schlecht. Womöglich eine Gelegenheit, ihr Französisch aufzupolieren. Patti La Belles » Lady Marmalade« ertönte in ihrem Kopf.
Voulez-vous coucher avec moi ce soir?
Voulez-vous coucher avec moi?
    Falls er gute Neuigkeiten hatte, würde Hank vermutlich auf einem » Leistungsnachweis« bestehen. Wahrscheinlich würde er so oder so darauf bestehen. Er fand diesen Begriff lustig. Miss Goff, könnten Sie vielleicht so gegen, sagen wir, halb sechs, bei mir vorbeischauen? Es ist mal wieder Zeit für einen Leistungsnachweis. Vielen Dank. Der Nachweis fiel in der Regel nicht einmal besonders ausführlich aus. Vierzig Minuten Gegrapsche und Gefummele auf der Ledercouch in seinem Büro. Mehr war nicht dran an dieser sogenannten Affäre. Das und die gelegentlichen Schäferstündchen in ihrer Wohnung oder ganz selten einmal eine Geschäftsreise in irgendein abgelegenes Hotel. Lainie wollte mehr. Sie wollte eine echte Beziehung. Wenn das mit Hank möglich war, gut. Wenn nicht, auch gut. Es gab noch andere Männer, die sie interessierten. Besonders einen, mit dem sie gelegentlich ihre Zeit verbrachte. So oder so war sie sich nicht sicher, wie lange sie diesen ganzen Mist noch mitmachen konnte.
    Angefangen hatte es vor einem Jahr, auf einer Geschäftsreise nach East Millinocket, wo sie eine zum Verkauf stehende Papiermühle bewertet hatten, als One-Night-Stand nach ein paar Drinks. Aber schon bald war das Ganze zur Regel geworden. Für ihn, das wusste sie, war es ein vollkommen zwangloses Arrangement. Bei ihr lagen die Dinge etwas komplizierter.
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