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Angstschrei: Thriller

Angstschrei: Thriller

Titel: Angstschrei: Thriller
Autoren: James Hayman
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gekarrt und mussten von dort aus zusehen, wie sie nach Hause kamen.
    » Steigt ein«, sagte Mrs. Jesperson, während sie eine Plane über die Rückbank warf. » Nur passt bitte auf, dass ihr keinen Matsch auf die Polster schmiert. Der Wagen ist nagelneu, und wir wollen, dass er noch eine Weile so aussieht.«
    » Klar, wir passen auf«, erwiderten sie und stiegen ein, wobei sie Dudley, Annies tranigen Golden Retriever, über die Sitzlehne in den Kofferraum scheuchen mussten. Auf der Rückfahrt kicherten die Mädchen unentwegt, schnitten Grimassen, schmierten sich Matschklumpen in die Haare und wehrten Dudleys begierige Versuche ab, an dem ganzen Spaß teilzuhaben. Mrs. Jesperson ließ Lainie als Erste raus, direkt vor ihrem Haus. Dem großen, weißen Kolonialbau mit der umlaufenden Veranda und den schwarzen Jalousien in der Mabern Street in Rockport. Dem Haus, das sie bewohnten, als sie noch Geld hatten.
    Bei ihrer Ankunft war es fast schon dunkel. Nirgendwo im Haus brannte Licht. Ihre Mutter und Wallace waren also noch bei der Arbeit, ihre Mutter in ihrem Antiquitätenladen in Camden und Albright in seiner stetig wachsenden Anwaltskanzlei. Er blieb fast jeden Tag bis spätabends im Büro. Sonst erreichst du nichts, Lainie, sonst bringst du es nie zu etwas. Du musst bereit sein, viele, viele Stunden in die Arbeit zu investieren. Sie holte den Schlüssel vom Haken unter der Hintertreppe und schloss die Haustür auf. Noch an der Tür zog sie die Schuhe und sämtliche Kleider aus und warf die völlig verdreckten Sachen ins Wäschezimmer. Dann ging sie nackt durch das Halbdunkel des Hausflurs die Treppe hinauf und steuerte das Badezimmer im ersten Stock an.
    Auf halber Strecke im Korridor des ersten Stocks ging plötzlich die Schlafzimmertür auf, und ihr Stiefvater kam heraus. Lainie verschlug es den Atem. Mit dem rechten Arm bedeckte sie ihre Brüste und mit der linken Hand ihre Scham. Er hatte sie noch nie zuvor nackt gesehen, nicht einmal als kleines Kind, und sie wusste nicht, wo sie sich verstecken sollte. Albright stand einfach nur da, mit verdutztem Gesicht, und starrte sie an. Er versperrte ihr den Weg ins Badezimmer. Versperrte ihr auch den Weg in ihr eigenes Zimmer. Sie drehte sich um und überlegte, die Treppe hinunterzurennen. Aber wohin sollte sie gehen, splitterfasernackt? Sie wandte sich wieder zurück und sah, wie sein Gesichtsausdruck sich wandelte, wie die Verblüffung etwas ganz Anderem wich. Sie hörte, wie sein Atem plötzlich schneller ging. Ihr war klar, dass sie das bewirkt hatte. Und zwar nicht bei irgendeinem Klassenkameraden aus der Highschool. Sondern bei ihm. Bei Wallace Stevens Albright. Dem Perfektionisten. Dem Mann, der nach Höherem strebte. Zum ersten Mal, seit er in ihr Leben getreten war, verspürte Lainie so etwas wie Macht. Es war verblüffend. Berauschend. Es hielt nicht einmal eine Sekunde an.
    In der kurzen Zeitspanne, die Albright brauchte, um seinen Mund zu schließen und seine Lippen zu einem schmalen, hässlichen Lächeln zu verziehen, verwandelte sich das Gefühl der Macht in Angst. Und dann in Panik. Sie stürzte auf ihre Zimmertür zu, in der blinden Hoffnung, sie vor ihm zu erreichen. Irgendwie nach drinnen zu gelangen, die Tür zuzuschlagen, ihn auszusperren.
    Sie hatte nicht die geringste Chance. Als sie die Hand nach der Türklinke ausstreckte, packte er sie am Arm, wirbelte sie herum, schlang seine Arme um ihre Hüften und zog sie mit dem Rücken an sich. Durch den Stoff seiner Hose konnte sie seine Erektion spüren, pulsierende Stöße an ihrem Po. Sie wollte sich losreißen, konnte aber nicht. Er hob sie hoch und trug sie, zappelnd und um sich tretend und laut schreiend, in ihr Zimmer. Quer über den ovalen Teppich, den Grandma Horton extra für sie geknüpft hatte. Er warf sie auf das Bett, mitten zwischen all die Stoffbären und Häschen, die noch das Kopfende bevölkerten. Sie unternahm einen plötzlichen Fluchtversuch in Richtung Tür. Er packte sie und drückte sie wieder auf das Bett. Sie kreischte. Er versetzte ihr eine schallende Ohrfeige. Der Schmerz war wie eine Explosion, markerschütternd. » Mach das ja nicht noch mal.« Er spie die Worte aus, mit leiser Stimme, die dennoch– oder vielleicht gerade deswegen– überaus bedrohlich klang. » Das ist ganz allein deine Schuld, Lainie. Alles deine Schuld. Du hast darum gebettelt, und jetzt kriegst du, was du verdienst.« Er ohrfeigte sie noch einmal. Sie spürte das Blut als dünnes Rinnsal von ihrer Nase
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