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Angstschrei: Thriller

Angstschrei: Thriller

Titel: Angstschrei: Thriller
Autoren: James Hayman
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tropfen.
    Sie schloss die Augen und drängte sich in die Ecke. Noch nie im Leben hatte sie eine solche Angst gehabt. Sie zog die schlammigen Knie an den Körper, umschlang sie mit beiden Armen, drückte sie fest an ihre Brust. Als sie es wagte die Augen zu öffnen, zog er gerade den Reißverschluss seiner Hose auf und ließ sie über seine hochgezogenen schwarzen Socken hinabgleiten. All ihre Gedanken kamen zum Stillstand. Das war doch nicht möglich. Nicht in ihrem eigenen Zimmer. Nicht auf ihrem Bett. Er zog die Unterhose aus, faltete die Anzughose fein säuberlich entlang der Bügelfalten zusammen und legte sie sorgfältig über die Rückenlehne ihres Schreibtischstuhls. Wahrscheinlich, so dachte sie, braucht er sie morgen wieder fürs Büro. Die Unterhose blieb auf dem Boden liegen. Das Hemd und die schwarzen Socken ließ er einfach an.
    Auch aus einer Distanz von fünfzehn Jahren konnte die erwachsene Lainie immer noch ganz genau sehen, wie Wallace Stevens Albrights steifer kleiner Schwanz vorwitzig zwischen den Zipfeln seines blau gestreiften Brooks-Brothers-Hemdes hervorlugte. Sie weinte jetzt. Schluchzte leise. Und spürte, wie seine weichen weißen Hände ihre Knöchel packten, sie aus der Ecke zerrten, ihr die Beine spreizten. Dann schob er ihre Knie nach oben und auseinander und kniete sich dazwischen. Er beugte sich über sie, sodass sie nur noch sein Hemd sehen konnte. Sie erinnerte sich so genau an dieses Hemd. An das Gefühl der gestärkten Baumwolle, den Geruch. All seine Hemden besaßen ein kleines blaues Monogramm auf der Brusttasche. Ein W auf der einen und ein S auf der anderen Seite. Ein großes blaues A in der Mitte. Das war alles, mehr konnte sie nicht sehen. Sie fühlte, wie er sie mit den Fingern öffnete und sich in sie schob. Bis heute erstaunte es sie, dass solch ein kleiner Schwanz solch große Schmerzen verursachen konnte.
    Danach lächelte er und redete mit sanfter Stimme auf sie ein. Dass sie ihre Sache sehr gut gemacht habe. Es war das erste, ja vielleicht sogar das einzige Mal, dass er sie lobte. Falls sie ein blaues Auge bekäme, weil er sie geschlagen hatte, dann sollte sie sagen, dass sie einen Fußball ins Gesicht bekommen habe. Anschließend zwang er sie, ins Badezimmer zu gehen, um sich auszuwaschen. Er stellte sich in die Tür und sah ihr dabei zu. Und schließlich sagte er, ohne seinen sanften Tonfall im Geringsten zu verändern, dass er, falls sie jemals auch nur ein Sterbenswörtchen gegenüber ihrer Mutter oder sonst irgendjemandem verlauten ließ, sie alle beide umbringen würde. » Das schwöre ich dir«, sagte er. Sie hatte keinen Zweifel daran.
    In dieser Nacht und vielen weiteren Nächten » besuchte« er sie in ihrem Zimmer. Es lief jedes Mal genau gleich ab. Nur manchmal fickte er sie nicht, sondern zwang sie auf die Knie, damit sie ihm einen blasen konnte. Und jedes Mal sagte er ihr beim Abschied, dass alles ihre Schuld sei. Dass er tat, was er tat, weil sie ein verdorbenes kleines Mädchen sei, das ihn in Versuchung geführt habe. Und dann drohte er wieder damit, sie und ihre Mutter umzubringen. Manchmal fragte sie sich, ob ihre Mutter wusste, was er vorhatte, wenn er mitten in der Nacht aufstand. Nach unten gehen, um noch eine Kleinigkeit zu essen? Um ein Buch zu lesen? Nein. Ihre Mutter wusste Bescheid, sie musste Bescheid gewusst haben, aber nie brachte sie den Mut auf, etwas dagegen zu sagen oder zu unternehmen. Wollte überhaupt nie über Wallace reden. Und Lainie fragte auch nie nach. Zwei Jahre später schließlich verließ er ihre Mutter. Er hatte eine jüngere Frau gefunden, die reich und schön war, und beantragte die Scheidung. Er überließ ihrer Mutter das weiße Haus in Rockport. Sie verkaufte es und zog mit Lainie in das kleine, einfache Häuschen in Rockland. Es war vorbei. Aber der Makel blieb haften. Er ließ sich nicht abwaschen. Mittlerweile war ihre Mutter tot. Sie hatte Selbstmord begangen, zwei Jahre nachdem Lainie die Highschool abgeschlossen hatte und aufs Colby College gegangen war. Hatte eine Handvoll Xanax gegen die Angst geschluckt und sich in der Badewanne die Pulsadern aufgeschlitzt. Doch Wallace Stevens Albright war immer noch da draußen. Immer noch verheiratet. Mit zwei eigenen kleinen Töchtern. Geachteter Rechtsanwalt. Oft genannter Kandidat für einen Sitz am Bundesgericht. Kinderficker. Scheißkerl.
    Erneut warf Lainie einen Blick auf das Time & Temperature Building. 19.55 Uhr, und Hank hatte sich immer noch nicht gemeldet.
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