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Angst

Angst

Titel: Angst
Autoren: Robert Harris
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gehört, die Alex gestern zugestoßen ist. Ich werde jeden Einzelnen von Ihnen heute im Laufe des Tages anrufen, damit wir die Lage besprechen können. Fürs Erste wollte ich Sie nur wissen lassen, dass Alex die bestmögliche medizinische Betreuung erhält und dass wir mit unseren Gebeten in dieser schwierigen Stunde bei Alex und Gabrielle sind. Natürlich ist es noch zu früh, um über die Zukunft zu reden, aber ich kann Ihnen versichern, dass für das von Alex gegründete Unternehmen funktionsfähige Systeme zur Verfügung stehen, die nicht nur sicherstellen, dass Ihre Investitionen auch weiterhin profitabel sein werden, sondern dass sie in Zukunft sogar noch profitabler sein werden. Über die Einzelheiten werde ich Sie in unserem persönlichen Gespräch informieren.
    Die Quants im Handelsraum hatten abgestimmt und sich darauf verständigt, über die Vorfälle Stillschweigen zu wahren. Im Gegenzug wurde jedem Einzelnen ein sofortiger Bonus in Höhe von fünf Millionen Dollar gewährt. Für die Zukunft wurden weitere Zahlungen vereinbart, deren Höhe von der Performance von VIXAL abhängen würde. Keiner der Quants hatte Einwände erhoben: Was wohl auch daran lag, so Quarrys Vermutung, dass ihnen allen noch Rajamanis Schicksal vor Augen stand.
    Es klopfte an der Tür. »Herein!«, rief Quarry.
    Es war Genoud.
    »Hallo, Maurice, was gibt’s?«
    »Ich wollte die Kameras ausbauen. Wenn Sie keine Einwände haben.«
    Quarry dachte über VIXAL nach. Er stellte sich VIXAL als eine strahlende digitale Wolke vor, die gelegentlich vom Himmel zur Erde herabschwebte. Sie konnte überall niedergehen. Über einem glühend heißen Industriegebiet, das nach Flugbenzin stank, von Schlaglöchern übersät und von Zikadenlärm erfüllt war und in der Nähe eines internationalen Flughafens in Südostasien oder Lateinamerika lag. Über einem kühlen und schattigen Gewerbepark im weichen, klaren Regen Neuenglands oder des Rheinlands. Über der dunklen Etage eines nagelneuen Bürogebäudes in der City von London, in Mumbai oder in São Paulo, wohin sich kaum je ein Besucher verirrte. Sogar über Hunderttausenden von Heimcomputern, wo sie dann unbemerkt vor sich hin schlummerte. Die digitale Wolke war überall, mit jedem Atemzug atmete man sie ein. Er schaute hinauf zu dem versteckten Kameraauge und erwies ihm mit einer kaum wahrnehmbaren Verbeugung seine Reverenz.
    »Wir lassen sie drin, Maurice«, sagte er.

    Gabrielle war wieder da, wo sie bei Tagesanbruch gewesen war – im Universitätsspital. Nur dass sie jetzt am Krankenbett ihres Mannes saß. Er lag in einem separaten Zimmer auf einer abgedunkelten Station im dritten Stock. Die Fenster waren vergittert, vor der Tür hatten zwei Gendarmen Position bezogen, ein Mann und eine Frau. Unter all den Verbänden und Schläuchen konnte Gabrielle ihren Mann kaum erkennen. Seit Alex auf den Parkplatz gestürzt war, hatte er das Bewusstsein nicht wiedererlangt. Sie hatten ihr gesagt, dass er zahlreiche Knochenbrüche und Verbrennungen zweiten Grades erlitten habe. Sie hatten ihn gerade erst aus der Notfallchirurgie hereingeschoben und an den Tropf und den Monitor angeschlossen. Er war intubiert. Der Chirurg wollte keine Prognose abgeben. Er sagte nur, dass es auf die nächsten vierundzwanzig Stunden ankomme. Vier smaragdgrüne Linien flimmerten in sanft hypnotisierendem Auf und Ab über den Monitor. Der Anblick erinnerte sie an ihre Flitterwochen, als sie den Weg der Brecher verfolgt hatte, die sich weit draußen auf dem Pazifik gebildet hatten und dann bis an Land gerollt waren.
    Alex schreckte immer wieder schreiend aus seinem Dämmerschlaf auf. Irgendetwas schien ihn fürchterlich aufzuwühlen. Sie berührte seine verbundene Hand und fragte sich, welche Gedanken sein kraftvolles Gehirn beschäftigten. »Es ist gut, mein Liebling. Es kommt alles in Ordnung.« Sie legte ihren Kopf neben seinen auf das Kopfkissen. Trotz allem war sie seltsam zufrieden, Alex schließlich an ihrer Seite zu haben. Jenseits des vergitterten Fensters schlug eine Kirchturmuhr Mitternacht. Sie begann, ihm leise ein Wiegenlied zu singen.

Danksagungen
    Ich möchte allen danken, die ihr Wissen großzügig mit mir geteilt und so dieses Buch ermöglicht haben: in erster Linie Neville Quie von der Citigroup, dem ich viele Anregungen verdanke, der mich mit vielen hilfsbereiten Menschen bekannt gemacht und mich zusammen mit Cameron Small geduldig durch das Labyrinth der Short-Positionen und der aus dem Geld geratenen Puts
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