Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Angst in der 9a

Titel: Angst in der 9a
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Rekordzeit drei Teller leer.
    Wie üblich lümmelten viele der jüngeren Schüler, wenndie Lehrer nicht hinsahen. Vielleicht wäre in Gegenwart von Mädchen das Benehmen etwas gesitteter gewesen. Aber die Schule nahm nur Jungen als Internatsschüler auf, obwohl die Klassen gemischt waren. Die Mädchen kamen jeden Morgen aus der Stadt.
    Nach dem Essen packte Tarzan die vier Englischarbeiten in eine Mappe.
    Klößchen war vom reichlichen Essen etwas müde, hatte ganz kleine Augen und meinte, am liebsten würde er jetzt schlafen. Aber daran war nicht zu denken, denn um 14 Uhr begann sein Nachhilfeunterricht bei der Mübo.
    Aus dem Fahrradkeller holten sie ihre Drahtesel.
    Klößchen besaß seit Kurzem ein Klapprad. Es war teuer gewesen und stammte von einer bekannten Herstellerfirma, hätte aber einem Vergleich mit Tarzans zweirädrigem Untersatz nicht standgehalten.
    Das war ein echtes Rennrad. Von selbst verdientem Geld hatte Tarzan sich diesen Wunsch erfüllt. Es war mit allen Schikanen ausgestattet – an der Tour de France hätte er damit teilnehmen können. Viele Ferienwochen mit Schülerjobs waren nötig gewesen, um das Geld zusammenzubringen. Er hatte Zeitungen ausgetragen, den Maurern auf dem Bau geholfen und in einem Supermarkt Kisten gestapelt. Als dann das Geld reichte und er das Rad am nächsten Tag abholen konnte, hatte er die ganze Nacht vor Aufregung nicht geschlafen. Seitdem war er stolz darauf wie ein Auto- Fan auf seinen Sportwagen.
    Sie fuhren zur Stadt.
    Die Schule lag außerhalb, umgeben von Feldern und etwas Wald. Einzige Verbindung zur Stadt war eine Straße mit hohen Chausseebäumen. Sie endete bei der Schule.
    Warmer Wind strich jetzt über die Felder. Das Getreide stand hoch und in der Mittagsglut flimmerte die Luft.
    Klößchen schwitzte und sagte, sein Gehirn sei ausgetrocknet – und die Nachhilfe sicherlich wieder umsonst.
    Sie erreichten die Stadt. Es war eine Großstadt mit Flughafen und Sportstadion. Bei klarem Wetter konnte man bis zum Gebirge sehen. Seen, die am Wochenende von Ausflüglern besucht wurden, lagen in der Nähe. Und im Hinterland versteckten sich bodenständige Dörfer mit gemütlichen Gasthäusern.
    Frau Müller-Borrello wohnte in einer Siedlung.
    Die beiden Jungens fuhren an Reihenhäusern entlang. Klößchen kannte die Adresse und führte.
    Schließlich hielt er vor einem kleinen Haus, hinter dem sich ein freies Gelände ausdehnte. Weit entfernt verlief ein Bahndamm. An ihm entlang zog sich eine Schrebergarten- Kolonie, deren bunte Sonnenschirme Betriebsamkeit verrieten.
    Kein Wunder!, dachte Tarzan. Bei dem Wetter! Man sollte ins Schwimmbad gehen. Stattdessen muss Klößchen für seine Faulheit mit Nachhilfe büßen; und ich gehe freiwillig zum Zahnarzt. Na ja, was sein muss, muss sein.
    Das Haus sah sauber aus und hatte grüne Fensterläden. Der kleine Garten war umzäunt. Neben einer Hollywoodschaukel spielte ein kleiner Junge mit einem höchstens halbjährigen Schäferhund.
    »Das sind Marco und Bello«, sagte Klößchen. »Marco ist der Sohn von der Mübo, Bello sein Hund.«
    »Umgekehrt wäre es kaum möglich«, lachte Tarzan.
    Sie stellten ihre Räder an den Zaun, sicherten sie mit dem Kabelschloss und gingen zur Tür.
    »Habt ihr Bello schon gesehen?«, rief der Kleine. Kurzerhand nahm er das zappelnde Wollknäuel auf die Arme und brachte es heran.
    Marco war ein hübsches Kerlchen mit ebenso leuchtend blauen Augen wie seine Mutter. Die pechschwarzen Haare schien er vom Vater zu haben. Lachend hielt er Tarzan den drolligen Schäferhund hin.
    »Nimm ihn mal. Er beißt nicht.«
    »Das ist aber nett, dass du mir deinen Hund zeigst.« Tarzan nahm ihn mit einer Hand, weil er in der anderen die Mappe mit den Englischarbeiten hielt.
    Bello sah sofort seine Chance, krabbelte ihm an der Schulter hoch und leckte ihm quer übers Gesicht.
    »Hui!«, rief Tarzan. »Du bist aber lieb und hast eine sooo feuchte Zunge.«
    Marco lachte übers ganze Gesicht. »Mich leckt er auch immer. Eigentlich soll er das nicht. Aber es bedeutet, dass er mich mag. Dich mag er auch.«
    »Und ich mag ihn und dich«, sagte Tarzan und gab ihm das tappsige Wollknäuel zurück.
    »Wie heißt du?«, wollte Marco wissen.
    »Peter.«
    »Nimmst du auch Unterricht bei meiner Mami wie der Willi?«
     
    »Nein, ich will sie nur um etwas bitten.«
    Jetzt wand Bello sich aus Marcos Armen und rannte um die Hausecke davon. Marco flitzte hinter seinem Spielgefährten her.
    »Wir kommen zwei Minuten zu früh«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher