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Angst in deinen Augen

Angst in deinen Augen

Titel: Angst in deinen Augen
Autoren: Tess Gerritsen
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„Es ist alles meine Schuld. Es ist meine Schuld, wenn sie stirbt. Sie waren direkt vor mir. Und mir fiel nichts ein, wie ich sie retten könnte.“
    Gillis seufzte verstehend. „So viel bedeutet sie dir?“
    „Und Spectre weiß es. Irgendwie weiß er es. Das ist der Grund, warum er sie am Leben lässt. Um mich fertig zu machen. Um mich zu manipulieren. Er ist auf der Gewinnerstraße und nützt es aus.“ Er schaute Gillis an. „Wir müssen sie finden. Bevor es zu spät ist.“
    „Im Moment ist er im Vorteil. Er hat jemanden in seiner Gewalt, an dem dir sehr viel liegt. Und du bist der Cop, an dem er sich festgebissen hat. Der Cop, dem er es heimzahlen will.“ Er schaute auf das Autotelefon. Es läutete.
    Er nahm ab. „Gillis hier.“ Er lauschte kurz, sagte dann: „Jackman Avenue, alles klar“ und legte auf. Dann startete er den Wagen und fuhr los. „Es könnte unser Durchbruch sein.“
    „Was ist in der Jackman Avenue?“
    „Eine Wohnung, Nr. 338-D. Sie haben dort gerade eine weibliche Leiche gefunden.“
    Sam wurde sehr still, während er an die blonde Frau, die sie auf dem Gefängnisvideo gesehen und als die Nachtclubtänzerin Marilyn Dukoff identifiziert hatten, dachte. Seine Brust fühlte sich vor Angst wie zusammengeschnürt an, sodass er kaum Luft bekam. Er fragte leise: „Wessen Leiche?“
    „Die von Marilyn Dukoff.“
    Er sang grölend, während er die bunten Kabel über dem Boden spannte. Nina, die an Händen und Füßen an einen Stuhl gefesselt war, konnte nur dasitzen und hilflos zuschauen. Neben Spectre befanden sich eine Werkzeugkiste, ein Lötkolben und zwei Dutzend Dynamitstangen.
    Spectre hatte die Kabel fertig gespannt und wandte seine Aufmerksamkeit jetzt dem Dynamit zu. Er bündelte die Stangen zu Dreierpäckchen und deponierte sie in einem Karton.
    Seine Stimme hallte in dem verlassenen Lagerhaus wider. Dann drehte er sich zu Nina um und deutete mit dem Kopf eine leichte Verbeugung an.
    „Sie sind wahnsinnig“, flüsterte Nina.
    „Aber was ist Wahnsinn? Wer kann das schon mit Sicherheit sagen?“ Spectre umwickelte das letzte Bündel Dynamit mit grünem Isolierband. „Nun, ich bin auf jeden Fall nicht wahnsinnig, sondern weiß sehr genau, was ich tue.“
    Er hob den Karton mit dem Dynamit auf und kam damit zu Nina herüber. Kurz bevor er bei ihr angelangt war, stolperte er. Nina blieb fast das Herz stehen, als sie den Karton mit dem hochexplosiven Material fallen sah. Auf sie zu.
    Spectre gab ein lautes entsetztes Keuchen von sich, bevor er den Karton auffing. Zu Ninas Überraschung fing er plötzlich an zu lachen. „Nur ein kleiner Scherz“, bekannte er. „Auch wenn er schon alt ist, verfehlt er doch nie seine Wirkung.“
    Er ist wirklich verrückt, dachte sie.
    Er ging mit dem Karton auf dem Arm durch die Lagerhalle und legte überall Sprengstoffpäckchen aus. „Es ist eine Schande, wirklich“, sagte er. „Derart hochwertiges Dynamit an so ein Gebäude zu verschwenden. Aber ich möchte einen guten Eindruck hinterlassen. Einen bleibenden Eindruck. Und ich habe wirklich genug von Sam Navarro und seinen neun Leben.“
    „Sie versuchen, ihn in eine Falle zu locken.“
    „Sie sind ja so klug.“
    „Warum? Warum wollen Sie ihn töten?“
    „Darum.“
    „Er ist doch nur ein Polizist, der seinen Job macht.“
    „Nur ein Polizist?“ Spectre drehte sich zu ihr um, aber sein Gesicht blieb im Schatten. „Navarro ist mehr als das. Er ist eine Herausforderung. Wenn ich mir vorstelle, dass ich nach all meinen Erfolgen in Städten wie Boston und Miami jetzt ausgerechnet in einem Nest wie diesem einen so starken Gegenspieler finde. Nicht mal Portland, Oregon, sondern Portland, Maine. Es endet hier, in dieser Lagerhalle. Zwischen Navarro und mir.“
    Spectre kam mit dem letzten Bündel Dynamit auf sie zu. Er kniete sich neben den Stuhl, an den er Nina gefesselt hatte. „Die letzte Explosion habe ich für Sie aufgespart, Miss Cormier“, sagte er, während er das Päckchen unter Ninas Stuhl deponierte. „Sie werden nichts spüren“, versicherte er ihr. „Es wird ganz schnell gehen, so schnell, dass Sie nur noch merken, wie Sie Ihre Flügel ausbreiten. Und bei Navarro auch. Falls ihm welche wachsen.“
    „Er ist nicht dumm. Er wird nicht in Ihre Falle gehen.“
    Spectre begann nun, noch mehr Kabel zu spannen, Meter um Meter. „Ja, und weil er nicht dumm ist, wird ihm sehr schnell klar werden, dass es sich hier nicht um eine normale Bombe handelt. Diese Kabel werden ihm schwer
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