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Angst in deinen Augen

Angst in deinen Augen

Titel: Angst in deinen Augen
Autoren: Tess Gerritsen
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den nächsten Bombenanschlag, damit wir ein Motivationsmuster herausfiltern können? Und erst dann werden wir vielleicht, aber nur ganz vielleicht eine Idee bekommen, was, zum Teufel, wir tun können?“
    „Ein Bombenanschlag ist eine feige Tat, Mr. Liddell“, erklärte Sam ruhig. „Es handelt sich um Gewalt in Abwesenheit des Täters. Ich wiederhole das Wort – Abwesenheit. Wir haben keinerlei wie auch immer gearteten Hinweise, keine Fingerabdrücke, keine Zeugen, keine …“
    „He, Chief“, mischte sich Gillis ein. „Eben wurde ein weiterer Bombenanschlag gemeldet.“
    „Was?“, ächzte Coopersmith.
    Sam war bereits auf den Beinen und ging mit großen Schritten zur Tür.
    „Was war es denn diesmal?“, fragte Liddell. „Wieder eine Lagerhalle?“
    „Nein“, sagte Gillis. „Eine Kirche.“
    Die Polizei hatte die Gegend bereits weiträumig abgesperrt, als Sam und Gillis bei der Good Shepherd Church ankamen. Auf der Straße hatte sich eine Menschenmenge versammelt. Drei Streifenwagen, zwei Feuerwehrautos und ein Krankenwagen parkten auf der Forest Avenue. Der Truck des Bombenentschärfungsteams stand vor dem Kirchenportal – oder dem, was davon noch übrig war. Die schwere Doppeltür aus Holz war aus den Angeln gerissen worden und lag jetzt auf der Treppe. Der Wind trieb Gesangbuchseiten wie tote Blätter auf dem Bürgersteig vor sich her. Gillis fluchte. „Mein lieber Scholli.“
    Als sie sich dem Polizeiwagen näherten, drehte sich der Einsatzleiter mit einem Ausdruck von Erleichterung zu ihnen um. „Navarro! Freut mich, dass Sie es noch zu der Party geschafft haben!“
    „Irgendwelche Verletzte?“, fragte Sam.
    „Soweit wir wissen, nicht. Die Kirche war zum Zeitpunkt der Explosion leer. Reines Glück. Um zwei hätte eigentlich eine Hochzeit stattfinden sollen, aber sie wurde in letzter Minute abgeblasen.“
    „Wessen Hochzeit?“
    „Irgendein Arzt. Die Braut sitzt dort drüben in dem Streifenwagen. Sie und der Pfarrer haben die Explosion vom Parkplatz aus gesehen.“
    „Ich rede später mit ihr“, sagte Sam. „Passen Sie auf, dass sie nicht verschwindet. Und der Pfarrer auch nicht. Ich gehe jetzt in die Kirche und überzeuge mich davon, dass es nicht noch irgendwo eine zweite Bombe gibt.“
    „Besser Sie als ich.“
    Nachdem er nichts gefunden hatte, kehrte Sam an den Rand der Absperrung zurück, wo Gillis wartete. Dort zog er sich die Schutzkleidung aus und sagte: „Alles klar. Ist die Spurensicherung schon eingetroffen?“
    Gillis deutete auf sechs Männer, die neben dem Truck des Bombenentschärfungsteams warteten. Jeder von ihnen hielt eine Beweistüte in der Hand. „Sie warten nur auf das Okay.“
    „Lass erst einmal die Fotografen rein. Der Krater ist vorn in der Mitte.“
    „Dynamit?“
    Sam nickte. „Falls ich meiner Nase trauen kann.“ Er drehte sich um und ließ seinen Blick über die neugierige Menge schweifen. „Ich rede jetzt mit den Zeugen. Wo ist der Pfarrer?“
    „Sie haben ihn gerade in die Notaufnahme gebracht. Starke Schmerzen in der Brust. Die ganze Aufregung.“
    Sam stöhnte auf. „Hat irgendwer mit ihm gesprochen?“
    „Ein Streifenpolizist. Die Aussage ist protokolliert.“
    „Gut“, sagte Sam. „Dann bleibt mir wohl jetzt nur noch die Braut.“
    „Sie wartet im Streifenwagen. Ihr Name ist Nina Cormier.“
    „Cormier. Alles klar.“ Sam duckte sich unter dem gelben Absperrband durch und bahnte sich seinen Weg durch die gaffende Menge. Die Frau in dem Streifenwagen bewegte sich nicht, als er näher kam, sondern starrte wie eine Schaufensterpuppe in einem Brautausstattungsgeschäft geradeaus vor sich hin. Er beugte sich vor und klopfte an die Scheibe.
    Jetzt wandte sie den Kopf. Große dunkle Augen schauten ihn durch das Glas an. Trotz der verschmierten Wimperntusche war das sanft gerundete Gesicht unbestreitbar hübsch. Sam forderte sie mit einer Handbewegung auf, das Fenster herunterzulassen. Sie gehorchte.
    „Miss Cormier? Ich bin Detective Sam Navarro.“
    „Ich will nach Hause“, sagte sie. „Ich habe doch schon mit so vielen Polizisten gesprochen. Bitte, kann ich nicht einfach nur nach Hause?“
    „Vorher muss ich Ihnen noch ein paar Fragen stellen.“
    „Nur ein paar?“
    „Na ja, besser gesagt, eine ganze Menge.“
    Sie seufzte. Erst jetzt sah er die Müdigkeit in ihrem Gesicht. „Und wenn ich alle Ihre Fragen beantwortet habe, darf ich dann nach Hause, Officer?“
    „Versprochen.“
    „Und halten Sie Ihre Versprechen auch?“
    Er
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