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Angst im Paradies

Angst im Paradies

Titel: Angst im Paradies
Autoren: Cathy McAllister
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sollte. Immerhin war es noch sehr früh, und selbst wenn man sie auf der Arbeit vermissen würde, wäre das noch keinen Grund, in ihr Appartement einzudringen. Nein! Es gab keinen Grund zur Panik. Die Waffe hatte sein Bruder an sich genommen und würde sie nun irgendwo sicher entsorgen. Um nicht so aufzufallen, hatte er eine kleine Reisetasche und einen Rucksack bei sich, wie es bei normalen Reisenden üblich war. Er suchte sich einen Platz im Wartebereich und legte Lamin über zwei Sitzplätze mit dem Kopf auf seinem Schoß. Er blickte auf seinen Sohn hinab und strich dem Jungen eine Strähne aus dem Gesicht. Das Kind sah tatsächlich ganz normal aus, als wäre es einfach nur müde. Niemand würde merken, dass der Kleine unter dem Einfluss einer Droge stand. Das einzige Hindernis war noch, das Fläschchen an Bord zu bekommen, ohne das jemanden auffiel, dass sich gar kein Hustensaft darin befand, wie auf dem Etikette angegeben.
    „Der Kleine ist aber müde“, erklang eine mütterliche Stimme.
    Modou blickte auf. Vor ihm stand eine etwa fünfzigjährige, korpulente Frau und schaute auf Lamin hinab. Ihre Brille mit den dicken Gläsern saß schief auf ihrer Nase und das geblümte Kleid unter dem schäbigen, grauen Wollmantel sah schon sehr verschlissen aus. Modou nickte nur und wandte den Kopf ab. Aus den Augenwinkeln sah er, dass die Frau ihnen gegenüber Platz nahm. Sie holte ein Sandwich aus ihrer großen, altmodischen Handtasche und wickelte es aus dem Butterbrotpapier. Eine Weile aß sie schweigend und Modou ging wieder seinen Gedanken nach.
    „Wohin soll's denn gehen? Nach Hause?“
    Modou blickte gereizt zu der aufdringlichen Frau hinüber und lehnte sich etwas vor.
    „Hören sie! Ich bin nicht an einer Unterhaltung interessiert. Verstanden?!“
    Die Frau schaute ihn mit erstaunten Augen an, doch sie blieb ruhig und gefasst.
    „Verstehe!“, sagte sie steif. „Entschuldigen sie bitte, wenn ich sie belästigt haben sollte.“
    Sie erhob sich und klemmte sich ihre Tasche unter den Arm. Dann ging sie mit gestrafften Schultern an ihm vorbei und setzte sich in die hintere Ecke des Wartebereichs.
    *
     
    Ich fühlte mich elend. Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, als der Streifenwagen mit Blaulicht über rote Ampeln raste. Ich betete inbrünstig, dass Lamin noch auf dem Flughafen war. Die Polizisten hatten den Flughafen schon informiert und man checkte gerade die Computer, ob Modou einen Flug nach Gambia gebucht hatte und wann der Flug gehen sollte. Als wir vor dem Terminal vorfuhren, öffnete ich sofort die Tür und sprang aus dem Wagen.
    „Warten sie! Lassen sie uns vorgehen!“, rief die Beamtin mir hinterher, doch ich dachte nur noch an eines. Lamin! Ich mussmin! Ichte ihn so schnell, wie möglich finden.
    Ich hörte, wie die Beamten mir folgten, doch ich rannte einfach weiter. Als ich in die große Halle kam, blieb ich stehen und schaute mich hektisch um. Dann erblickte ich im oberen Wartebereich einen schwarzen Mann mit einem Kind. Ich konnte Mann und Kind nur von hinten sehen, doch ich war mir sicher. Mein Herz klopfte laut und ließ das Blut in meinen Ohren rauschen. Die Polizei hatte mich eingeholt.
    „Da oben!“, sagte ich aufgeregt. „Der Schwarze mit dem kleinen Jungen. Das müssen sie sein!“
    „Sind sie sich ganz sicher?“, fragte ein Mann von der Mordkommission nach.
    „Zu fast hundert Prozent ja!“
    Der leitende Officer gab Anweisungen, die Polizisten in zwei Gruppen zu teilen. Eine Gruppe würde die vordere Treppe nehmen, die zweite Gruppe die hintere, um Modou die Fluchtmöglichkeit abzuschneiden. Ich ging mit der ersten Gruppe. Oben angekommen, konnte ich den verdächtigen Mann etwas von der Seite sehen.
    „Ja, das ist er!“, flüsterte ich.
    Der leitende Officer benachrichtigte die Kollegen über Funk, dass die verdächtige Person die gesuchte sei.
    *
     
    Modou hatte ein merkwürdiges Gefühl, als ob er beobachtet würde. Er blickte auf und sah vier Männer den Gang entlang kommen, zwei davon waren Uniformierte. Sie sahen ihn nicht an, doch trotzdem hatte Modou eine Ahnung, dass sie wegen ihm hier waren. Wie war das möglich? Hatte Julia vielleicht überlebt und es geschafft, die Polizei zu informieren?
    Langsam schaute er sich zu der Treppe in seinem Rücken um und dort erblickte er sie in Begleitung von weiteren Beamten. Sie sah verdammt unversehrt aus, dabei war er sich sicher, dass er sie getroffen hatte. Er fluchte leise. Es gab nur noch eine Chance. Er schnappte den
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