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Angst im Paradies

Angst im Paradies

Titel: Angst im Paradies
Autoren: Cathy McAllister
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beheben. Als ich nach zehn Minuten aus der Toilette kam, war ich zwar immer noch nass, doch hatte ich mein Make-up ausgebessert und die nassen Strähnen mit einem Kamm gebändigt und schnell zu einem dicken Zopf geflochten. Meine großen, blauen Augen waren das bemerkenswerteste an mir. Auch meine schlanke Figur, die in dem grauen Nadelstreifenkostüm gut zur Geltung kam, konnte sich sehen lassen. Ansonsten hielt ich mich eher für Durchschnitt. Ich fand meine Nase etwas zu groß geraten und ich hätte mir ein weni mimir eing mehr Brust gewünscht. Eine OP deswegen kam mir aber nicht in den Sinn, obwohl Mike im Laufe der Jahre immer wieder versucht hatte, mich zu einer Brustvergrößerung zu überreden. Ich warf einen letzten kritischen Blick auf mein Spiegelbild in einer Glastür und war einigermaßen zufrieden mit mir. So begab ich mich in den zweiten Stock, wo die Scheidung stattfinden würde.

    Oben angekommen traf ich auf meinen Anwalt, John K. Miller, der sich aus einem der Sessel der Wartehalle erhob und mit meiner Akte unter dem Arm auf mich zu kam. Er begrüßte mich freundlich. John K. Miller war ein wenig kleiner als ich, obwohl ich mit meinen ein Meter und neunundsechzig auch nicht gerade groß gewachsen war. Mit dem leichten Bauchansatz des typischen Mittvierzigers und den angegrauten Schläfen wirkte er seriös und vertrauenserweckend. Er trug einen maßgeschneiderten dunkelblauen Anzug und teure italienische Schuhe. Offenbar lief das Scheidungsbusiness gut. Die Krawatte mit dem rosa Peppa Pig Schweinchen entlockte mir ein Lächeln, vielleicht ein Geschenk seiner Kinder? Ich war selbst ein heimlicher Fan der drolligen Schweinefamilie aus der Kindersendung Peppa Pig .
    „Guten Morgen Mrs. Brown. Gut, dass sie so früh dran sind, so können wir alles noch einmal durchgehen. Eigentlich ist es nur noch eine Formalität.“
    „Guten Morgen“, erwiderte ich mit einem Nicken und ließ mich von dem Anwalt zu einer kleinen Sitzgruppe in der Ecke führen, wo er mit mir leise die Vorgehensweise besprach.
    Wie er sagte, war eigentlich alles nur noch eine Formsache. Die Anwälte hatten schon alles im Vorwege ausgehandelt. Als ich von den Unterlagen aufblickte, entdeckte ich Mike, der gerade die Wartehalle betrat. Mein Herz begann aufgeregt zu klopfen und ich fing vor Nervosität zu schwitzen an. Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss, und ärgerte mich, dass er es noch immer schaffte, mich aus der Fassung zu bringen.

    Mike war achtunddreißig Jahre alt, also acht Jahre älter als ich. Er war einen guten Kopf größer als ich und hatte eine sportliche Figur. Sein teurer Designeranzug saß ebenso tadellos, wie seine braunen Haare, die er etwas kürzer trug, als früher. Er sah umwerfend gut aus, das musste ich ihm lassen. Obwohl ich mit ihm soviel durchgemacht hatte und wirklich entschlossen war, die Scheidung durchzuziehen, reagierte ich noch immer auf ihn. Auch jetzt konnte ich den Blick nicht von ihm abwenden. Bei ihm war seine Anwältin, eine große, hagere Frau in den Dreißigern mit dicker Brille, das mausbraune Haar zu einem altmodischen Knoten hochgesteckt und eine junge Blondine, die ich auf höchstens zwanzig schätze. Das musste seine Neue sein. Sicher eines der Models, die er fotografierte.
    Obwohl ich wirklich froh war, die Ehehölle hinter mir zu lassen, verspürte ich einen leisen Stich der Eifersucht. Ich fragte mich unwillkürlich, ob er sie anders behandeln würde, als mich. Hatte es vielleicht doch an mir gelegen? Hatte ich etwas falsch gemacht?
    Mike schaute zu mir herüber und musterte mich abschätzig, dann lächelte er höhnisch und beugte sich zu der Blondineg;eder Blo, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. Offenbar irgendetwas Belustigendes, denn die langbeinige Schönheit ließ ein alberndes Gekicher erklingen. Mit einem hochmütigen und triumphierenden Blick in meine Richtung hakte sie sich bei Mike unter und ließ sich von ihm auf den rot geschminkten Mund küssen.
    „Das macht er nur, um Ihnen wehzutun. Beachten Sie ihn gar nicht. Sie haben etwas Besseres verdient“, versicherte Mr. Miller, der meinen Blick bemerkt hatte, und klappte die Akte zu. „Kommen Sie, die Richterin hat gerade gewunken, wir können jetzt hineingehen.“
    Mit zitternden Knien erhob ich mich aus dem Sessel und folgte meinem Anwalt in den Gerichtssaal. Ich hatte plötzlich eher das Gefühl, zu meiner eigenen Hinrichtung zu gehen, als zu meiner Befreiung.
    Ich gab mir alle Mühe, nicht mehr in Mikes
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