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Angst im Paradies

Angst im Paradies

Titel: Angst im Paradies
Autoren: Cathy McAllister
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Richtung zu schauen. Zum Glück war die Sitzung nicht öffentlich und so musste die hochnäsige Blondine draußen bleiben.
    Die Richterin, eine ältere, mütterlich wirkende Frau mit grauer Dauerwelle und freundlichen braunen Augen ließ den Blick über die Versammelten gleiten, schlug die Akte auf und verkündete:
    „Da wir anscheinend vollzählig vorhanden sind, erkläre ich die heutige Verhandlung Brown gegen Brown für eröffnet. Bitte setzen sie sich, damit ich den Schriftsatz verlese.“
    Ich räusperte mich nervös und versuchte angestrengt, nicht zu meinem Noch-Ehemann zu schauen. Ich hatte leichte Kopfschmerzen bekommen und meine Hände waren feucht vor Nervosität. Mein Anwalt drückte kurz beruhigend meine Hand und beugte sich zu mir.
    „Es ist alles in Ordnung. Bald sind Sie eine freie Frau. Kein Grund nervös zu werden; wenn sich hier in dieser Angelegenheit jemand etwas vorzuwerfen hätte, dann Ihr Mann. – Sie schaffen das schon.“
    *
     
    Als ich das Gerichtsgebäude verließ, fühlte ich mich sehr erleichtert. Der sprichwörtliche Stein, der mir vom Herzen fiel, war ein großer Felsbrocken, der schwer auf mir gelastet hatte. Jetzt würde mein neues Leben beginnen und ich war frei. Niemals wieder würde er mir wehtun können. Ein Teil von mir konnte immer noch nicht glauben, dass ich es tatsächlich getan hatte.
    „Herzlichen Glückwunsch, Frau Weber !“, erklang eine vertraute Stimme. „Willkommen in der Welt der Singles!“
    Ich blickte zur Seite mit einem breiten Lächeln auf meinem Gesicht. Meine beste Freundin Liz stand auf der Treppe mit einem großen Blumenstrauß und einem Grinsen auf ihrem runden Gesicht. Sie war etwas größer als ich, leicht stämmig mit rotblonden Kraushaaren, die ihr wirr um den Kopf standen, sodass sie ein bisschen aussah wie ein Kobold. Ihre grünen Augen blitzten vor Schalk, als sie auf mich zuging, um mich zu umarmen.
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    „Ich dachte, du hast einen wichtigen Termin?“
    Ich war etwas atemlos nach der stürmischen Umarmung.
    „Hatte ich auch, aber ich konnte mich früh losmachen und hab noch schnell dieses Gemüse hier für eine wunderschöne Singlelady gekauft, in der Hoffnung, mit ihr irgendwo nett essen gehen zu können.“
    Liz zwinkerte mir zu und drückte mir den Strauß Blumen in die Hand. Es waren rote und weiße Nelken, meine Lieblingsblumen.
    „Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll.“
    Ich war überwältigt. Das war wieder einmal typisch Liz. Eigentlich hätte ich mit so etwas rechnen können. Meine Freundin war schon immer sehr spontan und verrückt gewesen. Mike hatte sie nie gemocht und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Eigentlich war es Liz’ Verdienst, dass ich mich nach neun Jahren Unterdrückung und Erniedrigung endlich von Mike getrennt hatte. Das letzte Jahr hätte ich ohne die Unterstützung und den Rückhalt meiner Freundin nie durchgestanden. Doch nun war es geschafft. Ich war frei.
    „Reginas oder das Vienna?“, fragte ich.
    „Reginas!“, entschied Liz. „Ich mag den Kellner!“
    Sie zwinkerte.
    Ich lachte. Ja, das war Liz. Immer zu einem Flirt aufgelegt.
    „Hat er noch einen Bruder?“, scherzte ich.
    „Du solltest nichts überstürzen Schätzchen!“ Liz Stimme klang ein wenig besorgt.
    Ich lachte erneut.
    „Keine Angst, ich will jetzt erst mal meine Freiheit in vollen Zügen genießen. – Komm, lass uns gehen, ich habe Hunger.“
    *
     
    Das Reginas war voll, doch wir hatten Glück und es wurde gerade ein Tisch frei. Wir setzten uns und der Kellner brachte die Speisekarten. Ich mochte das kleine Restaurant. Die vorwiegend italienischen Gerichte hoben sich wohltuend von dem Einheitsbrei ab, den man überall in den Pubs serviert bekam.
    „Kann ich schon etwas zu trinken bringen?“, fragte er freundlich und erwiderte Liz flirtendes Lächeln.
    Es war mir ein Rätsel, wie sie das immer machte, dass sie überall Aufmerksamkeit erlangte. Außer meinem Ex fiel mir kein Mann ein, der nicht ihrem Charme erlegen wäre. Dabei war sie nicht mal eine klassische Schönheit. Es musste an ihrer lebensfrohen Art liegen, dass alle sich sofort zu wuch sofo ihr hingezogen fühlten.
    „Also ich nehme einen Gin Tonic“, entschied Liz.
    „Orangensaft“, bestellte ich.
    „Kommt sofort, meine Damen.“
    Der Kellner verbeugte sich leicht und eilte davon.
    „Orangensaft!“ Liz schüttelte sich. „Wie spießig!“
    „Du weißt, ich mach mir nichts aus Alkohol“, meinte ich entschuldigend.
    Ich trank nur äußerst selten.
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