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Angst

Titel: Angst
Autoren: Catherine Coulter
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»Geben Sie uns noch einen Moment, Chief. Immerhin steht das Leben eines Mannes auf dem Spiel!«
    Er blickte zu Dane, dessen Augenbrauen über dem Wollschal, den er sich um das Gesicht gewickelt hatte, eisverkrustet waren.
    Ein weiterer Schuss durchbrach die Stille, und dann war ein Stöhnen aus dem Richtmikrofon zu hören.
    »Das war’s, Dane«, flüsterte Savich. »Wir gehen rein.« In das Funkgerät fügte er hinzu: »Chief Tumi, bleiben Sie, wo Sie sind. Agent Carver und ich gehen rein.«
    Zusammen rannten die beiden FBI-Agenten in Richtung des Motels, ihre Atemwolken hinter ihren schwarzen Wollschals versteckt. Sie versuchten, so tief gebückt wie möglich die alte, grün gesprenkelte Außentreppe hochzulaufen, die zur ersten Etage des Motels führte. Wenn sie in diesem Moment von einem der Kidnapper entdeckt würden, wäre das ihr sicherer Tod. Savich behielt die undurchlässigen Jalousien im Auge, die sich seit ihrer Ankunft nicht bewegt hatten. Eine Falle, dachte er, höchstwahrscheinlich liefen sie geradewegs in eine Falle. Und sie waren völlig ungeschützt.
    Nichts rührte sich in Zimmer 212. Dane, seine SIG in der einen Hand und seinen altmodischen und heiß geliebten .45er Colt in der anderen, schlich geduckt unter das Fenster.
    Savich kannte den Grundriss des Zimmers - vier mal vier Meter mit einem durchgelegenen Doppelbett an der hinteren Wand, daneben ein kleines Nachtkästchen, ein dreißig Jahre alter Schwarz-Weiß-Fernseher auf einer halbhohen Kommode aus Holzfurnier, die rechts von dem Fenster stand, das nach vorne hinausging. Es gab noch ein anderes Fenster zum Hinterhof, das auf einen kleinen Parkplatz und das Wäldchen zeigte, in dem sich Sherlock, drei weitere FBI-Agenten und Chief Tumi mit seinen Deputys versteckt hielten. Da das Motelzimmer das letzte auf dem Gang war, hatte sogar das angrenzende kleine Bad, das sich links befand, ein kleines Fenster, durch das sich jedoch nicht einmal ein Dreijähriger hätte hindurchquetschen können.
    Savichs größter Wunsch war, dass sie Pinky nicht mit einer Kugel im Kopf auf dem abgenutzten Linoleumboden vorfinden würden. Was taten sie da drinnen bloß? Sie waren zu zweit und hatten Pinky umgebracht, das stand fest, und trotzdem herrschte eine tödliche Stille. Kein einziger erstickter Atemzug, weder Flüstern noch die belegte Stimme des alten Mannes.
    Er hielt das Funkgerät an den Mund und sagte leise: »Dane und ich gehen rein. Wenn ihr hört, dass wir die Tür eintreten, schaltet die Flutlichter ein. Chief, Sie befehlen ihnen durchs Megafon herauszukommen. Je mehr Lärm, desto besser. Wir wissen, dass sie da drinnen sind. Sie können uns nicht entkommen.«
    Savich hoffte, dass der Polizeichef von Pumis seine Anweisungen genau befolgen und die Sache nicht vermasseln würde. Er nickte Dane zu, erhob sich und versetzte dem
    Türknopf mit dem rechten Fuß einen kräftigen Stoß. Die Tür flog nach innen auf und krachte gegen die Zimmerwand.
    Dane war genau hinter ihm, an seiner linken Schulter. Er ging aufrecht hinein, Savich gebückt.
    Rasch durchsuchten sie das leere Zimmer.
    »Kommen Sie aus dem Bad raus! Sofort!«, schrie Dane.
    »Hier ist niemand«, sagte Savich. »Hier ist niemand«, wiederholte er langsamer. »Das verstehe ich nicht - wie sind sie nach draußen gelangt?« Dann wusste er es, wusste es, noch bevor er das kleine rote Licht auf dem Nachttisch sah, und zeigte direkt auf die Tür. »Hier ist eine Bombe! Alle hinlegen!«, schrie er in das Funkgerät an seinem Handgelenk. Er und Dane stürzten aus der offenen Tür und sprangen genau in dem Moment über das wackelige Geländer des ersten Stocks, als sie eine gewaltige Druckwelle spürten, deren enorme Wucht das ganze Gebäude erschütterte.

KAPITEL 3
    Savich und Dane landeten drei Meter entfernt auf dem rissigen Asphalt des Parkplatzes, rollten geschickt ab und rannten um ihr Leben. Ein riesiger Feuerball schoss hinter ihnen aus dem Zimmer und durch das Dach, wie ein ausbrechender Vulkan. Plötzlich war die Luft von Hitze erfüllt, einer drückenden, pulsierenden Hitze, und es erhob sich ein Tosen, als würde die Hölle selbst auseinanderbrechen. Für eine Sekunde schien das gesamte Motel sich aus seinem Betonfundament zu lösen.
    Während Savich und Dane davonliefen und sich gleichzeitig vor den Trümmern der Explosion zu schützen versuchten, die mit der Wucht von Projektilen umherflogen, hörten sie das oberste Stockwerk in die darunterliegenden Zimmer krachen. Riesige Holzteile
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