Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris
Autoren: A Golon
Vom Netzwerk:
behauptet hatte, ebenfalls überzeugt davon, dass der alte Dämonenjäger sich auch um diesen beunruhigenden Mann kümmern würde, Flégétanis.
    Sie dachte jetzt gelassener über alles nach und versuchte sogar bewusst, gewisse Erinnerungen wachzurufen. Die Sonne über Saint-Jean-de-Luz, die sich überall in diese unvergesslichen Tage gemischt hatte, die das Ende bedeutet hatten … die Zerstörung ihres Glücks …
    »Kürbisse schält man doch nicht«, sagte Audiger kategorisch.
    Er nahm ihr das Messer aus den Händen. Dann redete er von Sahne, von Champignons und weißem Wein, die man an Kalbsbrühe geben musste … für eine gute Kürbissuppe.
    »Audiger«, sagte Angélique, »könnt Ihr… könnt Ihr mich … einen Moment lang in Ruhe lassen?«

     
    Sie hatte in gemessenem Ton gesprochen, aber der durchdringende Blick, den sie ihm zuwarf, machte ihm klar, dass er besser nicht weiter in sie drang.
     
    Er ging davon und setzte sich in eine Ecke. Jemand brachte ihm ergeben einen Krug mit seinem Lieblingswein. Rücksichtsvoll verzichtete er an diesem besonderen Tag darauf, sie daran zu erinnern, dass sie selbst ihn vor einigen Tagen ausdrücklich gebeten hatte, neue Rezepte aufzutreiben, um das typische Gemüse dieser Jahreszeit zu verarbeiten, das je nach seiner Form oder Farbe verschiedene Namen hatte. Es beruhigte ihn, Angélique nach ihrem eintägigen Verschwinden quicklebendig und ungezwungen in den Gasträumen und der Küche der Roten Maske umhergehen zu sehen. Er hätte nie geglaubt, solche Angst empfinden zu können, wie sie ihn überfallen, gefangen genommen und gebeutelt hatte, als er erfuhr, dass sie in der vergangenen Nacht auf völlig unerklärliche Weise verschwunden war. Die Gefahren der Feldzüge, an denen er als Armeekoch teilgenommen hatte, der donnernde Artilleriebeschuss, den er ebenso wie Fürsten und Soldaten erlebt hatte, hatten ihn niemals aus der Ruhe gebracht. Doch während der Stunden, in denen er geglaubt hatte, Angélique nie wiederzusehen, hatte er festgestellt, dass er sich fragte, wie er jetzt noch weiterleben sollte. Und dabei schätzte er sein Leben eigentlich auf tausenderlei Weise. Die Gefühle, die sie in ihm erweckte, mochten übersteigert sein, doch er konnte nichts mehr dagegen tun. Er sorgte sich um die inneren Qualen der Frau, die mehr und mehr den Horizont seines Lebens einnahm.
     
    Wenn Angélique erst seine Frau war, würde er sie behutsam von Tätigkeiten fernhalten, die sich nicht für sie
schickten, obwohl er ihre diesbezügliche Begabung durchaus würdigte … Er würde sie ermuntern, ihre Freude daran, das gemischteste Publikum zu empfangen und zu unterhalten, auf ein behagliches Heim, in dem eine angenehme Atmosphäre herrschte, und auf ihre Kinder zu übertragen. Wenn sie einmal von ihren Sorgen entlastet war, würde sie begreifen, dass es kein Beruf für eine Frau war, erfolgreich ein Lokal zu führen. Diese Aufgabe forderte von dem, der als Koch oder Wirt fungierte, die moralische und körperliche Kraft eines Mannes, denn es erfordert viel mehr innere sowie Muskelkraft, Saucen zu rühren und den ganzen Tag über den Gästen zu trinken einzuschenken, als man sich das gemeinhin vorstellte. Die Kundschaft, mit der ein Wirt es zu tun bekommt, fordert von ihm oft die Eigenschaft eines Löwenbändigers, um mit den unvermeidlichen Exzessen umzugehen; ein Risiko bei den Gästen, die fröhlich sein wollen. Nur ein Man ist dann in der Lage, schwierige Situationen zu beherrschen und zu regeln, wenn es sein muss.
    Audiger war ein erfahrener Mann und war sich durchaus bewusst, dass er, indem er ausgewählte Gäste in die Taverne zur Roten Maske führte – das heißt, von möglichst hohem Rang und großem Vermögen; er hatte bereits gewisse Edelmänner aus dem Gefolge des Königs im Blick, die ihn zwar nicht als Freund behandelten, aber seinen Rat schätzten –, eine Klientel anzog, der zwar das Geld locker in der Tasche saß, die aber auch versuchte, durch Ausschweifungen oder Prügeleien ihre Sehnsucht nach den Schlachtfeldern zu besänftigen. Wie viele würden sich von Angéliques Schönheit angezogen fühlen und sie ihm ohne Skrupel streitig machen? Davor fürchtete er sich bereits jetzt.
    Sie selbst war ebenfalls nicht ohne Überraschungen und Geheimnisse. Er beobachtete sie aus der Entfernung.

    Man hätte meinen können, dass sie träumte oder zerstreut war.
    Doch in Wahrheit zogen ihr, während sie präzise arbeitete, mehr oder weniger angenehme Bilder durch den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher