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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris
Autoren: A Golon
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an Meister Bourjus zu wenden, und erst recht nicht an Audiger, obwohl dieser seine Dienste angeboten hatte und unleugbar über die beruflichen Fähigkeiten dazu verfügte. Nein, alle wandten sich an Flipot, weil ein untrüglicher Instinkt ihnen sagte, dass er mehr wusste
als die anderen. Der Umstand, dass Angélique und er häufig Worte in der Gaunersprache wechselten, wies auf ein geheimes Einverständnis hin, das auch durchaus Neugier und Eifersucht erweckte. Der Küchenjunge stritt nicht ab, dass er mehr wusste; aber er erklärte nur, Madame Angélique sei fortgegangen, um »eine Arbeit zu beenden«, was niemanden beruhigte.
     
    Und dann war sie da wie immer, in aller Morgenfrühe. Ihre Gestalt war im grauen, dunstigen Licht zu erkennen, das in den kalten Räumen hing, bevor die Feuer angezündet wurden und man die Läden an den Fenstern und vor der Auslage aufschob, wo für die Passanten einige verlockende Gerichte ausgestellt waren.
    Angélique selbst kam sich vor wie ein Gespenst, das einen Ort aufsucht, den es in einem früheren Leben gekannt hat.
    Doch nach und nach beruhigte sie sich durch die einfachen, kraftvollen Handgriffe, die sie liebte.
     
    An diesem ersten Morgen nach ihrer wilden Flucht stand sie vor dem Küchentisch, auf dem sich das Gemüse und Obst vom Markt türmte, und Friede überkam sie.
    Ihre Finger strichen über die glatte Haut eines sehr schönen Kürbisses. Sie nahm ein Messer und schnitt ihn auf. Das tief orangefarbene Fleisch kam zum Vorschein und entlockte ihr ein Lächeln.
    Auf Monteloup hatte Kürbissuppe nicht gerade zu den Leibgerichten der Kinder gehört. Aber Madame de Sancé war stolz auf die schönen Gemüse gewesen, die ihrem Küchengarten Ehre machten, und bestand darauf, dass man die Gewächse, die er je nach Jahreszeit hervorbrachte, auch verzehrte.

    Und Angélique widersetzte sich nicht länger den Aussagen und Enthüllungen des Wahrsagers vom Justizpalast.
    Sie fügte sich in die Erkenntnis …, dass das, was er ihr gesagt hatte, wahr sein musste. Schließlich war der Beweis unwiderlegbar, denn dieser Unbekannte, der in seinem Laden in der Galerie der Gefangenen saß, hatte den Charakter ihrer Mutter, der Baronin de Sancé de Monteloup, erkannt.
    Nur durch ein kleines Porträt – Gott wusste, wie es in seine Hände gelangt war! – hatte er alles über sie erraten. Mehr, als ihr Mann, der sie doch über alles liebte, je gewusst hatte, und mehr als ihre Kinder ahnten, gleichgültige, egoistische kleine Tyrannen, die sie jedoch in den Lichtkreis ihrer stillen Tugend, ihrer inneren Leidenschaft gezogen hatte, denn sie lebte nur für sie. Während Maître Ludovicus gesprochen hatte, hatte Angélique ihre Mutter vor sich gesehen: mit ihren Körben auf dem Arm, in ihrer Sanftheit und ihrer Magerkeit. Besonders im Winter hatte sie stets so abgezehrt gewirkt! Im Sommer besserte sich häufig ihre Gesundheit, und ihre Gestalt nahm wieder die sanften, weiblichen Rundungen an, die sie in ihrer Jugend besessen und die Angélique geerbt hatte.
    Das Gespräch über ihre Mutter war zwar unerwartet gekommen, hatte aber bewiesen, dass der Magier wirklich die Hellsehergabe besaß. Wer sonst hätte dieses unsichtbare Übel beschreiben können, durch das die Mitglieder der Familie de Sancé verbunden waren, ohne es zu ahnen? Eines seiner bizarren Elemente, die sich vermischten, von denen man vielleicht nie erfahren würde und die im Lauf der Generationen das bildeten, was man eines Tages ein Familiengeheimnis nennen könnte.
    Und sein Metier, wie er versicherte, war es, solche Geheimnise aufzuspüren und zu enthüllen, um das Leben von
Menschen zu klären und zu erleichtern, die von geheimnisvollen Feinden verfolgt wurden, die das Böse ins Werk setzten, um …
     
    Noch etwas anderes wurde Angélique klar, während sie sich an ihrem Gemüse zu schaffen machte.
    Der Besuch bei dem Hellseher vom Justizpalast hatte eine ständige Spannung von ihr genommen, die man die Angst vor der Vergangenheit hätte nennen können; die Furcht, die sich angesichts des schrecklichen Schlags, den die Begegnung mit dem Mann mit den leuchtenden Augen für sie bedeutet hatte, offenbart und sie bis zur Panik aufgewühlt hatte. Sie war froh, diesen Schritt getan zu haben. Obwohl Maître Ludovicus’ Enthüllungen unzusammenhängend gewesen waren, hatten sie sie in die Lage versetzt, in ihr Alltagsleben zurückzukehren, in dem ihre Gegenwart und ihre Zukunft lagen. Außerdem war sie, obwohl er etwas anderes
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