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Angélique - Hochzeit wider Willen

Titel: Angélique - Hochzeit wider Willen
Autoren: A Golon
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erklärte, ein neuer, so gut ausgebildeter Diener werde im Palast in Toulouse gewiss gern aufgenommen. Der Graf de Peyrac umgebe sich nämlich mit allzu unterschiedlichen Menschen aller Hautfarben, die aber ihren Dienst nicht anständig täten. Alle ließen sich bloß die Sonne auf den Bauch scheinen, und der faulste von allen sei der Verwalter, ein gewisser Alfonso, dessen Aufgabe es doch sei, sie zu beaufsichtigen.

    Und so stellte Angélique Maître Clément an. Er schüchterte sie ein, obwohl sie nicht hätte sagen können, warum; aber sie war ihm dankbar dafür, dass er so sprach wie alle Leute, das heißt ohne diesen unerträglichen Akzent, der sie inzwischen zur Verzweiflung trieb. Schließlich würde dieser kalte, glatte und in seinem Respekt und seiner Aufmerksamkeit beinahe zu servile Mann, dieser Dienstbote, den sie gestern noch nicht einmal gekannt hatte, für sie in ihrem fernen Exil ihre Heimatprovinz verkörpern.
     
    In Niort machten sie zwei Tage halt, um sich mit allem zu versorgen, was für eine lange Reise notwendig war. Erneut erlebte Angélique, wie eine Ladung Fässer mit ausgesuchten Weinen aus dem viel beschworenen, an den Kais der Sèvre-Niortaise angemieteten Lagerhaus geholt wurden. Man hievte sie auf einen Wagen, der von einem Gespann aus zwei kräftigen Pferden aus der Region gezogen wurde; dieser leicht gefleckten, hellgrauen Rasse, die man Poitevin-Pferde nannte und von deren Vorzügen ihr Molines einst vorgeschwärmt hatte.
     
    Sie sah zu, wie sie in einem schweren, rhythmischen Trab die Straße nahmen, auf der sie am Vortag nach Niort gekommen war.
    »Als kleiner Trost für Eure Familie«, erinnerte sie der Marquis d’Andijos aufgekratzter denn je.
     
    Als Angélique klar wurde, dass diese Fässer nach Monteloup zurückkehrten, wo die Gäste des Schlosses und die Nachbarn lachten, plauderten und auf ihre Gesundheit tranken, begriff sie, dass eine weitere Verbindung zu ihrer Familie für immer abgerissen war.
    Hatte sie unter den Gestalten, die sich im letzten Moment eingestellt hatten, eigentlich ihren Vater umarmt? Diese schroffe
Trennung schmerzte sie umso mehr, da sie im Streit mit allen geschieden war. Nein, eigentlich war das Gegenteil der Fall. Durch eine unglaubliche Ungerechtigkeit waren alle böse auf sie: die Amme, auf deren finstere Warnungen sie bis zum Schluss nicht hatte hören wollen; der alte Lützen, der noch empörter war, als es ihr eigener Vater gewesen wäre, hätte der von diesem Skandal erfahren, der womöglich all seine Hoffnungen zunichtegemacht hätte! »Dass du aber auch nie auf andere hören kannst, Angélique!«, hätte er gesagt.
    Und Pulchérie und die Kinder? Hatte sie ihnen überhaupt einen Kuss gegeben?
     
    Jetzt war sie allein.
    Marguerite und die Zofen wichen ihr nicht von der Seite, waren ständig bei ihr und errieten ihren kleinsten Wunsch; und jeder bemühte sich, sie zu zerstreuen und sie über alles zu unterrichten. Aber sie hatte Monteloup verloren.
    Der Marquis d’Andijos versuchte stets, ihre Gedanken zu durchschauen. Als er sie bedrückt am Ufer stehen sah, wo sie auf die flachen Boote aus den Sümpfen, die den Fluss hinaufgefahren waren und jetzt hier ankerten, schaute, sprach er sie an. Er meinte, vielleicht hätte es ihr Freude bereitet, auf dem Seewege gen Süden zu reisen, so wie es, erklärte er ihr, üblich sei, wenn man empfindliche Waren transportiere. Und Gott wisse, dass man sich mit allem nur möglichen Komfort umgeben müsse, wenn man sie, die Gräfin de Peyrac, ins ferne Land von Toulouse begleite!
    Einer Rückreise über das Meer standen allerdings zwei Hindernisse entgegen.
    Zum einen lag vor den Küsten des Poitou und von Bordeaux der Golf von Biskaya, der für seine Stürme bekannt war. Dann war da noch die Gefahr durch die barbarischen Piraten aus Algier oder von der marokkanischen Küste. Zwar reizte eine
Ladung aus Branntwein, Wein oder Alkohol sie kaum, da deren Konsum diesen Menschen durch ihre Religion untersagt war; das galt allerdings nicht für den Raub einer jungen Frau, deren Ruf, eine Schönheit zu sein, ihr bereits mit dem Wind vorauszueilen begann.
    Aus diesem Grund hatte der Graf de Peyrac dringend empfohlen, auf dem Landweg zurückzureisen, so unbefahrbar auch die Wege in einem Land sein mochten, in dem die Waffen seit Jahren nicht geschwiegen hatten, auch wenn jetzt nicht mehr gekämpft wurde. Doch die Unruhen durch die Fronde hatten sich gerade erst gelegt.
    »Aber wir sind gut bewaffnet und wissen
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