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Angélique - Hochzeit wider Willen

Titel: Angélique - Hochzeit wider Willen
Autoren: A Golon
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Erinnerungen stiegen in ihr auf.

    In ihrem Ursulinenkloster empfing die Mutter Oberin im Laufe des Jahres häufig adlige Herren, größtenteils Verwandte von ihr. Sie brachten ihr Nachrichten von hochgestellten Persönlichkeiten und hielten sie auf dem Laufenden über alles, was außerhalb dieser Mauern geschah, hinter denen die Nonnen und ihre jungen Zöglinge fern vom Lärm der Welt und ihren Schlachten ein behütetes Leben führten.
    Nach diesen Besuchen pflegte die Oberin die älteren Mädchen zu versammeln. Diese jungen Damen würden sich, falls Gott es ihnen vergönnte, mit den großen Persönlichkeiten Frankreichs vermählen; daher war sie der Meinung, dass sie über Ereignisse Bescheid wissen sollten, in die ihre zukünftigen Ehegatten verwickelt waren. Natürlich träumte man stets von einer Hochzeit, die ohne Hindernisse, finanziell abgesichert und – warum auch nicht? – in Anwesenheit des Königs geschlossen wurde. Doch je höher der Rang des Ehemannes, umso größer war die Gefahr, dass sich diese Ehe vor dem Hintergrund bewaffneter Auseinandersetzungen, aber auch politischer Intrigen oder unverzeihlichen Verrats abspielte. Zur Ehre der Oberin sei gesagt, dass sie die Unruhen der Fronde nicht billigte.
    Ein König war der Gesalbte des Herrn. Und dies galt ganz besonders für Ludwig XIV., dieses gekrönte Kind, das von den Völkern seines Reichs so sehnlich erwartet worden war, dass man es »Dieudonné«, also »Gottesgeschenk«, getauft hatte.
    Nach Ansicht der Mutter Oberin hatten alle, die ihm seinen Thron hatten streitig machen wollen, ob Prinzen, Parlamentarier – Mitglieder des obersten Gerichtshofs – oder Volk, die Hölle verdient.
    Doch man musste der Tatsache ins Auge sehen, dass nach all diesen Kriegen und Massakern einige dieser adligen jungen Mädchen sich mit Männern vermählen würden, die ihre Lorbeeren im gegnerischen Lager gesammelt hatten, sodass ihr zukünftiges
Leben von dieser Schande überschattet sein würde. Besser, man war vorgewarnt. Noch war nichts entschieden. So hatten die Schülerinnen des Ursulinenklosters von einer Reihe aufständischer Städte gehört, unter denen sich mehrmals auch Bordeaux befunden hatte. Bordeaux, das lange englisch gewesen war, verstand sich als souveränes Gemeinwesen. Schon oft hatte die Stadt sich der Macht widersetzt, und einige dieser Gelegenheiten lagen kaum ein Jahrzehnt zurück.
    Der kleine, zwölfjährige König hatte unter den Festungsmauern von Bordeaux Tränen vergossen, denn dorthin hatten sich Condé und sein Bruder Conti geflüchtet, und von dort prasselte die Kanonade herab. »Eines Tages werden diese Schufte dafür bezahlen!«, hatte er einem seiner »mesnins«, der Freunde aus seiner Kindheit, erklärt, der ihn dabei überraschte, wie er seine Tränen trocknete.
     
    Schließlich setzte Angélique sich doch in den Sessel und nahm ein Zitronengetränk an, das wunderbar kalt war. Doch ihre Blicke hingen an der Silhouette der Stadt, die jenseits der Hügel in dem sirrenden Licht verschwamm.
    Nach Bordeaux hatte sich auch Anne-Geneviève de Longueville geflüchtet, die beide Condé-Brüder liebten und die sie zum Aufstand gegen den König, die Königinmutter und Mazarin angestachelt hatte.
    Angélique lächelte bei der angenehmen Erinnerung an den Besuch des Marquis du Plessis-Bellière und seine überschäumenden Erzählungen. Er hatte von der Muse der Fronde gesprochen, der Herzogin de Longueville, die sich vom Volk von Paris hatte bejubeln lassen, als sie ihr neugeborenes Kind auf der Vortreppe des Rathauses präsentierte. Sie hatte sich die Ratsherren der Hauptstadt zu seinen Paten erwählt, und daher trug es den Namen Charles-Paris. Als die Prinzessin später ebenfalls nach Bordeaux geflüchtet war, wo sie von Parlamentsmitgliedern,
die sie bezaubert haben musste, umgeben war, hatte sie verlangt, dass man ihr den achten Teil der Gewinne aus dem Verkauf des Romans Polexandre schicken sollte, von dessen Erscheinen in Paris sie trotz der Wirren des Bürgerkriegs gehört hatte.
     
    Es wäre nicht übel gewesen, einige Zeit als Gefangene bei den Bordelaisern zu bleiben.
    Die Stunden vergingen, und ihr wurde das Warten lang. Die Sonne ging unter.
    Eine Staubwolke kündigte die Rückkehr der Reiter an. Angélique stand auf, bereit, die Ratsherren der freien Stadt Bordeaux zu begrüßen.
    Doch es waren nur Andijos und seine Gefährten. Sie stiegen ab und stießen einander fröhlich in die Rippen. »Wir haben es geschafft!« Kurz
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