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Angélique - Hochzeit wider Willen

Titel: Angélique - Hochzeit wider Willen
Autoren: A Golon
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Péguilin; dass der König Euch seine Freundschaft schenkt, heißt noch nicht, dass Ihr einer Dame von Stand gegenüber frech werden dürft.«
     
    Péguilin warf sich Angélique zu Füßen und bat sie tausendmal um Verzeihung.
    »Wahrlich, wahrlich, so habe ich nur gesprochen, weil ich eifersüchtig bin! Entsetzt! Es ist nicht möglich, dass ein solcher Schatz einem einzigen Mann vorbehalten bleiben soll! Und was für einem Mann! Warum bin ich nicht an seiner Stelle?«
    Nachdem man ihn aufgehoben und ihm gut zugeredet hatte, gab er deutlich zu verstehen, dass sein ganzer Überschwang nur Komödie und Prahlerei gewesen sei. Dann wurde er ernst.
    In Wahrheit, erklärte er, habe er selbst sein Amt als Knappe des Monarchen aufs Spiel gesetzt, um dessen Dienst verlassen zu können, ohne dass es so aussehe, als nehme er sich Urlaub, denn daran hätte der König Anstoß genommen. Doch als er, Péguilin, die Nachricht von diesem großartigen und erstaunlichen Ereignis, der Heirat des Grafen de Peyrac, des Herrn von Toulouse und diverser Landstriche, erhalten habe, da hätte ihn nichts daran hindern können, dorthin zu reisen.
    »Denn ihr müsst wissen, Madame, dass wir in Südfrankreich
ein Land sind, das aus hundert kleinen Königreichen besteht, und wir haben auch unsere Könige, denen wir Ehrerbietung schulden.«
    »Das habt Ihr mir noch nicht erklärt, Monsieur d’Andijos«, bemerkte Angélique ein wenig spöttisch.
    »Diese Gascogner flunkern doch einer schlimmer als der andere. Hört nicht auf seine Worte, Madame! Sie sind sehr gefährlich!«
     
    So verlief diese Etappe fröhlich und lebhaft, und Angélique entspannte sich. Damit sie ihm verzieh, improvisierte Lauzun Verse auf ihre Schönheit, die er mit viel Pathos vortrug. Bei Hof war es Mode, alles und jedes in Versen auszudrücken.
    »Ihr kommt doch an den Hof, oder, Madame? Versprecht es mir. Ich setze den König in Kenntnis.«
    Dann kam der Abschied.
    »Ah!«, rief er noch einmal aus. »Meine Freunde, ich frage mich, ob die Goldene Stimme des Königreichs darüber nicht ihre höchsten Töne einbüßen wird.«
     
    So hörte Angélique zum ersten Mal von der Goldenen Stimme des Königreichs.
    »Er ist der bedeutendste Sänger des Languedoc«, erklärte man ihr. »Seit den großen Troubadouren hat das Languedoc keinen solchen Sänger mehr gesehen. Ihr werdet ihn hören, Madame, und unweigerlich seinem Charme verfallen.«
    Sie lachten ausgelassen.
     
    Angélique hatte sich die größte Mühe gegeben, die freundliche Gesellschaft nicht durch eine verschlossene Miene zu enttäuschen. Alle waren so nett; ein wenig oberflächlich zuweilen, aber auch sehr liebenswürdig.
    Die Reise ging weiter. Die Luft war überhitzt, und die Ziegeldächer
und die Blätter der Platanen waren so bleich wie weißer Wein. Die Menschen, denen sie begegneten, waren heiter gestimmt. Aber sie näherten sich ihrem Ziel, und Angélique wurde das Herz immer schwerer.
    Am Vorabend ihrer Ankunft in Toulouse logierten sie auf einer der Besitzungen des Grafen de Peyrac, einem aus hellem Stein errichteten Schloss im Renaissance-Stil. Angélique genoss besonders den Komfort eines der Räume, in dem sich ein Badebecken aus Mosaiksteinen befand. Die lange Marguerite eilte geschäftig um sie herum. Sie fürchtete, durch den Staub und die Hitze könnte der Teint ihrer Herrin, dessen kräftige, warme Farbe sie insgeheim missbilligte, noch dunkler geworden sein.
    Sie rieb sie mit verschiedenen Salben ein und befahl ihr, auf einem Ruhebett liegen zu bleiben, während sie sie kräftig massierte und ihr anschließend am ganzen Körper das Haar entfernte. Angélique war nicht schockiert über diesen Brauch, der einst, als es noch in allen Städten römische Dampfbäder gegeben hatte, sogar im Volk ausgeübt worden war. Jetzt unterzogen sich nur noch die jungen Mädchen der guten Gesellschaft dieser Prozedur. Es galt als äußerst unschicklich, wenn eine feine Dame auch nur den geringsten überflüssigen Flaum an ihrem Körper duldete. Doch Angélique vermochte angesichts dieser Mühe, die man sich gab, um ihren Körper zu vervollkommnen, eine Art von Entsetzen nicht zu unterdrücken.
    Er soll mich nicht anrühren, sagte sie sich immer wieder. Lieber springe ich aus dem Fenster.
    Aber nichts hielt die sich überstürzenden Ereignisse auf, diesen Strudel, der sie davonriss.
     
    Am nächsten Morgen stieg sie, ganz krank vor Furcht, zum letzten Mal in die Kutsche, die sie innerhalb der nächsten Stunden nach
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