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Angélique - Hochzeit wider Willen

Titel: Angélique - Hochzeit wider Willen
Autoren: A Golon
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zu den fernen Kontinenten Nord- und Südamerikas schon seit langem.
    Der Geist der Neuen Welt trug noch zur Anziehung dieser Landstriche bei. Mehr Licht! Mehr Reichtum! Der Süden!
    Für Angélique verstärkte sich der Eindruck, dass sie Tag für Tag tiefer ins Innere eines fremden Landes vordrang. Und das lag nicht nur an der Sprache ! Alles war fremdartig! Die Menschen waren völlig anders! Und sie, sie hatte ihre Heimat verlassen.
    Doch sie traf nicht nur auf schattenlose Landschaften aus Wein und Mais... Da waren auch grüne Täler voller Obstbäume,
bewacht von Hügeln, die sich ins Unendliche zogen und dort in fernen Nebeln verschwanden. Oder man überquerte ihre sanften Kämme, um sich erneut in einer sonnenberauschten Ebene wiederzufinden, wo die Wagen inmitten einer Staubwolke dahinsausten, um mit einem Mal auf die abweisende Barriere der Vorgebirge der hochmütigen Pyrenäen zu stoßen.
    Plötzlich plagten sich die Pferde auf steilen Wegen, die ebenso voller Kiesel waren wie die »gaves« genannten Wildwasserrinnen, die zwischen Kiefern, Buchen, Eichen und Kastanien die Fahrspur kreuzten.
    Angélique, die durchgeschüttelt wurde und gern öfter ausstieg, fragte sich, wo Toulouse liegen mochte.
    »In dieser Richtung!«, antwortete Andijos und wies gen Osten. »Jenseits der nächsten Grenze.«
    »Schon wieder eine Grenze?«
     
    Er lachte und erklärte, dieses Mal spreche er von der noch feineren, unsichtbaren Klimagrenze. Dort treffe der milde, feuchte atlantische Einfluss, der von den Küsten des Golfs von Biskaya im Westen komme, auf den trockenen und oft heißen Hauch des antiken Meeres der Völker – Nostra Mare, Nostra Madre, unser Meer, unsere Mutter, das blaue Mittelmeer, das in einen anderen Golf münde, den Golf von Lyon, und dem die ältesten Legenden der Menschheit entstammten.
    »Und genau in der Mitte liegt Toulouse und beherrscht alle Himmelsrichtungen. Ihr müsst wissen, Madame, dass Toulouse vor vierhundert Jahren nach Rom und Venedig die drittgrößte Stadt Europas war...«
    Der Marquis d’Andijos war glücklich, erzählen zu können, denn schließlich hatte sie ihn ja darum gebeten. Er verbarg sein Erstaunen darüber, dass diese sehr junge und außerordentlich hübsche Frau sich anscheinend noch für etwas anderes interessierte
als für ihre eigene Person; etwas, wozu die Natur jedes hübsche weibliche Wesen verlockt.
    In der Tat, Angélique ließ sich gegen ihren Willen von all diesem Neuen ablenken; und dann ergriff erneut die Angst sie, ohne dass sie wusste, warum.
     
    In der Umgebung von Béarn wurden die Reisenden im Schloss von Monsieur Antonin de Caumont, Marquis de Péguilin und Graf de Lauzun aufgenommen. Erstaunt und amüsiert zugleich betrachtete Angélique den jungen Mann, dessen Anmut und Geist ihn, wie Andijos versicherte, zum »am meisten vergötterten jungen Mann am französischen Hof« machten. Selbst der König, der Wert auf ein würdevolles Auftreten lege, könne Péguilins Scherzen nicht widerstehen, über die er vor seinen versammelten Ministern schallend lache. Péguilin hielt sich gerade auf seinem Besitz auf, um für einige Dreistigkeiten gegenüber Monsieur de Mazarin, bei denen er zu weit gegangen war, zu büßen. Dies schien ihn allerdings gar nicht zu belasten, und er begann tausend Anekdoten über den Kardinal zu erzählen, von dem jedermann wusste, dass er der Liebhaber der Königin war.
    Angélique, die nicht an die an den königlichen Höfen gebrauchte galante Sprache gewöhnt war, verstand nicht die Hälfte von dem, was er sagte, und wunderte sich darüber, dass er so unverfroren über diese hochgestellten Persönlichkeiten herzog.
    Man brachte Obst, kühle Getränke und Wein.
    Während er sprach, scharwenzelte Péguilin unaufhörlich um Angélique herum und musterte sie mit bewundernder Miene.
    »Welch hübsche Marionette!«, rief er schließlich aus.
    Sogleich erklärte er, wie er seine Bemerkung meinte.
    »Heißt es nicht, für den Grafen de Peyrac seien Frauen nichts als Marionetten, bei denen er nur die Fäden zu ziehen braucht, damit sie tanzen?... Was sagt Ihr dazu, Madame?«

    Zutiefst verletzt konterte sie.
    »Wir werden sehen, ob der Ball den Tanz lohnt! Und außerdem tanze ich gern!«
    Er brach in ein schrilles Gelächter aus.
    »Oh! Die Marionette ist nicht auf den Mund gefallen. Das ist etwas Neues!«
    Andijos rief ihn auf seine Weise zur Ordnung, indem er ihm mit seinem Stock einen energischen Schlag auf den Rücken versetzte.
    »Genug,
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