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Angélique - Hochzeit wider Willen

Titel: Angélique - Hochzeit wider Willen
Autoren: A Golon
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einwickeln würde, bis es einer Saubohne glich, die man als winziges Ebenbild des Jesuskindes in den Dreikönigskuchen steckte.
     
    Andijos hatte keinen Blick für diese reizende Familienszene übrig.
    »Der König ist unterwegs!«, rief er keuchend aus.
    »Wohin denn?«
    »Zu Euch nach Toulouse, zum Palast der fröhlichen Wissenschaft!«

    Dann ließ er sich in einen Sessel fallen und wischte sich den Schweiß ab.
     
    »Nun denn«, meinte Joffrey de Peyrac, nachdem er eine kleine Melodie auf seiner Gitarre gespielt hatte, um den Neuankömmling zu Atem kommen zu lassen, »lasst uns nicht in Panik geraten. Ich hatte wohl gehört, dass der König, seine Mutter und der Hof sich auf den Weg zum Kardinal nach Saint-Jean-de-Luz gemacht hätten; aber warum sollten sie über Toulouse reisen?«
    »Das ist eine lange Geschichte! Anscheinend sind Don Luis de Haro und Kardinal Mazarin vor lauter Höflichkeitsbezeugungen noch nicht dazu gekommen, über die Heirat zu sprechen. Außerdem heißt es, ihre Beziehungen hätten sich verschlechtert. Monsieur de Condé ist der Zankapfel. Spanien will, dass Frankreich ihn wieder mit offenen Armen aufnimmt und nicht nur den Verrat der Fronde vergisst, sondern auch den Umstand, dass dieser französische Prinz von Geblüt Spanien jahrelang als General gedient hat. Die Pille ist bitter und schwer zu schlucken, denn dieser große Held hat sich nicht eben zartfühlend verhalten. Bei der Besetzung von Paris hat er die Ratsherren im Rathaus massakrieren und das Gebäude in Brand setzen lassen.«
    »Warum legt denn Philipp IV. so großen Wert darauf, dass diesem großen Krieger, der fast acht Jahre lang an der Spitze seiner Armeen stand, alles vergeben wird? Er hat sich zu diesen Verhandlungen bereit gefunden; was geht es ihn jetzt an, was aus Condé wird?«
    »Er hat das Gefühl, das seine Ehre verletzt würde, wenn er seine Tochter Leuten gibt, die einen Mann, der ihm einmal gedient hat, seinem Schicksal überlassen; wenngleich er damals gut für diese Dienste bezahlt wurde. Die französische Seite ist der Meinung, das Ganze sei eine Familienangelegenheit, und
man sieht nicht ein, dass man sich vom König von Spanien eine Lektion in Großmut erteilen lässt. Wenn in dieser Lage der gesamte Hof am Verhandlungsort eintreffen würde, wäre das grotesk. Mazarin hat zum Aufbruch geraten, also reist man. Der Hof begibt sich nach Aix, wo die Anwesenheit des Königs zweifellos den Aufruhr, der dort ausgebrochen ist, schlichten wird. Aber diese ganze Gesellschaft will, nachdem sie Bordeaux verlassen hat, über Toulouse reisen. Und Ihr seid nicht da! Der Erzbischof ebenfalls nicht! Die Ratsherren sind völlig aus dem Häuschen!«
    »Es ist doch nicht das erste Mal, dass sie eine hochstehende Persönlichkeit empfangen! Der König hat der Stadt schon vor sechs oder sieben Jahren einen Besuch abgestattet.«
    »Ihr müsst einfach kommen«, flehte d’Andijos. »Ich bin in höchsteigener Person hergeritten, um Euch zu holen. Als man dem König mitteilte, er würde nach Toulouse gehen, soll er gesagt haben: ›Endlich werde ich den Großen Hinkefuß aus dem Languedoc kennenlernen, mit dem man mir unablässig in den Ohren liegt!‹«
     
    »Oh, wie gern würde ich nach Toulouse reisen!«, rief Angélique und setzte sich auf.
    Doch sogleich sank sie mit schmerzverzerrtem Gesicht zurück. Sie war wirklich noch zu steif und geschwächt, um auf diesen schlechten Straßen im Gebirge zu reisen und die Anstrengungen eines königlichen Empfangs durchzustehen. Tränen der Enttäuschung stiegen ihr in die Augen.
    »Der König in Toulouse! Der König besucht den Palast der fröhlichen Wissenschaft, und ich bin nicht dabei!«
    »Nicht weinen, meine Liebste«, sagte Joffrey. »Ich verspreche Euch, dass ich mich so zuvorkommend und liebenswürdig geben werde, dass man gar nicht anders kann, als uns zur Hochzeit einzuladen. Dann werdet Ihr den König in Saint-Jean-de-Luz
sehen, und noch dazu nicht als staubbedeckten Reisenden, sondern im vollen Glanz seines Sieges.«
     
    Während der Graf hinausging, um Anweisungen für seine Abreise zu geben, die am nächsten Morgen in aller Frühe stattfinden sollte, bemühte sich der brave Andijos, sie zu trösten.
    »Euer Gatte hat recht, meine Schöne! Was heißt das schon, der Hof, der König! Pah! Ich würde jederzeit ein einziges Mahl im Palast der fröhlichen Wissenschaft gegen ein Fest im Louvre tauschen. Glaubt mir, ich bin im Louvre gewesen, und mir war im Vorzimmer des
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