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Angélique - Hochzeit wider Willen

Titel: Angélique - Hochzeit wider Willen
Autoren: A Golon
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Ministerrats derart kalt, dass mir Eiszapfen an der Nase hingen. Als hätte der König von Frankreich keine Wälder, um dort Feuerholz schlagen zu lassen! Und die Offiziere des königlichen Hauses habe ich in zerrissenen Hosen umhergehen sehen, sodass sogar die Hofdamen der Königin, die wahrlich nicht schüchtern sind, die Augen niedergeschlagen haben.«
    »Ich habe oft sagen hören, der Kardinal habe als Erzieher des Königs seinen Schüler nicht an einen Luxus gewöhnen wollen, der in keinem Verhältnis zu den Mitteln des Landes stehe.«
    »Keine Ahnung, was die Absichten des Kardinals gewesen sein mögen; er selbst hat es sich jedenfalls nie versagt, rohe oder geschliffene Diamanten, Gemälde, Bibliotheken, Wandteppiche oder Stiche zu erwerben. Aber ich glaube, dass der König es, obwohl er so schüchtern auftritt, nicht erwarten kann, diese Bevormundung abzuschütteln. Er hat genug von Bohnensuppe und den Vorhaltungen seiner Mutter. Er ist es leid, das Unglück des ausgeplünderten Frankreich auf sich zu nehmen, und das kann man auch verstehen, denn er ist ein hübscher Bursche und König noch dazu. Nicht mehr lange, und er wird seine Löwenmähne schütteln.«
    »Wie ist er denn? Beschreibt ihn mir doch!«, bat Angélique ungeduldig.

    »Nicht übel, gar nicht übel! Eine stattliche Erscheinung von majestätischer Ausstrahlung. Aber nachdem er zur Zeit der Fronde so viel von einer Stadt in die andere gereist ist, heißt es, er sei ungebildeter als ein Knecht. Und wenn er nicht der König wäre, würde ich sagen, er sei ein wenig verschlagen. Außerdem hat er die Blattern gehabt, und sein Gesicht ist ganz pockennarbig.«
    »Ach, Ihr versucht mich doch nur abzuschrecken«, rief Angélique, »und redet wie einer dieser Burschen aus der Gascogne, aus dem Béarn oder Albi, die immer noch nicht richtig begriffen haben, dass Aquitanien kein Königreich mehr und außerdem unabhängig von Frankreich ist. Für Euch gibt es nur Toulouse und Euer sonniges Land. Aber ich komme um vor Begierde, nach Paris zu reisen und den König von Frankreich zu sehen.«
    »Ihr werdet ihn bei seiner Hochzeit sehen. Vielleicht ist diese Zeremonie ja ein Zeichen dafür, dass unser Monarch wirklich mündig wird. Doch wenn Ihr nach Paris geht, macht in Vaux Station und macht Monsieur Fouquet Eure Aufwartung. Er ist der wahre König der Stunde. Welch ein Luxus, meine Freunde! Was für eine Pracht!«
     
    »Dann hast auch du bei diesem zwielichtigen, ungebildeten Finanzier gekatzbuckelt?«, fragte der Graf de Peyrac, der soeben zurückkehrte.
    »Anders geht es nicht, mein Lieber. Nicht nur, um überall in Paris empfangen zu werden, denn die Fürsten huldigen ihm; aber ich gestehe auch, dass ich von der Neugier zerfressen war, diesen großen Geldgeber des Königreichs, der inzwischen, hinter Mazarin natürlich, der erste Mann im Lande ist, in seinem eigenen Rahmen zu sehen.«
    »Traut Euch doch, und habt keine Angst davor, ›vor Mazarin‹ zu sagen. Jeder weiß, dass der Kardinal bei den Geldverleihern
keinen Kredit hat, selbst wenn es um das Wohl des Landes geht; während Fouquet überall Vertrauen genießt.«
    »Aber der gerissene Italiener ist nicht neidisch. Fouquet bringt Geld in die königliche Kriegskasse, und das ist alles, was man von ihm will... im Moment jedenfalls. Es ist ihm gleichgültig, dass dieses Geld zu Zinsen von fünfundzwanzig und sogar fünfzig Prozent von Wucherern entliehen ist. Der Hof, der König und der Kardinal leben von diesen Machenschaften. So bald wird man ihm keinen Einhalt gebieten! Und er wird weiter nach Belieben sein Emblem, das Eichhörnchen, und sein Motto Quo non ascendet? – Wo kommt es nicht hinauf? – zur Schau stellen.«
     
    Joffrey de Peyrac und Bernard d’Andijos debattierten noch ein Weilchen über die unerhörte Prachtentfaltung Fouquets, der als Berichterstatter über Bittschriften begonnen hatte und dann Mitglied des Pariser Parlaments wurde, aber deshalb trotzdem noch der Sohn eines einfachen bretonischen Beamten war. Angélique war nachdenklich geworden, denn wenn die Sprache auf Fouquet kam, fiel ihr das Giftkästchen wieder ein, und diese Erinnerung war ihr jedes Mal unangenehm.
     
    Das Gespräch wurde durch einen Dienstboten unterbrochen, der auf einem Tablett eine Stärkung für den Marquis brachte.
    »Hmmpf!«, stieß dieser hervor, als er sich die Finger an den heißen Brioches verbrannte, die erstaunlicherweise mit einem Stückchen gefrorener Gänseleber gefüllt waren, »so
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