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Angélique - Hochzeit wider Willen

Titel: Angélique - Hochzeit wider Willen
Autoren: A Golon
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zusah, empfand sie eine tiefere Freude. Sie strahlte und spürte, wie ihr ganz feierlich und zärtlich zumute wurde. Schon sah sie sich als würdevolle, nachsichtige, von Kleinkindern auf unsicheren Beinen umgebene Matrone. Warum dachte sie jetzt so oft an
ihre Kindheit, obwohl in ihr selbst die kleine Angélique langsam verschwand?
    Nach einer Weile war ihr Unbehagen nicht mehr dumpf und unerklärlich, und es gab einen Grund dafür. Die Frage nahm immer klarere Formen an. Da ist etwas, auf das ich mich unbedingt besinnen muss!
     
    Ab und zu stand sie auf, um sich an das schmale Turmfenster zu stellen. Dieser runde Raum in der ersten Etage war die ehemalige Wachstube des Bergfrieds, die man zu einem bequemen, intimen Wohnraum umgestaltet hatte. An den Wänden hingen wunderschöne Gobelins, die dazu beitrugen, die Wärme zu bewahren. Dann waren da ein großer Lehnstuhl, etwas abgewetzt, aber mit Kissen geschmückt, der von einem kleinen Tisch flankiert wurde, sowie einige Stühle im gleichen Stil. Schemel und viereckige, mit Gobelin bezogene Sitzkissen komplettierten die Einrichtung. Auf einer Anrichte standen ein Imbiss, den Angélique hatte zubereiten lassen, Obst und einige kleine Flaschen.
    Durch eine halb geöffnete Tür fiel das Licht aus einem großen Zimmer herein, das im Hauptteil des Gebäudes lag, und man hörte leise Frauenstimmen. Dort lag Florimonds Reich, wo alle drei, seine Amme, seine Wiegefrau und Dame Isaura, mit flinkem Daumen ihre Spindeln kreisen ließen und sich in ihrer gascognischen Sprache austauschten, die sich von der in der Ebene gesprochenen Sprache in einigem unterschied.
     
    Heute Abend hatte Angélique eigentlich ihren Mann zurückerwartet.
    Er hatte einen Kurier geschickt, um sich anzukündigen, aber bestimmt hatte der Sturm ihn aufgehalten, sodass er erst morgen kommen würde.
    Sie war darüber zu Tränen enttäuscht gewesen. Wenn er nicht bei ihr war, neigte sie dazu, melancholisch zu werden.

    Von dem Boten hatte sie schon einiges über die Festlichkeiten anlässlich des königlichen Besuchs im Palast der fröhlichen Wissenschaft gehört. Von der Empfangszeremonie über das Festmahl bis zum abschließenden Ball war alles glänzend und prachtvoll verlaufen. Wie schade, dass sie nicht dabei gewesen war! Stattdessen zerbrach sie sich hier allein den Kopf, um einen Erinnerungsfetzen auszugraben, eine Einzelheit, die zweifellos überhaupt keine Bedeutung hatte. Da war einfach nichts! Sie musste sich von dieser fixen Idee, die ihr im Kopf herumging, ablenken. Wenn er da wäre, würde alles gut sein. Sie würde sich in seine Arme schmiegen, und er würde ihr fröhlich, auf seine spezielle Art, von seinen Eindrücken berichten. Er würde ihr neue Nachrichten über die Friedensverhandlungen und die Hochzeit des Königs bringen …
    Draußen krachte der Donner, und durch das kleine Turmfenster, an dem sie stand, sah sie, wie die Baumkronen in dem Moment, in dem der Blitz zuckte, gespenstisch weiß aufleuchteten. Dann versank erneut alles in der nächtlichen Finsternis …
    Morgen würde er da sein.
    Aber bis dahin dauerte es noch so lange! Heute Nacht würde sie nicht schlafen können. Sie schüttelte den Kopf, um ihre Sorgen zu verscheuchen, doch dann war ihr, als hätten ihre Gedanken ihr Ziel gefunden.
    Es war auf Schloss Plessis. Im Zimmer des Prinzen von Condé... Als ich durch das Fenster geschaut habe. Von diesem Moment an muss ich mir alles ins Gedächtnis rufen, eine Einzelheit nach der anderen ...
     
    Eine Tür fiel zu, und in der Eingangshalle des kleinen Schlosses waren Stimmen zu vernehmen.
    Angélique sprang auf und lief aus dem Zimmer. Sie hatte Joffreys Stimme erkannt.

    »Oh, mein Liebster! Ihr seid endlich gekommen! Ich bin ja so glücklich!«
     
    Sie rannte die Treppe hinunter, und er fing sie in seinen Armen auf.
    »Ihr seid leicht wie eine Elfe, meine schöne Fee!«
    »Und Ihr seid völlig durchnässt. Ihr hättet im letzten Dorf haltmachen sollen.«
    »Aber ich hatte Euch doch versprochen, heute Abend zurück zu sein.«
    »Ich habe mich so nach Euch gesehnt.«
     
    Wie gut er war, so aufmerksam ihr gegenüber!
    Er hatte erraten, wie drückend ihr der stürmische, düstere Abend mit dem beständig herabprasselnden Regen, der die Mauern des kleinen Schlosses in den Pyrenäen peitschte, erscheinen musste, und hatte sich den Unbilden des Wetters ausgesetzt, um heute Abend bei ihr zu sein! Sie betete ihn an! Er war da! Alles wurde hell.
     
    Sie hörte die Stimme des
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