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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges
Autoren: Anne Golon
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nicht allein schuldig, denn ich wurde betrogen. Als mein Freund Joffrey de Peyrac mich bat, Euch gegenüber die Verpflichtungen und den äußeren Anschein eines Ehemannes zu übernehmen, ohne jedoch die entzückenden Rechte dieses Standes genießen zu dürfen, ließ ich ihn schwören, dass Ihr bucklig wärt und schielt, aber ich muss erkennen, dass es ihm wieder einmal nichts ausgemacht hat, mir die schlimmsten Qualen zu bereiten. Wollt Ihr wirklich nichts von diesen Trüffeln?«
    »Nein danke.«
    »Dann esse ich sie eben selbst«, entgegnete er mit einer kläglichen Grimasse, die die junge Frau unter anderen Umständen sicher aufgeheitert hätte, »auch wenn ich nur ein falscher Bräutigam bin und Junggeselle obendrein. Aber ich hoffe, dass die Natur mir gnädig sein wird und in dieser freudigen Nacht noch eine Dame oder ein Mädchen in meine Arme führt, das weniger grausam ist als Ihr.«
    Sie zwang sich, über seine Albernheiten zu lächeln.
    Die Fackeln und Leuchter strahlten eine unerträgliche Hitze aus.
    Kein Lüftchen regte sich. Es wurde gegessen und getrunken. Der Geruch von Wein und Saucen hing schwer in der Luft. Angélique strich mit einem Finger über ihre Schläfen und stellte fest, dass sie feucht waren. Was habe ich bloß, fragte sie sich. Ich habe das Gefühl, als würde ich gleich platzen und sie voller Hass anschreien. Warum nur...? Vater ist glücklich. Er vermählt mich beinahe fürstlich. Meine Tanten freuen sich auch. Graf de Peyrac hat ihnen Ketten aus Pyrenäengestein und allen möglichen Zierrat geschickt. Meine Geschwister werden eine gute Erziehung bekommen. Und ich? Warum sollte ich
mich beklagen? Im Kloster hat man uns immer vor romantischen Träumereien gewarnt. Ein reicher Ehemann von hohem Stand, ist das nicht das höchste Ziel für ein adliges Mädchen?
    Ein Zittern erfasste sie, fast wie ein erschöpftes Pferd. Dabei war sie überhaupt nicht müde. Es war eine nervöse Reaktion, ein körperliches Aufbegehren ihres innersten Wesens, das gerade in dem Moment dem Druck nachgab, als sie es am wenigsten erwartete.
    Habe ich Angst? Das waren doch bloß Nounous übliche Geschichten, die am liebsten überall den Teufel sehen würde. Warum sollte ich ihr glauben? Sie hat schon immer übertrieben. Weder Molines noch mein Vater haben mir verschwiegen, dass der Graf de Peyrac ein Gelehrter ist. Aber das bedeutet doch noch lange nicht, dass in seinem Palast Gott weiß welche teuflischen Orgien gefeiert werden. Wenn Nounou wirklich glauben würde, dass ich einem solchen Menschen in die Hände fallen könnte, würde sie mich nicht gehen lassen. Nein, davor habe ich keine Angst. Daran glaube ich nicht.
    Neben ihr hob der Marquis d’Andijos, der seine Serviette unters Kinn gebunden hatte, mit der einen Hand eine saftige Trüffel in die Höhe und mit der anderen sein Glas Bordeaux-Wein.
    »O göttliche Trüffel«, deklamierte er mit leicht heiserer Stimme, die von einem gelegentlichen zufriedenen Schluckauf unterbrochen wurde, »du Segen der Liebenden! Lass das fröhliche Feuer der Liebe durch meine Adern rinnen! Dann werde ich meinen Schatz liebkosen, bis der Morgen graut...!«
    Das ist es, dachte Angélique unvermittelt, das ist es, was ich nicht will, was ich niemals ertragen werde.
    Und vor ihrem geistigen Auge sah sie den schrecklichen, missgestalteten Grafen, dem sie ausgeliefert sein würde. In den stillen Nächten des fernen Languedoc würde dieser unbekannte Mann
jedes Recht über sie haben. Mochte sie auch rufen, schreien, flehen. Niemand würde kommen. Er hatte sie gekauft. Sie war verkauft worden. Und so würde es bis ans Ende ihres Lebens bleiben!
    Das denken sie doch alle, auch wenn sie es nicht laut sagen. Höchstens in den Küchen flüstern es sich die Knechte und Mägde zu. Darum sehe ich auch in den Augen der Musikanten dieses Mitleid. In den Augen des hübschen Henrico mit seinem lockigen Haar, der sich so gut aufs Tamburinspielen versteht. Aber ihre Heuchelei ist stärker als das Mitgefühl. Ein einziger Mensch wird geopfert, und so viele andere sind zufrieden! Gold und Wein fließen in Strömen. Kümmert es irgendjemanden, was zwischen ihrem Herrn und mir vorgehen wird? Oh, er wird mich niemals anfassen, das schwöre ich...
    Sie stand auf, denn mit einem Mal loderte in ihr ein fürchterlicher Zorn. Vor Mühe, sich zu beherrschen, wurde ihr beinahe übel. Als sie, umgeben vom lärmenden Getöse der Tafelnden, das sogar die laute Musik übertönte, dastand, glaubte sie, sie
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