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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges
Autoren: Anne Golon
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allzu sehr spotten sollte...«
    »Und was ist mit Gespenstern, Nounou, darf man über die spotten?«, wollte Angélique wissen.
    »Besser nicht, Liebes. Gespenster sind zwar nicht böse, aber die meisten von ihnen sind traurig und verletzbar, und warum sollte man die Qualen dieser armen Geschöpfe durch Spott noch vergrößern?«

    »Wieso weint denn die alte Dame, die hier im Schloss spukt?«
    »Wer weiß? Als ich sie vor sechs Jahren zwischen dem alten Gardesaal und dem großen Flur zum letzten Mal gesehen habe, da hat sie nicht mehr geweint, glaube ich. Vielleicht wegen der Gebete, die euer Großvater für sie in der Kapelle hat sprechen lassen.«
    »Ich habe ihre Schritte auf der Turmtreppe gehört«, behauptete Babette, die Dienerin.
    »Das war bestimmt eine Ratte. Die alte Dame von Monteloup ist sehr diskret und will niemanden stören. Vielleicht war sie ja blind, weil sie immer eine Hand vorstreckt. Oder sie sucht etwas. Manchmal tritt sie an die Betten der Kinder, wenn sie schlafen, und streicht ihnen übers Gesicht.«
    Fantines Stimme wurde leiser, düsterer.
    »Vielleicht sucht sie ja nach einem toten Kind.«
    »Gute Frau, Eure Fantasie ist grausiger als der Anblick einer Leichengrube«, protestierte der alte Guillaume erneut. »Mag ja sein, dass Euer Seigneur de Retz ein großer Mann gewesen ist und Ihr es nach zweihundert Jahren als eine Ehre betrachtet, seine Landsmännin zu sein... und womöglich ist auch die alte Dame von Monteloup eine höchst ehrenwerte Frau, aber ich sage Euch, es ist nicht gut, diese Herzchen hier in Angst und Schrecken zu versetzen, sodass sie vor lauter Furcht vergessen, ihre kleinen Mägen zu füllen.«
    »Ach, Euch steht es gut an, den Empfindsamen zu spielen, Ihr unverschämter Soldat, Ihr gottloser Kriegsknecht! Wie viele Mägen solcher Herzchen habt Ihr denn mit Eurer Pike durchbohrt, als Ihr dem Kaiser von Österreich auf den Schlachtfeldern in Deutschland, dem Elsass und der Picardie gedient habt? Wie viele Hütten habt Ihr angezündet, nachdem Ihr die Tür hinter der ganzen Familie zugeschlagen hattet, damit sie darin verbrennen? Habt Ihr nie Bauern aufgeknüpft?
So viele, dass die Äste unter ihrem Gewicht brachen? Und habt Ihr etwa keine Frauen und Mädchen geschändet, dass sie vor Scham zugrunde gingen?«
    »Wie alle anderen auch, gute Frau, wie alle anderen auch. So ist nun mal das Soldatenleben. So ist der Krieg. Aber das Leben dieser kleinen Mädchen hier besteht aus Spielen und fröhlichen Geschichten.«
    »Bis zu dem Tag, an dem Soldaten und Raubgesindel wie ein Heuschreckenschwarm übers Land kommen. Dann wird es ein Leben sein voller Soldaten, Krieg, Elend und Angst …«
    Verbittert öffnete die Amme einen großen Steinguttopf mit Hasenpastete und bestrich damit Brote, die sie ringsum verteilte, ohne dabei den alten Guillaume zu vergessen.
    »Ich, Fantine Lozier, ich will euch etwas erzählen, meine Kinder … hört gut zu.«
    Hortense, Angélique und Madelon, die ihr kleines Wortgefecht genutzt hatten, um ihre Suppenschalen zu leeren, hoben erneut den Kopf, und Gontran, ihr zehnjähriger Bruder, verließ die dunkle Ecke, in der er bis dahin geschmollt hatte, und kam näher. Jetzt war die Stunde des Krieges und der Plünderungen, der alten Haudegen und der Räuber, umhüllt von rotem Feuerschein, Schwerterklirren und den Schreien der Frauen …
    »Guillaume Lützen, kennt Ihr meinen Sohn, den Fuhrknecht unseres Herrn, des Barons de Sancé de Monteloup, hier im Schloss?«
    »Den kenne ich, ein sehr hübscher Junge.«
    »Nun denn! Alles, was ich Euch über seinen Vater sagen kann, ist, dass er zu den Truppen seiner Exzellenz des Kardinals Richelieu gehörte, als dieser sich auf den Weg nach La Rochelle machte, um die Protestanten auszurotten. Ich war keine Hugenottin, und ich hatte immer zur Jungfrau Maria gebetet, dass ich bis zu meiner Hochzeit unschuldig bleiben
möge. Aber nachdem die Truppen unseres allerchristlichsten Königs Ludwig XIII. durch unsere Gegend gezogen waren, war das Mindeste, was man sagen konnte, dass ich keine Jungfrau mehr war. Und ich habe meinen Sohn Jean-la-Cuirasse genannt zur Erinnerung an all diese Teufel, von denen einer sein Vater ist und deren mit Nägeln beschlagene Kürasse das einzige Hemd zerrissen haben, das ich damals besaß.
    Und was die Räuber und Banditen angeht, die der Hunger so oft auf die Straßen getrieben hat, da könnte ich Euch eine ganze Nacht lang wach halten und Euch erzählen, was sie im Stroh mit mir
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