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Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
Autoren: Lisa Desrochers
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hervor. «Hier habe ich noch ein paar Namen.»
    «Danke, aber das muss ich mir noch überlegen. Wenn ich das eben richtig verstanden habe, sollen wir zusammenarbeiten?»
    «Mr. Snyder hält sehr viel vom Diskutieren.» Ich verdrehe demonstrativ die Augen, aber das ist nur Show, denn in Wahrheit möchte ich nichts lieber tun, als mich mit Mystery Boy zu unterhalten. Mein neuer Sitznachbar ist wirklich hundertmal besser als Aaron Daly, der mitsamt seiner chronisch verstopften Nase inzwischen auf der anderen Seite des Ganges sitzt und in das Buch von Jenna Davis schnieft statt in meins. «Also – wie siehst du das Dilemma, in dem sich Tom befindet?»
    Auf eine leere Seite in meinem Heft schreibe ich oben: «Frannie und Luke: Zusammenfassung der zweiten Hälfte des Kapitels 26».
    Der Neue hebt eine Braue und zieht mir den Stift aus der Hand. Dann streicht er «Luke» durch und schreibt «Luc» darüber.
    Luc
    Dass sie meinen Namen falsch schreibt, kränkt mich irgendwie. Warum, weiß ich selber nicht. Ehe ich ihr antworte, korrigiere ich den Fehler. «Ich glaube, dass Tom ein paar Entscheidungen getroffen hat, für die er büßen muss.» Beispielsweise, indem er im Höllenfeuer schmort, doch das sage ich nicht.
    Ungläubig starrt sie mich an. «Wie? So einfach? Keine mildernden Umstände? Keine zweite Chance?»
    «Nein. An eine zweite Chance glaube ich nicht.» Das wäre ja noch schöner.
    Sie rückt ein Stück von mir ab, verschränkt die Arme vor der Brust und schaut mich stirnrunzelnd an. «Hast du denn noch nie einen Fehler gemacht? Oder etwas hinterher bereut?»
    «Nein.»
    «Aber es tut doch jeder mal etwas, das er nachher gern ungeschehen machen würde.»
    Ich schaue ihr tief in die blauen Augen. «Was würdest du denn gern ungeschehen machen, Frannie?»
    Als ich ihren Namen sage, zuckt sie zusammen, und mir wird klar, dass ich unfair bin. Ohne es wirklich zu wollen (oder darauf angewiesen zu sein!), habe ich meine Macht eingesetzt. Aber ihre Reaktion gefällt mir. Das muss ich zugeben.
    Als sie antwortet, liegt unüberhörbar Schmerz in ihrer Stimme. Ein schwacher Duft von Rosen ist zu vernehmen – der Duft der Trauer. Noch einmal taucht mein Blick in ihre Augen, und ich frage mich, woran sie jetzt denkt.
    «Vieles», sagt sie und senkt den Blick.
    Es überfällt mich wie aus heiterem Himmel: Mit einem Mal will ich nicht, dass sie leidet, sondern möchte alles daransetzen, sie glücklich zu machen. Nur ein winziges bisschen von meiner Macht, mehr wäre dazu nicht nötig …
    Hallo? Woher zum Teufel ist denn das jetzt gekommen? Und was war das für ein Gefühl, das mich eben gestreift hat? Dämonen kennen keine Gefühle, jedenfalls nicht solche . Schließlich bin ich kein Wohltäter, sondern habe eine Mission, und was die betrifft, scheint Miss Frannie Cavanaugh ziemlich vielversprechend. Genau genommen hoffe ich, dass sie Diejenige ist. Doch als es zum Ende der Stunde läutet, stelle ich verwundert fest, dass sie meinen Blick gefangen hält und nicht umgekehrt. Das kann ja noch interessant werden.
    Frannie blinzelt, als wäre sie aus einem Traum aufgeschreckt, und betrachtet die leere Seite. «Sehr weit sind wir ja nicht gekommen.»
    «Da bin ich anderer Meinung.» Ich schiebe ihr mein Heft zu.
    Mit gerunzelter Stirn liest sie meine zehn Stichpunkte. Sie stehen in Druckschrift unter «Frannie Cavanaugh und Luc Cain: Steinbecks Themen, Kapitel 26/2».
    «Hm», macht sie. «Gar nicht mal so übel.» Wahrscheinlich fragt sie sich, woher diese Punkte so mir nichts, dir nichts gekommen sind. Wäre ja auch verständlich. Ein skeptischer Geist – sehr gut. Sie hat auf jeden Fall Feuer. Das mag ich, da fühle ich mich fast wie zu Hause. «Hast du eigentlich schon dein Schließfach gefunden?», erkundigt sie sich, stopft ihr Buch und Heft in die Tasche und steht auf.
    «Das habe ich noch gar nicht gesucht.» Ich halte meine einzigen Besitztümer hoch, sprich, mein Heft und Früchte des Zorns .
    «Dabei bleibt es aber nicht. Wenn du nicht immer alles mit dir herumschleppen willst, kann ich dir helfen, dein Schließfach zu suchen.»
    Auf dem Weg zur Tür ziehe ich den Zettel mit der Schließfachnummer und Kombination aus der Gesäßtasche meiner Jeans. «Nummer –» Ich fange an zu lachen. Diese Nummer kann kein Zufall sein.
    «Was hast du denn?»
    «Hier steht 666.» Frannie schaut verlegen zu Boden.
    Dann zeigt sie über den Flur. «Das ist da drüben. Gleich neben meinem.»
    Ich weiß ja, dass es so etwas wie
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