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Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
Autoren: Lisa Desrochers
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Frannies Familie in ihre Einfahrt. Frannie bleibt noch eine Weile sitzen, bevor sie aussteigt und durch den Hof wandert. Ihre Eltern beobachten sie von der Veranda aus. Ihr Vater will ihr folgen, aber Gabriel legt ihm eine Hand auf die Schulter und deutet auf mich.
    Ich folge Frannie über den Rasen auf den Gehweg. Sie schlägt den Weg zu Taylors Haus ein.
    Ich halte mit ihr Schritt. «Frannie?»
    Sie schlurft über den Bürgersteig, ohne auf irgendetwas zu achten. Ich möchte die Hand nach ihr ausstrecken, doch ich tue es nicht. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich sie berühren kann, ohne …
    Ich trete vor sie und gehe rückwärts. Dabei beuge ich mich ein wenig vor, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein.
    «Frannie … kannst du mich hören?»
    Nichts.
    «Ich weiß, dass das hier …» Ein heißer, feuchter Kloß in meiner Kehle erstickt meine Worte. Was will ich sagen? Dass es schwer ist? Das hier ist mehr als schwer. Es ist unmöglich.
    Als Frannies Finger meine Wange berühren, merke ich, dass ich stehen geblieben bin. Ich blicke auf, und sie sieht mir in die Augen. Ihre Fingerspitzen sind feucht.
    «Du weinst», sagt sie.
    Das ist unmöglich. «Ich kann nicht weinen. Ich bin jetzt ein Dämon … im Großen und Ganzen.»
    Sie reibt mit dem Daumen über die Fingerspitzen. «Doch, du weinst.» Sie hebt die feuchten Fingerspitzen an die Lippen. Tränen laufen ihr über die Wangen. Sie setzt sich auf den Bordstein und stützt den Kopf in die Hände. Die Haare fallen ihr ins Gesicht.
    Ich setze mich neben sie – in sicherem Abstand. «Es tut mir schrecklich leid, Frannie.» Das klingt lächerlich unzulänglich.
    «Ich konnte sie nicht retten. Sie ist jetzt in der Hölle, Luc.» Sie schluchzt. «Ich konnte sie nicht zurückholen.»
    «Es ist nicht deine Schuld.»
    Ihr Kopf fährt hoch, und sie starrt mich wütend an, feuchte Haarsträhnen kleben an ihren Wangen. «Natürlich ist es meine Schuld», knurrt sie leise.
    Aber dann macht sie große Augen. «Du bist ein Dämon?»
    Ich nicke.
    Sie zieht eine Grimasse. «Kannst du sie holen? Ich meine, aus der Hölle?»
    Als ich den Schmerz in Frannies Gesicht sehe, bin ich bereit, es zu versuchen, obwohl es mir niemals gelingen und ich das Ganze auch nicht überleben würde.
    «Wenn du willst, Frannie, versuche ich es.»
    Sie schließt langsam die Augen. Als sie sie wieder aufschlägt, scheint Hoffnung darin auf. Aber dann wird ihr Blick wieder stumpf. «Du kannst sie auch nicht retten, oder?»
    Ich senke den Blick. Es bringt mich schier um, sie so zu sehen. «Nein.»
    «Und sie würden dich auch umbringen.»
    «Sozusagen.»
    Ich stehe auf, denn ich ertrage es nicht, ihr so nah zu sein, und trete auf die Straße. Ich verschränke die Hände hinter dem Kopf, atme tief durch und denke nach. Als ich mich wieder zum Bordstein umwende, ist Frannie aufgestanden. Sie weint wieder. Ich gehe zu ihr, ohne sie richtig anzusehen, und als ich näher komme, streckt sie die Hand nach mir aus.
    «Luc, es tut mir schrecklich leid. Ich weiß, dass es nicht deine Schuld war, das mit Lili.»
    Ich stehe stocksteif da, richte den Blick in die Ferne und balle die Hände zu Fäusten, damit ich Frannie nicht an mich ziehe. Denn das kann ich nicht, sosehr ich es auch möchte. Ich kann nicht zurück.
    Niemals habe ich einen solchen Schmerz empfunden – den Schmerz des Verlustes, nachdem man alles besessen und es verloren hat. Doch ich habe ihn verdient. Denn Frannie täuscht sich. Es war meine Schuld. Alles, was Frannie widerfahren ist, seit ich einen Fuß in diese Stadt gesetzt habe, ist meine Schuld.
    Wenn ich hierbleibe, werde ich Frannie zerstören.
    Ich schüttele ihre Berührung mit einem Achselzucken ab. «Frannie …»
    Sie hockt sich wieder auf den Bordstein. «Es ist zu spät, nicht wahr? Ich hab’s vermasselt.» Sie presst das Gesicht auf die Knie und verschränkt die Hände hinterm Kopf.
    «Ich glaube nicht …», setze ich an, bevor mir das Herz so hoch im Hals schlägt, dass ich kein Wort mehr herausbringe. Ich laufe auf und ab, bis ich wieder sprechen kann. «Frannie, ich kann das einfach nicht noch mal machen.»
    Sie hebt den Kopf nicht, doch der Laut, der ihr entfährt – ein gedämpftes Wimmern –, lässt das wenige Blut, das mir geblieben ist, in den Adern gefrieren.
    «Das …» Ich zeige mit einer vagen Geste auf die Welt, obwohl sie nicht hinschaut. «Das hier ist eine Katastrophe – für uns alle. Du musst begreifen, dass es so am besten ist. Ich kann nicht
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