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Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
Autoren: Lisa Desrochers
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Blick flackern so viele Gedanken auf, dass ich keinen zu fassen kriege. Dann beugt er sich vor und küsst mich. Ich ziehe ihn aufs Bett. Die Frage ist heraus, bevor ich sie mir bewusst gestellt habe: «Hast du Lucifer gekannt, bevor Er fiel?»
    Er erstarrt, doch seine Stimme ist ruhig wie immer, tröstlich. «Frannie, mach dir um Ihn im Augenblick keine Sorgen. Leg dich schlafen.»
    Plötzlich ist mir unbehaglich, etwas tief in meinem Innern will sich nicht abwimmeln lassen. «Ich mache mir keine Sorgen. Ich will es nur wissen.»
    Er schüttelt langsam den Kopf. «Ich wurde kurz nach dem Krieg geschaffen. Da war er schon fort.»
    «Dann … hast du Ihn also als Engel nicht gekannt?»
    Gabe kneift die Augen zusammen. «Worauf willst du hinaus?»
    Ich zucke die Achseln, denn das weiß ich nicht so genau. Es ist nur so ein Gefühl, das ich nicht erklären kann. «Wahrscheinlich auf nichts Besonderes.»
    Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn und legt sich hin. «Schlaf jetzt, Frannie!»
    Meine Augenlider werden schwer, und ich schließe sie, doch die Bilder aus meinem Albtraum verfolgen mich – Taylor, Blut, Lilith. Ich lege eine Hand auf Gabes Brust, dahin, wo sein Herz wäre, und versuche, nicht zu wollen, was er mir nicht geben kann. Trotzdem will ich ihm nah sein. «Ist das okay so?»
    Er stößt einen zitternden Seufzer aus und streichelt meine Schulter. «Perfekt.»
    Stunden später schlafe ich tatsächlich ein.

    Als ich aufwache, sickert blassgraues Licht durch den Baum vor dem Fenster. Ich bin allein im Bett, und die letzten fünf Tage sind in einem einzigen Nebel versunken – wie nach einem fünftägigen Besäufnis. Ich fühle mich, als hätte ich einen Kater, und habe Mühe zu unterscheiden, was Realität und was ein Trugbild ist. Taylors Ermordung ist Realität – kein Traum kann so einen heftigen Schmerz verursachen. Dass Luc fort ist: Realität. Gabe … letzte Nacht? Ich habe Schmetterlinge im Bauch, als ich mich an seine sanfte Berührung erinnere. Hätten wir wirklich beinahe miteinander geschlafen? Hat er wirklich gesagt, dass er mich liebt? Ich glaube, das war auch Realität. Er würde seine Flügel für mich opfern – das hat er gesagt.
    Doch er ist fort.
    Ich fege die Enttäuschung beiseite und schaue auf die Uhr, bevor ich mir mein Handy schnappe und mich bei Ricco noch einmal krank melde.
    Er meint, ich bräuchte gar nicht mehr wiederzukommen.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 28
    Das Ende aller Tage
Luc
    «Alles in Ordnung?» Ich lehne mit der Stirn an der kalten, gefliesten Wand des Krankenhauses, und die Stimme und die Hand auf meinem Arm lassen mich zusammenfahren. Ich stehe schon eine Weile hier, um den Mut zu sammeln, an die Tür von Zimmer 322 zu klopfen.
    Sie heißt Robin.
    Ich hebe den Kopf und bemühe mich um ein Lächeln für die Krankenschwester. «Ja.»
    Sie bedenkt mich mit einem letzten besorgten Blick und geht den Flur hinunter. Ich atme tief durch und hebe die Hand, um zu klopfen, als die Tür aufschwingt und sie in einem flatternden grünen Krankenhauskittel aus dem Zimmer tritt. Ich kann gerade noch aus dem Weg springen, sonst wäre sie mit mir zusammengestoßen.
    «Oh, tut mir leid», sagt sie. Ihre Augen sind von demselben Grün, doch ohne Liliths Feuer wirken sie stumpf.
    Ich bin derjenige, dem es leidtut. Ich senke den Blick und öffne meinen trockenen Mund, finde jedoch die richtigen Worte nicht und schließe ich ihn wieder. Ich hebe den Blick und sehe ihr in die Augen. Das Herz klopft mir bis zum Hals.
    Sie sieht mich an und runzelt die Stirn.
    «Tut mir leid», sage ich. Mehr bringe ich an Entschuldigung nicht zustande. Ich drehe mich um und laufe über den Flur zur Treppe, wo ich auf dem Weg nach unten zwei Stufen auf einmal nehme. Als ich am Auto bin, bekomme ich keine Luft. Keuchend stütze ich mich auf den Kotflügel.
    Sie erinnert sich nicht. Das war in ihren Augen deutlich zu sehen. Sie hatte keine Ahnung, wer ich bin. Das müsste mir ein Trost sein, aber es ändert nichts an dem, was passiert ist – was ich ihr angetan habe. Und mehr als ein mageres «Tut mir leid» habe ich nicht zustande gebracht.
    Ich schulde ihr sehr viel mehr.
    Ich lehne am Kotflügel und hadere mit mir – wie jede verstrichene Minute, seit mir klargeworden ist, dass ich wieder sterblich bin. Ich sollte Meilen weit weg sein, Hunderte von Meilen weit weg. Außer Reichweite der Versuchung. Doch ich bringe es nicht über mich fortzugehen.
    Denn ohne Frannie zu leben ist, als wolle ich ohne
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