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Ange Pitou, Band 1

Titel: Ange Pitou, Band 1
Autoren: Alexander Dumas
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sich Elie und Hullin entgegen warf; haltet ein, im Namen der Gefangenen!
    Und diese Männer, die den Tod für sich nicht fürchteten, wichen ebenfalls blaß und zitternd zurück.
    Was wollen Sie? sagten sie, an den Gouverneur die Frage wiederholend, die schon von der Garnison an ihn gemacht worden war.
    Ich will, daß alle sich entfernen, erwiderte Herr de Launay. Ich werde keine Vorschläge annehmen, solange ein Fremder in den Höfen der Bastille ist.
    Werden Sie aber nicht unsere Abwesenheit benützen, um alles wieder in stand zu setzen? entgegnete Billot.
    Wird die Kapitulation verweigert, so finden Sie alle Dinge, wie sie sind. Sie an jenem Thore, ich an diesem.
    Sie geben uns Ihr Wort?Bei meinem adeligen Ehrenwort.
    Einige schüttelten den Kopf.
    Bei meinem adeligen Ehrenwort! wiederholte de Launay. Ist einer hier, der zweifelt, wenn ein Edelmann bei seinem Worte geschworen hat?
    »Nein, nein, niemand, wiederholten fünfhundert Stimmen.
    Man bringe mir hierher Papier, eine Feder und Tinte.
    Die Befehle des Gouverneurs wurden auf der Stelle vollzogen.
    Es ist gut, sagte de Launay.
    Dann wandte er sich gegen die Angreifenden um und rief ihnen zu: Und nun, Ihr Leute, zieht euch zurück.
    Billot, Hullin und Elie gaben das Beispiel und zogen sich zuerst zurück.
    Alle anderen folgten ihnen.
    De Launay legte die Lunte auf die Seite und fing an, die Kapitulation auf seinem Knie zu schreiben.
    Die Invaliden und die Schweizer begriffen, daß es sich um ihre Rettung handelte, und sahen ihm stillschweigend und mit einem gewissen ehrfurchtsvollen Grauen zu.
    De Launay wandte sich um, ehe er die Feder auf das Papier setzte. Die Höfe waren frei.
    In einem Augenblick erfuhr man außen alles, was innen vor sich ging.
    Die Bevölkerung kam, wie Herr von Losme gesagt hatte, unter dem Pflaster hervor. Hunderttausend Menschen umgaben die Bastille.
    Es waren nicht allein Arbeiter, es waren Bürger von allen Klassen. Es waren nicht nur Männer, es waren Kinder, es waren Greise.
    Und alle hatten eine Waffe, alle stießen einen Schrei aus.
    Da und dort sah man mitten unter den Gruppen eine in Thränen zerfließende Frau mit zerzausten Haaren, die Hände ringend und den steinernen Riesen mit einer verzweifelten Geberde verfluchend.
    Es war eine Mutter, deren Sohn die Bastille niedergeschmettert, es war eine Tochter, der die Bastille den Vater niedergeschmettert,es war ein Weib, dem die Bastille den Mann niedergeschmettert hatte.
    Doch seit einem Augenblick hatte die Bastille keinen Lärm, keine Flamme, keinen Rauch mehr. Die Bastille war erloschen. Die Bastille war stumm wie ein Grab.
    Vergebens hätte man es versucht, alle die Flecken von Kugeln zu zählen, die ihre Oberfläche besprenkelten. Jeder hatte seinen Schuß diesem Granitungeheuer, dem sichtbaren Symbol der Tyrannei, zusenden wollen.
    Als man erfuhr, die furchtbare Bastille sei zu kapitulieren im Begriff, der Gouverneur habe sie zu übergeben versprochen, wollte es niemand glauben.
    Unter dem allgemeinen Zweifel, als man es noch nicht wagte, sich Glück zu wünschen, als man noch stillschweigend wartete, sah man durch eine Schießscharte einen an die Spitze eines Degens gesteckten Brief hervorkommen.
    Nur war zwischen dem Brief und den Belagernden der breite, tiefe mit Wasser gefüllte Graben.
    Billot verlangt ein Brett: drei werden gebracht; er versucht, ohne daß sie, da sie zu kurz sind, das Ziel erreichen zu können. Ein viertes berührt die zwei Ränder des Grabens.
    Billot befestigt sie, so gut er es vermag, und wagt sich, ohne zu zögern, auf die zitternde Brücke.
    Die ganze Menge bleibt stumm. Aller Augen sind auf den Mann gerichtet, der über dem Graben zu schweben scheint. Zitternd setzt sich Pitou auf die Rückseite der Böschung und verbirgt seinen Kopf zwischen seinen Beinen.
    Das Herz bricht ihm, er weint.
    Plötzlich, in dem Augenblick, wo Billet die zwei Drittel des Uebergangs erreicht hat, schwankt das Brett. Billot streckt die Arme aus, fällt und verschwindet im Graben.
    Pitou stürzt ihm brüllend nach, wie ein Neufundländer Hund seinem Herrn.
    Da nähert sich ein Mensch dem Brett, von dem Billot herabgefallen war.Ohne Zögern schlägt er denselben Weg ein. Dieser Mensch ist Stanislaus Maillard, der Gerichtsdiener im Chatelet.
    An der Stelle angelangt, wo Billot und Pitou im Schlamme zappeln, schaut er einen Augenblick unter sich, und da er sieht, daß sie den Rand des Grabens unversehrt erreichen werden, schreitet er vorwärts.
    Eine halbe Minute
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