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Ange Pitou, Band 1

Titel: Ange Pitou, Band 1
Autoren: Alexander Dumas
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Gefangenwärter; doch wenn Sie in die Archive wollen, beeilen Sie sich; ich glaube, man verbrennt die Papiere.
    Oh! dann ist kein Augenblick zu verlieren! rief Gilbert; in die Archive!
    Und er eilte nach dem Hofe des Gouvernements; die Menge, an deren Spitze beständig Billot und Pitou marschierten, folgte ihm auf den Fersen.
    Vor der Thüre des Saales der Archive brannte ein ungeheures Feuer von Papieren.
    Man hatte sich der Archive der Bastille bemächtigt. Es war ein weiter, mit Registern und Plänen gefüllter Saal; die Akten von allen seit hundert Jahren in der Bastille eingeschlossenen Gefangenen lagen hier aufgehäuft. Das Volk zerriß diese Papiere voll Wut; ohne Zweifel dünkte es ihm, wenn es alle die Gefängnisregister zerreiße, gebe es auf eine gesetzliche Weise den Gefangenen die Freiheit.
    Gilbert trat ein; unterstützt von Pitou, durchsuchte er die Register, die noch aufrecht in den Fächern standen; die Register des laufenden Jahres fanden sich nicht.
    Der Doktor, sonst ein ruhiger, kalter Mann, stampfte vor Ungeduld mit dem Fuße. In diesem Augenblicke gewahrte Pitou einen von den heldenmütigen Straßenjungen, deren es immer noch bei den Volkssiegen giebt; er lief nach dem Feuer und trug auf seinem Kopf einen Band, der seiner ganzen Form nach demjenigen ähnlich war, welchen der Doktor Gilbert durchblätterte.
    Pitou eilte ihm nach und hatte ihn mit seinen langenBeinen bald eingeholt. Es war das Register vom Jahre 1789.
    Die Unterhandlung dauerte nicht lange. Pitou gab sich als Sieger zu erkennen, erklärte, ein Gefangener bedürfe des Registers, und der Straßenjunge trat es ihm ab und tröstete sich mit den Worten: Bah! ich werde ein andres verbrennen.
    Pitou öffnete das Register, suchte, blätterte, las, und fand, bei der letzten Seite angelangt, die Worte: Heute, am 9. Juni 1789, ist Herr Gilbert, Philosoph und sehr gefährlicher Publizist, eingetreten; in den engsten Gewahrsam zu bringen.
    Er brachte das Register dem Doktor.
    Herr Gilbert, ist das nicht das, was Sie suchen?
    Oh! rief der Doktor, das Register ergreifend, ja, das ist es. Wir wollen sehen, von wem der Befehl kommt.
    Und er suchte am Rande.
    Necker! rief er, der Befehl, mich zu verhaften, von Necker, meinem Freunde, unterzeichnet. Oh! hier waltet sicherlich ein Irrtum ob.
    Necker ist Ihr Freund? rief die Menge voll Achtung, denn man erinnert sich, welchen Einfluß dieser Name auf das Volk übte.
    Ja, ja, mein Freund, ich behaupte es, sagte der Doktor, und Necker, davon bin ich fest überzeugt, wußte nicht, daß ich im Gefängnis war. Doch ich will ihn aufsuchen und ...
    Wo aufsuchen? fragte Billot.
    In Versailles.
    Herr Necker ist nicht in Versailles; Herr Necker ist in der Verbannung, in Brüssel.
    Aber seine Tochter?
    Die Tochter wohnt auf dem Gute Saint-Ouen, sprach eine Stimme aus der Menge.
    Ich danke, sagte Gilbert, ohne nur zu wissen, an wen er seinen Dank richtete.
    Dann wandte er sich gegen die Verbrenner und sprach:
    Freunde, im Namen der Geschichte, die in diesen Archivendie Verurteilung der Tyrannen finden wird, flehe ich euch an, haltet ein mit der Verwüstung! Zerstört die Bastille Stein um Stein, daß keine Spur davon übrig bleibt, aber verschont die Papiere, verschont die Register, das Licht der Zukunft liegt darin.
    Kaum hatte die Menge diese Worte gehört, als sie dieselben mit ihrem erhabenen Verstande erwog.
    Der Doktor hat recht, riefen hundert Stimmen, keine Verwüstung! Nach dem Stadthause alle Papiere!
    Ein Pompier, der mit fünf bis sechs von seinen Kameraden, eine Feuerspritze schleppend, in den Hof gekommen war, richtete die Röhre seines Werkzeugs nach dem Herd und löschte ihn aus.
    Und auf wessen Verlangen sind Sie verhaftet worden? fragte Billot.
    Ah! das ist es gerade, was ich suche und nicht herausbringen kann, der Name ist nicht beigeschrieben, antwortete der Doktor.
    Und nachdem er einen Augenblick nachgedacht hatte, fügte er hinzu: Doch ich werde es erfahren.
    Und er riß das Blatt, das ihn betraf, heraus, legte es zusammen und steckte es in seine Tasche. Dann sprach er zu Billot und Pitou: Freunde, laßt uns gehen, wir haben nichts mehr hier zu thun.
    Gehen wir, erwiderte Billot; nur ist das leichter gesagt, als ausgeführt.
    Durch die Neugierde gedrängt, strömte gegen das Innere der Höfe eine solche Menge durch den Eingang der Bastille, daß sie deren Thore versperrte. Am Eingang der Bastille waren die andern Gefangenen.
    Acht Gefangene, Gilbert mitgezählt, hatte man befreit.
    Sie
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