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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda
Autoren: Michael Crichton
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friedlich aus, aber tot sind sie.«
    Shawn: »Irgendwie sehen sie nicht richtig tot aus. Es fehlt etwas. Komisch … Aber sie liegen überall herum. Müssen Dutzende sein.«
    Crane: »Als ob sie tot umgefallen wären. Mitten im Schritt gestolpert und tot umgefallen.«
    Shawn: »Überall auf der Straße, auf den Bürgersteigen …«
    Wieder eine Pause, dann Crane: »Sir!«
    Shawn: »Heiland!«
    Crane: »Sehen Sie ihn? Den Mann im langen weißen Hemd, der die Straße …«
    Shawn: »Klar sehe ich ihn.«
    Crane: »Er steigt über sie hinweg wie …«
    Shawn: »Er kommt genau auf uns zu.«
    Crane: »Hören Sie, Sir, ich glaube, wir sollten von hier verschwinden. Verzeihen Sie meine …«
    Jetzt folgten ein hoher, schriller Schrei und ein dumpfes Scharren. Damit endete der Funkkontakt. Dem Kontrollzentrum in Vandenberg gelang es nicht, die Verbindung mit den beiden Männern wieder aufzunehmen.

Krise
     
    Der britische Ministerpräsident Gladstone soll, als er von Gordons Tod in Ägypten erfuhr, verärgert gemurrt haben: Der General hätte sich auch einen passenderen Zeitpunkt zum Sterben aussuchen können. Gordons Tod stürzte die Regierung Gladstone in Aufruhr und Krise. Ein Mann aus Gladstones Umgebung bemerkte, die Umstände des Sterbens seien immer einmalig und unvorhersehbar; darauf antwortete Gladstone mürrisch: »Alle Krisen sind gleich!« Er meinte natürlich politische Krisen. 1885 und in den darauffolgenden knapp vierzig Jahren gab es noch keine wissenschaftlichen Krisen. Seitdem hat es acht solcher Krisen von großer Tragweite gegeben; zwei davon sind einer breiteren Öffentlichkeit bekanntgeworden. Es ist interessant, daß diese beiden – die Atomenergie und die Weltraumforschung – die Chemie und Physik betrafen, nicht aber die Biologie.
    Das stand zu erwarten. Die Physik wurde als erste unter den Naturwissenschaften in vollem Umfang modern und weitgehend mathematisch – eine exakte Wissenschaft. Ihr folgte bald darauf die Chemie. Die Biologie hingegen blieb als Spätentwicklerin weit zurück. Selbst zur Zeit eines Galilei oder Newton wußten die Menschen mehr über den Mond und andere Himmelskörper als über ihren eigenen Körper.
    Dieser Zustand änderte sich erst gegen Ende der vierziger Jahre. Die Nachkriegszeit brachte, angeregt durch die Entdeckung der Antibiotika, eine neue Ära der Biologie mit sich. Plötzlich waren sowohl Begeisterung als auch Geld für die Biologie da, und es folgte ein wahrer Strom von Entdeckungen: Psychotrope Drogen, Steroidhormone, die Immunologie, der genetische Code. 1953 wurde die erste Nierenverpflanzung vorgenommen, 1958 waren die Tests der ersten Pillen zur Geburtenkontrolle abgeschlossen. Es dauerte nicht lange, bis die Biologie zu der am raschesten sich entfaltenden Disziplin unter allen Wissenschaften geworden war; ihr Wissensbestand verdoppelte sich alle zehn Jahre. Forscher mit Weitblick sprachen bereits allen Ernstes von Eingriffen ins Erbgut, von einer Kontrolle der Evolution und von der Einflußnahme auf die Psyche. Solche Ideen hätte man noch zehn Jahre zuvor als wilde Spekulationen belächelt.
    Und doch kam es nie zu einer Krise der Biologie. Der Fall »Andromeda« sorgte für die erste.
    Nach der Definition von Lewis Bornheim ist eine Krise eine Situation, in der ein zuvor tragbares Gefüge von Gegebenheiten durch das Hinzutreten eines neuen Faktors plötzlich untragbar wird. Es spielt kaum eine Rolle, ob dieser neue Faktor ein politischer, wirtschaftlicher oder wissenschaftlicher ist; der Tod eines Nationalhelden, instabile Preise oder eine technologische Erfindung können die Ereignisse gleichermaßen auslösen. In diesem Sinne hatte Gladstone recht: Alle Krisen sind gleich.
    Der bekannte Gelehrte Alfred Pockran hat in seiner Studie über die Krisen (Culture, Crisis and Change) einige interessante Punkte hervorgehoben. Zunächst stellt er fest, daß der Beginn einer jeden Krise weit vor ihrem eigentlichen Ausbruch zu suchen ist. Einstein veröffentlichte seine Relativitätstheorie in den Jahren 1905-15, aber erst vierzig Jahre später erreichte sein Werk einen Kulminationspunkt – mit dem Ende eines Krieges, dem Beginn eines neuen Zeitalters und den Anfängen einer Krise.
    Ein anderes Beispiel: Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts interessierten sich amerikanische, deutsche und russische Wissenschaftler für die Raumfahrt, aber nur die Deutschen erkannten die militärischen Möglichkeiten eines Einsatzes von Raketen. Und als nach dem Kriege die
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